Dr. Walter Hilbrands präsentiert Kirchen aus der Region in Wikipedia:
Orgeln und historische Kirchen haben es ihm angetan. Dr. Walter Hilbrands aus Langgöns hat aus seiner Leidenschaft ein Hobby gemacht, das auch in der Region an Lahn und Dill für großes Interesse sorgen dürfte. So sind inzwischen 72 denkmalgeschützte Kirchengebäude im Evangelischen Kirchenkreis an Lahn und Dill seit Februar 2021 in der Internet-Enzyklopädie Wikipedia zu finden und damit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. „Jede Kirche ist ein Unikat und hat ihre besondere Geschichte, ihre ganz eigene Architektur und eine einzigartige Ausstattung.“ So hat es der 55-Jährige bei seinen umfangreichen Recherchen und unmittelbaren Eindrücken in den Gotteshäusern erlebt.
Der Dekan an der Freien Theologischen Hochschule Gießen ist in Ostfriesland aufgewachsen und erhielt bereits als Zehnjähriger Orgelunterricht. „Die dortigen alten Kirchen und historischen Orgeln haben mich schon früh fasziniert“, berichtet er. Hilbrands, der in Gießen und in Kampen (Niederlande) evangelische Theologie studierte, wurde über die Josefsgeschichte promoviert und übernahm 1998 an der FTH Gießen die Dozentur für Altes Testament. Seitdem wohnt er mit seiner Frau und zwei Kindern in Langgöns.
Mit der Arbeit für Wikipedia begann Hilbrands 2008. Der erste Artikel über die Orgel in einer altreformierten Kirche seiner ostfriesischen Heimatgemeinde Bunde sei nur knapp einem Löschantrag entgangen. „Nicht relevant“ oder „Relevanz nicht dargestellt“, habe es geheißen. „Ohne die Unterstützung erfahrener Wikipedianer wäre ich damals wohl ausgestiegen“, sagt er. Heute gilt der Theologe selbst als erfahrener Wikipedianer und bekannter Orgelkundler.: „Inzwischen habe ich meinerseits schon zahlreiche Artikel anderer vor dem Löschen gerettet.“
Mehr als 600 Wikipedia-Artikel sind in den vergangenen 12 Jahren unter der Autorenschaft von Dr. Walter Hilbrands entstanden. Also rund einer pro Woche. Und es gehören auch umfangreiche Artikel beispielsweise über die Matthäuspassion, das Weihnachtsoratorium und die h-moll-Messe von Johann Sebastian Bach dazu.
Doch wie kann man sich nun die Entstehung vorstellen? „Meine Orgel- oder Predigtdienste in den heimischen Kirchen verbinde ich oft mit einer kleinen Fotosafari“, erklärt Hilbrands, der als Prädikant in der Region auch oft Gottesdienstvertretungen übernimmt. „Die Eindrücke werden dann in einem Artikel festgehalten und anhand von Literatur ausgebaut und belegt.“ Die meisten Artikel entstehen abends, am Wochenende oder im Urlaub.
Das Ganze begann mit einem Großprojekt in den Jahren 2013 und 2014, in denen der Theologe etwa 100 Artikel über alle Denkmalkirchen im Landkreis Gießen verfasste. Dabei entstand 2013 mit dem Artikel über die Kirche in Dornholzhausen (damals noch zum Kirchenkreis Wetzlar gehörig) auch die erste Präsentation über eine der Kirchen im Kirchenkreis an Lahn und Dill. In der Folgezeit (2015 bis 2019) erarbeitete Hilbrands zahlreiche Beiträge über Kirchen in der Wetterau, im Lahn-Dill-Kreis und im Landkreis Marburg-Biedenkopf. Auf diese Weise waren 2019 bereits 30 der mehr als 70 denkmalgeschützten Kirchen im Kirchenkreis an Lahn und Dill in Wikipedia erfasst. Im Jahr 2020 und zu Beginn des Jahres 2021 kamen die verbliebenen 40 Kirchen hinzu. „Der von der Wiki-Gemeinschaft als ‚exzellent‘ ausgezeichnete Artikel über den Wetzlarer Dom bestand zu diesem Zeitpunkt bereits. Ebenfalls knappe Artikel zu etwa fünf weiteren Kirchen, die erheblich ausgebaut und an ein vorgegebenes Format angepasst wurden“, berichtet der Theologe.
„Da Wikipedia im strengen Sinne Tertiärliteratur ist, ist die Suche und Verarbeitung von Sekundärliteratur ganz grundlegend“, ist Hilbrands überzeugt. Eine ergiebige Quelle ist für ihn vor allem die Gießener Universitätsbibliothek mit ihrem umfangreichen Angebot. „Pfarrer und Ortschronisten haben mich mit Literatur wie Festschriften unterstützt. Mit Uta Barnikol-Lübeck vom Öffentlichkeitsreferat des Kirchenkreises entwickelte sich eine konstruktive Zusammenarbeit.“
Alle 72 Artikel zu den Kirchengebäuden des Kirchenkreises an Lahn und Dill sind einheitlich in die Abschnitte Geschichte – Architektur – Ausstattung – Orgel gegliedert. In der Regel gehören auch die Glocken dazu. „Den Abschluss der Serie bildete am 16. Februar 2021 die ungewöhnliche Kirche in Mudersbach (zur Evangelischen Kirchengemeinde Altenkirchen in Hohenahr gehörend), die ursprünglich die Dorfschule und von 1916 bis 1964 eine Turnhalle integrierte“, so Walter Hilbrands. Einen eigenen Artikel hat er zudem über den Kirchenkreis selbst verfasst.
„Neben der eigenen Homepage hat der Evangelische Kirchenkreis an Lahn an Dill im Internet durch Wikipedia eine weitere öffentlichkeitswirksame Präsenz erhalten“, so Dr. Walter Hilbrands. „Es gibt derzeit wohl keinen anderen Kirchenkreis, der in Wikipedia so prominent und umfassend vertreten ist.“
Die Links zu den Artikeln über die historischen Kirchen sind auf der Kirchenkreis-Homepage jeweils bei den Angaben zu den entsprechenden Kirchengemeinden und auf der Unterseite „Kirchen der Region“ zu finden:
https://evangelisch-an-lahn-und-dill.de/ueber-uns/kirchengemeinden/
https://evangelisch-an-lahn-und-dill.de/ueber-uns/kirchen-der-region/
bkl / Foto: Walter Hilbrands
Dr. Walter Hilbrands aus Langgöns hat Artikel zu allen 72 denkmalgeschützten Kirchengebäuden im Evangelischen Kirchenkreis an Lahn und Dill für Wikipedia verfasst.