Kettensägenkünstler Georg Maurus ist fasziniert vom Naturstoff Holz:

Es ist windig und kalt im Heidenhof des Wetzlarer Domes. Hier steht Georg Maurus im Advent an den Samstagen und Sonntagen, um mit seinen Kettensägen die Figuren für den Stall von Bethlehem zu „schnitzen“. Der gelernte Koch und Küchenmeister, der unter anderem im Hilton Hotel in Mainz als zweiter Küchenchef arbeitete, hat den Kochlöffel und die Küchenschürze abgelegt und gegen seine heute 30 verschiedenen Kettensägen eingetauscht. Statt feiner Hotelküche ist sein Arbeitsplatz jetzt eine Feldscheune im Westerwald.

Der 62-jährige Maurus ist in der Nähe von Kempten im Allgäu aufgewachsen. Rund 40 Jahre arbeitete er als Koch, hat seine Frau geheiratet und drei Kinder mit ihr aufgezogen. Die Familie hat sich in Greifenstein-Ulm vor zehn Jahren ein Haus gebaut. „Damals habe ich überlegt, ob wir einen Kachelofen ins Haus einbauen“, erinnert sich Maurus. Die Entscheidung brachte Folgen. Der Koch ist in den Wald gefahren und hat Jahr für Jahr Brennholz gesägt.
„In einem Katalog für Kettensägen sah ich einen Pilz, der mit einer Säge aus einem Stamm geschnitzt war. Das wollte ich nachmachen“.

Maurus ist so begeistert von dem Ergebnis, dass er sich für das Thema weiter interessierte. Er besuchte Veranstaltungen, bei denen die Kettensägenkunst zu sehen war. Acht mal ist er in den USA gewesen, dazu in Großbritannien, in Österreich und weiteren Ländern. „Von den Teilnehmer konnte ich viel lernen“. Mit der Zeit wurden die Kettensägen immer besser, weiß er zu berichten. Fabrikate aus den USA und Japan verfeinerten die Technik. Mit der Motorsäge, die er im Wald einsetzt, haben diese neuen Geräte nicht mehr viel gemein.

Maurus, der im Ausland als „Grazy George“ auftritt, hat an Wettbewerben, sogar einer Europameisterschaft teilgenommen. Inzwischen lebt er von seiner Kunst, gestaltet Figuren, Tiere und manch anderes Werk. Selbst das Eisschnitzen mit der Motorsäge hat er erlernt und auch schon in Wetzlars Fußgängerzone gezeigt. „Eis ist wie Butter, leicht zu sägen“, berichtet Maurus.

Im Heidenhof hat Maurus vier Sägen im Einsatz und vier weitere in seinem Auto. Vor ihm stehen Holzblöcke aus Eiche. Daraus soll eine Weihnachtskrippenszene entstehen. Den Josef hat er bereits aus einem 1,40 Meter hohen Stamm gestaltet. Jetzt geht er an einen 1,10 Meter hohen Holzklotz. „Daraus wird Maria“, erläutert Maurus und wirft die Motorsäge an. Unterdessen sammeln sich die ersten Besucher, die dem Künstler interessiert zuschauen. Ein dritter Holzbrocken, etwas kleiner, wird auch noch bearbeitet. Daraus entsteht das Jesus-Kind. Ochs und Esel ergänzen die Szene.

„Das Künstlerprojekt ist auf zwei Jahre angelegt“, erläutert Bernd Butz, der das Projekt im Auftrag des Wetzlarer Stadtmarketings betreut. Im kommenden Jahr soll die riesige Weihnachtskrippe noch Hirten, Engel und Schafe erhalten. „Die Faszination des Kettensägens ist, dass ich aus einem groben rohen Stamm etwas Neues schaffen kann“, fasst Maurus seine Kunst zusammen, die aus dem Naturstoff Holz entsteht. Für seine Arbeiten müsse kein Baum gefällt werden. Alles entstehe aus Fallholz oder Bäumen, die aus Sicherheitsgründen gefällt werden müssen.

lr