Ukrainer berichten im Laurentiuskonvent:

Acht Jugendliche und junge Erwachsene aus der Ukraine sind derzeit im Laurentiuskonvent Laufdorf zu Besuch, manche von ihnen bereits zum zweiten Mal. Seit 2016/17 pflegen der Arbeitskreis Frieden im Kirchenkreis Braunfels, der Laurentiuskonvent Laufdorf sowie der Osteuropa Ausschuss des Evangelischen Kirchenkreises Wetzlar Beziehungen zu einer Hilfsorganisation in der Ukraine.

Wie kann man den traumatischen Erfahrungen von Geflüchteten, unter ihnen auch Kinder von Soldaten, begegnen? Und wie kann angesichts der anhaltenden bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen prorussischen Separatisten und dem ukrainischen Militär im Osten des Landes Versöhnung praktiziert werden? Diese Fragen standen jetzt im Mittelpunkt eines Gesprächsabends.

Die „Charitable Foundation of Children of Hope and Love“ wurde vom ökumenischen St. Clemens-Institut in Kiew mit dem Ziel gegründet, vor allem geflüchteten Kindern und Jugendlichen aus dem Kriegsgebiet im Osten des Landes zu helfen. Hierbei geht es darum, den Verlust von Heimat zu bewältigen, Vertrauen neu aufzubauen und eine Zukunftsvision für das Land zu entwickeln, aber auch darum, Spaß zu erleben. So berichtete die Ukrainerin Anna Dovyk von Zeltlagern und Theaterprojekten, bei denen Kinder die Texte schreiben, Kostüme und Aufführungen gestalten sowie von Programmen für Mütter mit Ausflügen und Museumsbesuchen.

Für den Dialog zwischen religiösen und zivilen Organisationen und unter Jugendlichen tritt auch die Initiative „Dialogue in Action“ ein, die zudem Bücher zu diesem Thema publiziert. Koordinatorin Lidiya Lozova berichtete über deren Projekte, zu denen eine Dialogschule gehört, finanzielle Zuschüsse und ein Dialogprojekt für Jugendliche aus unterschiedlichen Regionen der Ukraine sowie aus verschiedenen Konfessionen und Religionen. Zwei junge Ukrainerinnen erzählten von ihren für sie wichtigen Erfahrungen aus diesem Projekt, bei dem sie selbst mitgemacht hatten. Teilnehmende haben später die Möglichkeit, als Multiplikatoren zu wirken.

Anna Fadeeva , die aus Russland stammt und jetzt mit ihrem Mann in der Ukraine wohnt, hat durch ihre Versöhnungsarbeit dazu beigetragen, dass Vorurteile gegenüber russischen Menschen abgebaut wurden. „Für die durch die Kriegshandlungen verletzten Mütter war es erst einmal schwierig, mich zu akzeptieren“, berichtete die 23-Jährige. „Deshalb war unsere Begegnung so wichtig, weil sie schließlich lernten, jemanden aus Russland mit anderen Augen zu sehen.“

Dass die jungen Ukrainer sich in der Lebens- und Glaubensgemeinschaft des Laurentiuskonventes besonders wohl fühlen und daraus Kraft und Frieden für sich selbst schöpfen, kam in ihren Erzählungen ebenfalls zum Tragen.

Deutlich war am Ende des Abends, dass es sich bei der Versöhnung um einen langwierigen, nicht einfachen Prozess handelt. Aber auch, dass die Bezeichnung „Children of Hope“ in vollem Maß zutrifft, denn die Arbeit der beiden Organisationen wirkt wie ein Ferment in die ukrainische Gesellschaft hinein.

Ein deutsch-ukrainisches Friedensstifter-Seminar von Jugendlichen ist im nächsten Jahr in der Evangelischen Jugendbildungsstätte Hackhauser Hof in Solingen geplant.

bkl[vc_gallery interval=”5″ images=”5657,5658,5659″ img_size=”full”]Bild 1: Gespannt folgen Gäste und Bewohner des Laurentiuskonventes den Ausführungen der Ukrainerin Anna Dovyk (3.v.r.) zur Organisation „Children of Hope“.

Bild 2: Anschaulich stellt Lidiya Lozova (Mitte) die Initiative „Dialogue in Action“ vor.

Bild 3: Anna Fadeeva  und Lidiya Lozova (v.l.) singen die Seligpreisungen auf Slawisch vor.