Synode des Evangelischen Kirchenkreises an Lahn und Dill beschließt Leitbild:

Mit einer Stimmenverteilung von 73 Ja- und 38 Nein-Stimmen bei 8 Enthaltungen hat die Synode des Evangelischen Kirchenkreises an Lahn und Dill dem Antrag der Kirchengemeinde Kölschhausen, bei der Kirchenleitung die Errichtung einer Pfarrstelle für die Wahrnehmung des Superintendentenamtes im Hauptamt zu beantragen, nicht zugestimmt.

Erforderlich gewesen wäre eine Zweidrittelmehrheit. Bereits im vergangenen Herbst war das hauptamtliche Superintendentenamt von den Delegierten der insgesamt 50 Gemeinden und kreiskirchlichen Arbeitsbereiche und Einrichtungen nicht empfohlen worden. Zu dieser Zeit konnte sich nur der damalige Kirchenkreis Braunfels dem entsprechenden Vorschlag der Kreissynodalvorstände (KSV) anschließen, während die Synode Wetzlar dagegen stimmte, sodass das hauptamtliche Superintendentenamt insgesamt abgelehnt wurde. Die Vertreterinnen und Vertreter des seit dem 1. Januar 2019 bestehenden Kirchenkreises an Lahn und Dill haben nun erneut so entschieden. Ein Superintendent im Nebenamt ist nach wie vor als Pfarrer in einer Kirchengemeinde eingebunden. Als Hauptamtlicher wäre der leitende Theologe dagegen von der Gemeindearbeit entlastet.

„Die Tendenz in der Landeskirche geht hin zum Hauptamt“, erläuterte Pfarrer Roland Rust, Vorsitzender des Bevollmächtigtenausschusses (BVA), der bis zur Neuwahl des Kreissynodalvorstandes  den Kirchenkreis leitet. In einer längeren Diskussion erörterte die Synode ausführlich das Für und Wider. „Abgehobenheit“ eines Superintendenten, der nicht an ein Presbyterium angebunden ist, fürchtete beispielsweise Jens-Michael Wolf aus Wetzlar, während Pfarrer Holger Zirk (Altenkirchen) fragte, wie realistisch das Nebenamt in einem so großen Kirchenkreis sein könne.

Und auch um die Begriffsbestimmung des kirchlichen Leitungsamtes ging es: Liegt der Schwerpunkt auf der Verwaltung oder spielt auch die Seelsorge eine wichtige Rolle? Wie steht es mit der geistlichen Ausübung von Funktionen wie Management und Führung?

Aufgrund des hohen Arbeitsaufwandes für das zukünftige Superintendentenamt wird bei der Kirchenleitung die Errichtung einer Entlastungspfarrstelle mit einem Stellenumfang von 100 Prozent beantragt. Weiter beschloss die Synode, die Errichtung einer Pfarrstelle für die Entlastung des künftigen Assessorenamtes (Stellvertretung des Superintendenten) mit einem Stellenanteil von 75 Prozent zu beantragen.

Gewählt wird die Person für das Superintendentenamt gemeinsam mit dem Kreissynodalvorstand im Sommer 2020.

Ein weiterer Schwerpunkt der Beratungen war die Verabschiedung des Leitbildes für den Evangelischen Kirchenkreis an Lahn und Dill. Hier haben sich die Synodalen auf

folgende Formulierung geeinigt:

„Viele Gemeinden – ein Herr, der dreieinige Gott. Wir gehören in aller Verschiedenheit zusammen, weil wir Jesus Christus gehören. Auf ihn hören wir. An ihn glauben wir. In seinem Geiste handeln wir.“ Pfarrer Jörg Süß, stellvertretender Vorsitzender des Bevollmächtigtenausschusses dazu: „Damit identifizieren wir uns, das ist unser Profil.“ Diesem Leitbild entsprechende Texte zu den einzelnen kirchlichen Handlungsfeldern sollen in den Ausschüssen bis zum Herbst erstellt werden.

Für die Jahre 2020 bis 2024 hat die Synode beschlossen, zehn Fachausschüsse, beispielsweise für Diakonie, für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und für Seelsorge einzusetzen, dazu neun Ausschüsse, vier Arbeitskreise und 16 Synodalbeauftragungen für die weiteren kirchlichen Arbeitsgebiete.

Ihren Auftakt hatte die Synode mit einem Abendmahlsgottesdienst in der Wißmarer Kirche genommen, bei dem Ortspfarrerin Alexandra Hans die Liturgie feierte, während Kantor Dietrich Bräutigam die musikalische Begleitung an der Orgel übernahm.

„Wirklich wichtige und folgenreiche Entscheidungen fällen wir in der Nachfolge, in der Suche nach dem Reich Gottes, im Aussprechen dessen, was um Gottes willen richtig und wichtig ist“, so Schulpfarrerin Gabriele Hamacher (Bonbaden). In ihrer Predigt über das Buch Jeremia, Kapitel 20, Verse 7 bis 11, benannte sie den gleichnamigen Propheten als einen Menschen, der trotz Verspottung und Verfolgung den Mut hatte, das beim Namen zu nennen, was in seinem Umfeld gründlich verkehrt lief.

Pfarrer Jörg Süß verabschiedete im Gottesdienst Dr. Barbara Groß-Fengels aus Niederkleen. Die Ärztin im Ruhestand hatte sich im bisherigen Kreissynodalvorstand Wetzlar insgesamt mehr als elf Jahre engagiert, ab 2007 als stellvertretende Synodalälteste und seit 2008 als Synodalälteste. „Für mich war es ein faires Miteinander, auch in stürmischen Zeiten“, dankte Süß im Namen des KSV Wetzlar und des BVA des Kirchenkreises an Lahn und Dill.

bkl

[vc_gallery interval=”5″ images=”7139,7140,7141,7142″ img_size=”full”]Bild 1: 119 Abgeordnete aus dem Evangelischen Kirchenkreis an Lahn und Dill stimmten über das Leitbild und das Superintendentenamt ab.

Bild 2: Pfarrer Jörg Süß verabschiedete Dr. Barbara Groß-Fengels nach mehr als elf Jahren im Kreissynodalvorstand Wetzlar.

Bild 3: Einen Blumengruß gab es für den Oberbieler Pfarrer Andreas Müller-Eidam, der im September in den Ruhestand geht.

Bild 4: Auch Simone Pfitzner, seit 1999 kreiskirchliche Referentin für Frauenarbeit, erhielt einen Blumengruß: Sie tritt zum 1. Juni eine neue Stelle in der westfälischen Kirche an.