61-jähriger Norbert Schenk steckt seine Freizeit in die Musik:

Seine Arbeitszeit gehört dem Lahn-Dill-Kreis. Aber seine Freizeit steckt Norbert Schenk ganz in die Musik.

Seit 40 Jahren sitzt er Sonntag für Sonntag in Steindorf auf der Orgelbank. Seit 1991 spielt er das Instrument auch in der Albshausener Kirche. „An der Orgel erlebe ich Freiheit“, zeigt sich der 61-jährige fasziniert von dem Instrument und seiner Aufgabe.

Dabei kam der Dienst in der Kirche eher unerwartet auf ihn zu. Sein Großvater hatte die Orgel von 1932 bis 1984, also 52 Jahre, gespielt. Auch der Vater hat die Orgeltasten bedient, wenn der Großvater krank war. Dieses Mal aber erkrankte der Großvater ernsthaft. Deshalb fragte Pfarrer Fritz Angne den 21-jährigen Norbert Schenk, ob er in die Fußstapfen seiner Vorfahren treten könne. „Ich habe zugesagt, auszuhelfen“, erinnert sich der Steindorfer.

Aus der Aushilfe sind inzwischen vier Jahrzehnte geworden. Den Dienst nimmt Schenk sehr ernst. Urlaub nimmt er von Sonntag nach dem Orgelspiel bis zum nächsten Samstag, denn er will am nächsten Sonntag wieder die schwarzen und weißen Tasten bedienen. „Ich habe immer das Gefühl gehabt, der Großvater hat es erwartet, mich aber nicht gezwungen“, blickt der Vater der 22-jährigen Tochter Lisann zurück. Die rechnet vor, dass der Vater die Orgel in 2.000 Gottesdiensten gespielt und dabei 12.000 Lieder angestimmt hat. Nicht mitgerechnet sind die musikalischen Begleitungen von Taufen, Hochzeiten und Trauerfeiern.

„Ich habe spät mit der musikalischen Ausbildung begonnen, erst mit zwölf Jahren“, schildert Schenk. Zunächst lernte er im ehemaligen Musikhaus Uhl in der Wetzlarer Langgasse an der Hammond-Orgel. In der Musikschule belegte er Chorleiterlehrgänge. Mit 15 Jahren spielte er in einer Band. Tausende Auftritte sollen noch folgen, denn die Musik wird immer wichtiger in seinem Leben. Mit Anke Schneider tourt er durch Hessen und Rheinland-Pfalz. 25 Jahre sind sie als Show- und Tanzband gemeinsam unterwegs. „Wir können 1300 Lieder aus dem Stehgreif spielen“, erzählt Schenk.
2013 geht die Gründung der Band Lagana, die irische und schottische Lieder in ihren Konzerten spielt, auf seine Initiative zurück.

Schenk macht nicht nur Musik, er produziert sie auch. „Wir nehmen die Instrumente bei mir im Haus auf und mischen sie später im Studio“, erzählt der heimatverbundene Musiker. Seine erste große Produktion hat er bei dem Musiker Siegfried Fietz in dessen Abakus-Studio in Greifenstein-Allendorf gemacht. „Das war eine herausragende Erfahrung für mich“, erinnert sich Schenk, denn das Studio sei sehr professionell ausgestattet.

Auch der Steindorfer Fasching ist kaum ohne seine musikalische Begleitung denkbar, hat dort eine Mundartgruppe ins Leben gerufen. In diesem Jahr hat er erstmals bei der Prinzenproklamation der WKG in der Wetzlarer Stadthalle für Musik gesorgt.

Er komponiert Lieder auf Bestellung, hat schon für die Gruppe „Münchner Freiheit“ gearbeitet. In der Corona-Zeit hat er ein Mundartlied „Ritze roure Traktor“ verfasst, das bei Mundartinterpreten sehr beliebt ist. „Bei Konzerten muss es so klingen, dass wir dabei Spaß haben, auch wenn viel Arbeit dahinter steckt“, gibt er Einblick in seine Auftritte.

Während der Corona-Pandemie war es ihm wichtig, dass kein Mensch ohne musikalische Begleitung zu Grabe getragen wurde. Weil die Trauerfeiern nicht in der Kirche stattfinden konnten, hat er ein Stromkabel auf den Friedhof geführt und dort am offenen Grab sein Keyboard erklingen lassen“. An Heiligabend spielte er draußen vor der Kirchentür Weihnachtslieder. Seit 1988 gehört er dem Presbyterium an. 2021 hat er die Kulturkirche ins Leben gerufen. Dort gibt es Konzert, Schauspieler sollen Buchlesungen machen, es gibt Mundart- Beiträge.

„Wir müssen zeigen, dass die Kirche in der Mitte steht, dass sie wichtig ist“.

Und die Kulturkirche-Veranstaltungen sind voll.

lr

Seit 40 Jahren jeden Sonntag in der Steindorfer Kirche auf der Orgelbank: Organist Norbert Schenk.