Gedenkstunde am Dom:

Die Gemeinden im Evangelischen Kirchenkreis an Lahn und Dill sind am morgigen Sonntag dazu aufgerufen, in ihren Gottesdiensten im Gebet an die Ermordeten von Halle, ihre Angehörigen und an die Geschwister in der jüdischen Gemeinde zu denken. Darum hat Roland Rust, der leitende Geistliche des Kirchenkreises, anlässlich des Anschlags auf eine Synagoge in Halle gebeten.

Mit einer Gedenkstunde vor dem Wetzlarer Dom haben rund 20 Bürger des Terroranschlages in Halle mit zwei Toten gedacht. „Mich hat dieser Anschlag emotional so mitgenommen, dass ich einfach handeln musste“, sagte die Initiatorin Edith Arabin (Daubhausen). Sie sei entsetzt, dass rund 70 Jahre nach dem Dritten Reich wieder solch ein Anschlag möglich ist. „Ich bin froh, dass ich aus meinen Gedanken zum Handeln übergegangen bin“, sagte Arabin, der man die Hilflosigkeit angesichts der Ereignisse ansehen konnte.
Björn Heymer, evangelischer Pfarrer am Dom, trug aus Solidarität eine Kippa, die traditionelle Kopfbedeckung der Juden. Dieser Terroranschlag treffe nicht nur die Menschen jüdischen Glaubens sondern alle Menschen, sagte er. Darin werde die Gottlosigkeit des Nationalismus sehr deutlich.
Pfarrer Jörg Süß zeigte sich bestürzt, dass Menschen jüdischer Herkunft nach den schrecklichen Ereignissen um den Zweiten Weltkrieg wieder um ihr Leben und ihre Integrität fürchten müssen.
Er mahnte, bereits der Aufrüstung in der Sprache entgegen zu wirken, bevor sich Menschen mit nationalistischem Gedankengut auch mit Waffen aufrüsten.

Zu einer Mahnwache hatte auch das Evangelische Dekanat in Gießen am gestrigen Freitagabend aufgerufen, um den Beginn des Freitagsgottesdienstes entsprechend zu begleiten und den Gottesdienstbesuchern zu zeigen, dass ihre Mitbürger zu ihnen stehen. Dem schloss sich die Gesellschaft für Christlich-jüdische Zusammenarbeit Gießen-Wetzlar an. Sie appellierte an die Bevölkerung, sich zu beteiligen und ein “Zeichen gegen Antisemitismus, Terror und Gewalt” zu setzen. Evangelischer Vorsitzender ist hier Pfarrer Wolfgang Grieb aus Hermannstein, gleichzeitig Synodalbeauftragter des Evangelischen Kirchenkreises an Lahn und Dill für das Christlich-jüdische Gespräch.

„Lasst uns beten zu Gott, unserem Vater, durch den wir in Christus das Leben haben: für unsere jüdischen Geschwister, die angefeindet und bedroht werden. Für die Opfer des Mordanschlags in Halle. Hilf, dass Hass und Gewalt nicht das letzte Wort behalten.“ So hat Pfarrer Manfred Rekowski im nordrhein-westfälischen Landtag im Rahmen einer Andacht gebetet. Der Präses der rheinischen Kirche forderte ein konsequentes Vorgehen gegen rechtsextremistische Gruppen, Parteiungen und Personen sowie ihr Umfeld.

Die vollständige Pressemitteilung dazu ist hier zu finden:

EKiR-Pressemitteilung vom 10.10.2019

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