Gottesdienste open Air und im kleinen Kreis:

Gottesdienste draußen im Grünen, Segen ohne Handauflegung, Musik ohne Gemeindegesang – dies und vieles mehr ist anders in diesem Jahr bei den Konfirmationen im Altkreis Wetzlar. Zwischen Ostern und Pfingsten finden in der evangelischen Kirche in der Regel die kirchlichen Feiern, in denen es für die Jugendlichen um Halt und Orientierung im Glauben für den künftigen Lebensweg geht, statt. Doch in diesem Jahr mussten die Konfirmationen für die 297 Mädchen und 300 Jungen in der Region an Lahn und Dill in den Spätsommer, den Herbst oder sogar auf das nächste Jahr verschoben werden. Eine Ausnahme gab es in den Kirchengemeinden Dornholzhausen und Niederkleen: Da Pfarrer Reiner Wagner zum 1. Juni in den Ruhestand trat, hielt er den Gottesdienst unter strenger Beachtung aller Hygiene- und Abstandsregeln für die acht Jugendlichen und ihre Eltern noch an Pfingsten in der Niederkleener Kirche.

Viele Kirchen in der Region sind zu klein, um in Coronazeiten die Menschen, die die Gottesdienste besuchen wollen, aufnehmen zu können. Damit neben den Konfirmandinnen und Konfirmanden nicht nur die Eltern teilnehmen können, gibt es erstmals an vielen Orten Open-Air-Konfirmationen.

So auch in Oberndorf, wo die Gemeinde am 23. August eine der ersten Konfirmationen in der Region im Kirchgarten feierte. Die acht Jugendlichen, die Pfarrer Hans-Jörg Ott und Jugendmitarbeiter Jonas Tauber durch die Konfirmandenzeit begleitet hatten, durften jeweils 15 Gäste mitbringen. Der Kirchgarten bietet unter Wahrung der Abstandsregeln 120 Menschen Platz. Den Segen gab es diesmal nicht mit Handauflegung, sondern als „Zuruf“ des Pfarrers. Die Urkunden holten sich die Jugendlichen selbst vom Altartisch ab. Da noch nicht wieder gesungen werden darf, hörte die Festgemeinde neben Liedern von eingelegten CDs auf das Spiel von Organist Ortwin Scharf am Keyboard.

„Gott stellt eure Füße auf einen weiten Raum“ sagte Pfarrer Ott in seiner Predigt über Psalm 31, Vers 9. „Ihr werdet Platz haben, um euch zu entfalten, wenn ihr Gott vertraut. Wenn Menschen euch einengen, werdet ihr euch Raum schaffen, weil Gott euch Raum schafft. Er geht mit euch und will euch niemals im Stich lassen.“ Die Konfirmandenzeit sei eine Art Trainingslager gewesen um in Zukunft mit Menschen unterwegs zu sein und nach Gott zu fragen.

Open-Air-Konfirmationen gibt es auch in anderen Gemeinden. So ist die Konfirmation der Jugendlichen im Ulmtal für September im Skulpturenpark von Siegfried Fietz geplant, die Konfirmation in Hermannstein im Park um das Gemeindehaus.

In Wißmar, wo in diesem Jahr 25 Jugendliche konfirmiert werden, gibt es im September und Oktober in der Kirche vier Konfirmationsgottesdienste an zwei Sonntagen. „So können jeweils fünf bis sieben Konfirmanden acht bis zehn Gäste mitbringen“, berichtet Alexandra Hans. „Wir sind guter Dinge“, so die Gemeindepfarrerin, „alles ist organisiert und die Eltern haben unsere Flexibilität als Kirche gelobt.“ Diakon Ernest Aguirre und ihr sei wichtig gewesen, die Coronasituation und die Wünsche der Konfirmanden und ihrer Eltern in Einklang zu bringen.

Erst im nächsten Jahr werden die Jugendlichen in der Kirchengemeinde Wetzlar konfirmiert. Jugendmitarbeiterin Ulrike Würth, die die Konfirmanden aus den Bezirken Gnadenkirche und Dom begleitet, berichtet, dass die Verschiebung des Termins bei Eltern und Jugendlichen gut ankommt: „Sie möchten nicht in kleinen Einzelgruppen konfirmiert werden, wie es jetzt im Herbst nötig gewesen wäre, sondern als Gesamtgruppe. Und Oma und Opa sollen auch dabei sein können.“

bkl[vc_gallery interval=”5″ images=”10540,10541″ img_size=”full”]Bild 1: Konfirmation in Oberndorf: Pfarrer Hans-Jörg Ott und Jugendmitarbeiter Jonas Tauber zogen mit den Konfirmanden ein, um im Kirchgarten Platz zu nehmen.

Bild 2: Konfirmation erstmals draußen im Grünen: Pfarrer Hans-Jörg Ott feierte Gottesdienst mit acht Jugendlichen (vorne, erste Reihe), Paten und Angehörigen.