Ingelore Guldenmeister und Claudia Odebrecht-Söhngen erhalten den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland:

Eine innige Freundschaft verbindet die beiden Frauen, die bereits mehrere Jahrzehnte ehrenamtlich tätig sind. „Gefunden“ haben sich Ingelore Guldenmeinster und Claudia Odebrecht-Söhngen, beide aus Braunfels, über die TelefonSeelsorge Gießen-Wetzlar. Dort engagieren sie sich seit rund 34 Jahren.

Jetzt haben die beiden 77-Jährigen für ihren unermüdlichen Einsatz von Landrat Wolfgang Schuster im Rahmen einer Feierstunde im Wetzlarer Kreishaus die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland („Bundesverdienstkreuz“) erhalten.

Der Verdienstorden sei eine sehr hohe Auszeichnung, erklärte Landrat Wolfgang Schuster, der in seiner Laudatio das ehrenamtliche Wirken von Claudia Odebrecht-Söhngen und Ingelore Guldenmeister je in seiner Eigenständigkeit beschrieb. Der Dienst am Telefon sei sehr herausfordernd, da man nie wisse, welches Thema komme oder in welcher Not sich der Anrufer oder die Anruferin gerade befinde. Als „Ehrenamt im Schatten“ sei es umso mehr zu würdigen. „Es ist Teil der christlichen Nächstenliebe, zu helfen“, so der Landrat, der gleichzeitig von der Telefonseelsorge als wichtigem Beitrag für die psychosoziale Begleitung der Bevölkerung sprach.

„Ich bin richtig stolz, dass ihr diese wunderbare Auszeichnung bekommt“, so Pfarrerin Martina Schmidt, die evangelische Leiterin der TelefonSeelsorge Gießen-Wetzlar, die auch im Namen ihres katholischen Kollegen, Pastoralreferent Gerhard Schlett, sprach. Sie habe die beiden für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen, weil sie es beeindruckend finde, dass sie sich über drei Jahrzehnte hinweg freiwillig den Schattenseiten des Lebens aussetzten. „Regelmäßig habt ihr euch an unser Telefon gesetzt. Ihr habt Mut gemacht, getröstet, eure innere Resonanz zur Verfügung gestellt, eure Perspektive eingebracht, ohne selbst zu verzweifeln.“ Auch die Telefonseelsorge als solche werde geehrt, sagte Schmidt. Der Bundespräsident bringe mit der Ehrung von Ingelore Guldenmeister und Claudia Odebrecht-Söhngen zum Ausdruck, dass er die diskrete und eher verborgene Arbeit vieler Ehrenamtlicher wahrnehme und sie als ehrwürdig ansehe.

„Wir wurden damals beim Frauenfrühstück von Frau Sander angesprochen, die auch bei der Telefonseelsorge und Frau des Mitbegründers Pfarrer Otfried Sander war“, erzählten Claudia Odebrecht Söhngen und Ingelore Guldenmeister im Vorfeld der Ehrung über ihre Motivation. Beide Frauen haben dann eine entsprechende zweijährige Ausbildung absolviert.

„Die Kinder waren aus dem Haus, es hat gut gepasst“, so Guldenmeister, die sich jetzt entschlossen hat, mit dieser ehrenamtlichen Aufgabe aufzuhören und im Dezember verabschiedet wird. „Ich habe das richtig gern gemacht, es war eine tolle Zeit“, erklärt sie im Rückblick auf Erfahrungen, die sie sehr bereichert haben, auch durch die Fortbildungen und Supervisionen. Zudem sei die Beschäftigung mit psychologischen und theologischen Fragestellungen hilfreich gewesen. Ingelore Guldenmeister hilft in der Kirchengemeinde Braunfels bei der Verteilung des Gemeindebriefes und engagiert sich bei der Gestaltung besonderer Gottesdienste. Sie hat als Aquarellmalerin bereits eine Ausstellung in Braunfels präsentiert.

„Ich bemühe mich, eine empathische Zuhörerin zu sein“, sagt Odebrecht-Söhngen. Viele Anrufende seien einsam, es gebe aber auch viele Ängste und Probleme. „Mir liegt daran, ein Fünkchen Hoffnung zu geben, damit dieser Mensch aus seinem starren Zustand heraus und einen Schritt weiterkommt.“ Auch sie selbst fühlt sich bereichert: „Meine Weltsicht hat sich gewandelt und ich finde mich selbst wieder in den Gesprächen.“ Claudia Odebrecht-Söhngen organisiert in der Kirchengemeinde Braunfels das Frauenfrühstück, gestaltet besondere Gottesdienste mit und war lange Jahre bei der kreiskirchlichen Aktion „Kirche draußen im Advent“ ehrenamtlich tätig. Darüber hinaus war sie im Vorstand des Vereins „Junge Arbeit“ in Wetzlar ehrenamtlich engagiert.

Die Glückwünsche und den Dank der Stadt Braunfels überbrachte Bürgermeister Christian Breithecker. „Ich habe großen Respekt davor, dass Sie sich Problemen stellen, die andere Menschen haben“, sagte er. Ehrenamtliches Engagement schweiße die Gesellschaft zusammen. Für jüngere Menschen könne dies ein Ansporn sein.

 

Hintergrund TelefonSeelsorge Gießen-Wetzlar

Zum Gebiet der ökumenischen TelefonSeelsorge Gießen-Wetzlar gehören der Evangelische Kirchenkreis an Lahn und Dill, die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) sowie die katholischen Bistümer Mainz und Limburg.  Pfarrer Michael Perko aus Burgsolms ist Synodalbeauftrager für den Kirchenkreis an Lahn und Dill.  Seit mehr als 40 Jahren können Menschen, die sich in einer Krisen- oder Notlage befinden, telefonisch an die Ehrenamtlichen als kompetente Ansprechpartner wenden. Dabei geht es ums Zuhören, um persönliche Zuwendung, um das Zusprechen von Mut, Trost und Hoffnung und darum, den Anrufern Möglichkeiten für eine neue Perspektive zu eröffnen. Die Gespräche, für die derzeit rund 70 Ehrenamtliche zur Verfügung stehen, sind vertraulich und das Angebot gilt unabhängig von Religionszugehörigkeit und Nationalität Geleitet wird die TelefonSeelsorge Gießen-Wetzlar von der evangelischen Pfarrerin Martina Schmidt und dem katholischen Pastoralreferenten Gerhard Schlett. Sie verantworten die Ausbildung, die Supervisionsgruppen sowie die Geschäftsführung. Auch über Mail und Chat ist die Einrichtung täglich rund um die Uhr erreichbar.
Im vergangenen Jahr hatte die TelefonSeelsorge Gießen-Wetzlar den ersten Ehrenamtspreis der Stadt Wetzlar erhalten.

Weitere Informationen zur TelefonSeelsorge Gießen-Wetzlar sind hier zu finden:

https://telefonseelsorge-giessen-wetzlar.de/

bkl

Bild 1: Ingelore Guldenmeister (2.v.l.) und Claudia Odebrecht-Söhngen (2.v.r.) erhielten für ihr Engagement bei der Telefonseelsorge Urkunde und Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Mit ihnen freuen sich (v.l.) Landrat Wolfgang Schuster, Pfarrerin Martina Schmidt und Bürgermeister Christian Breithecker.

Bild 2: Landrat Wolfgang Schuster heftet Claudia Odebrecht-Söhngen die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an.

Bild 3: Ingelore Guldenmeister erält von Landrat Wolfgang Schuster die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Bild 4: Ein Buchgeschenk überreicht Pfarrerin Martina Schmidt an Ingelore Guldenmeister und Claudia Odebrecht-Söhngen.