Krippe auf dem Autodach und seelsorgliche Gespräche in der Kirche:

Christfest im zweiten Jahr der Pandemie: Erneut mussten die Gottesdienste an Heiligabend und den beiden Weihnachtsfeiertagen unter Einschränkungen und strengen Abstands- und Hygieneregeln sowie mit dem Tragen von Masken stattfinden. Auch in diesem Jahr haben die Leitungsgremien der evangelischen Kirchengemeinden in der Region an Lahn und Dill viel Zeit und Kraft für Angebote investiert, die unter diesen Bedingungen möglich sind. Dies mit dem Ziel, den Menschen unterschiedlicher Altersgruppen Stärkung und Trost, Herzensfreude und wichtige Denkanstöße für ihr Leben zu geben. Bei Krippenspielen und Predigten, meist draußen vor den Gotteshäusern und in kürzerer Form, an verschiedenen Stationen im Ort, online oder auch in der Kirche stand dabei jeweils die Weihnachtsgeschichte aus dem 2. Kapitel des Lukasevangeliums im Mittelpunkt. Der Evangelist berichtet, dass Maria in einem Stall in Bethlehem Jesus zur Welt bringt und wie diese Geburt den Hirten auf dem Feld von Engeln verkündet wird.

Wie Menschen einander zu Hirten werden, dabei Verantwortung übernehmen und gleichzeitig die gute Nachricht in die Welt tragen können, machte der Wetzlarer Dompfarrer Björn Heymer in seiner Heiligabend-Predigt deutlich. Als Beispiele nannte er unter anderem das Gebet für geflüchtete oder für sterbende Menschen. „Beten öffnet mir die Augen dafür, wo ich etwas tun kann“, betonte er. Jesus selbst habe sich später als „guter Hirte“ bezeichnet, denn für ihn sei damit eine bestimmte Haltung anderen Menschen gegenüber zum Ausdruck gekommen. „Reihen wir uns ein in die Schar der Hirten“, appellierte Heymer an die Gottesdienstbesucher und schloss mit der Aufforderung: „Dich braucht die Welt!“
Im Dom konnte auch der traditionelle Kantatengottesdienst unter Leitung von Kantor Dietrich Bräutigam in diesem Jahr stattfinden, jedoch mit 2G-Regel und ohne Chor, nur mit Solisten-Gesang.

Aus Sperrholz eigens angefertigte Krippenfiguren hatte die Erdaer Jugendleiterin Pippa Brück auf dem Dach ihres PKW montiert. Die beleuchtete „Krippe auf Rädern“ fuhr sie an fünf Stationen durch den Ort. Mit Kerzen, Gesang mit Masken, dem Hören biblischer Texte und Gebeten feierten die Besucher auf diese Weise das Christfest. Darüber hinaus war die festlich ausgestaltete Erdaer Kirche für einen kleinen Sparziergang durch das Gotteshaus geöffnet.

Im Nachbarort Groß-Altenstädten stand inzwischen Pfarrer Andreas Hagel mehrere Stunden lang in der weihnachtlich geschmückten Kirche für persönliche Gespräche bereit. „Besonders am 24. Dezember ist es wichtig, dass ein Pfarrer mit seinen Gemeindegliedern ins Gespräch kommt“, ist der Seelsorger überzeugt. Das Bedürfnis sei da bei den Menschen, erklärte er. Vieles liege ihnen gerade in diesen Zeiten auf dem Herzen.

In Hohensolms führte Diakonin Ortrud Pinschmidt mit Kindern der Kindergruppe und Erwachsenen insgesamt vier Krippenspiele an mehreren Orten auf einem mit Lichterketten beleuchteten Anhänger vor.

„Wenn du dich fragst, was dein Leben für einen Sinn hat, halte dich an das Kind in der Krippe und an den Mann am Kreuz“, erklärt Superintendent Dr. Hartmut Sitzler in seiner Weihnachtsbotschaft, aufrufbar auf der Homepage des Kirchenkreises www.evangelisch-an-lahn-und-dill.de. Bei seiner Vorstellung der Krippenfiguren in der Kröffelbacher Kirche sagt der Seelsorger: „Wenn dunkle Schatten über den Feiertagen liegen, können wir uns Maria zum Vorbild nehmen und diese Worte (der Weihnachtsgeschichte) im Herzen bewegen.“

In Oberquembach konnten die Gottesdienstbesucher das Krippenspiel der Katechumenen als Film auf der Außenwand der Kirche mitverfolgen. Pfarrer Hans-Jörg Ott hatte zu „Weihnachten im Schaufenster“ das Drehbuch geschrieben und die Aufnahmen mit 13 Jungen und Mädchen teilweise im Einkaufszentrum Forum Wetzlar gemacht. Im Film kommen drei Dekorateurinnen, die die Krippenszene in einem Schaufenster aufbauen, über die Weihnachtsgeschichte miteinander ins Gespräch. Sie diskutieren darüber, ob Engel Glücksbringer sind oder eher Boten von Gott, der selbst die Menschen beschützt. Es geht um die Sehnsucht nach einer gerechteren Welt und um den Anbruch einer neuen Zeit. „Jede kleine, liebevolle Tat; jedes Lächeln, Kümmern, direkt da, wo wir leben, ändert die Welt“, heißt es in dem Weihnachtsspiel. „Wir können Platz machen für die Liebe. Also für Gott unter uns. Und das ist seine Botschaft: Liebe!“

bkl

Bild 1: „Krippe auf Rädern“ in Erda: Jugendleiterin Pippa Brück feierte an fünf Stationen im Ort Christfest mit den Besuchern. Weihnachtliche Orgelmusik erklang aus dem Kofferraum ihres PKW.

Bild 2: Der Rathausplatz in Erda war an Heiligabend die erste Station der „Krippe auf Rädern“, die Pippa Brück präsentierte.

Bild 3: In der Evangelischen Kirche in Groß-Altenstädten stand Pfarrer Andreas Hagel zu Seelsorgegesprächen bereit; Presbyterin Beate Lemp hatte die Kirche festlich geschmückt, in der auch eine Krippenausstellung und ein kleiner Film mit einer 16-jährigen Presbyterin und Jugendlichen zu sehen waren.

Bild 4: Für viel Freude sorgte der Lichterweg durch die Erdaer Kirche.

Bild 5: Christfest-Banner in Bermoll: Die Weihnachtsbotschaft ist für alle, die die Kirche passieren, deutlich wahrnehmbar.