„In einer unsicherer werdenden Gesellschaft braucht es eine evangelische Kirche, die weiß, wer sie ist und was ihre Aufgabe ist.“

Der Evangelische Kirchenkreis an Lahn und Dill ist zu seiner Herbstsynode in den Bürgerstuben in Hüttenberg zusammengekommen. Unter der Leitung von Superintendent Dr. Hartmut Sitzler standen unter anderem Berichte, Finanzberatungen und Wahlen auf der Tagesordnung.

Worin der wahre Reichtum der Kirche besteht

Dr. Hartmut Sitzler hob in seinem Bericht die Notwendigkeit einer gefestigten evangelischen Identität in einer sich wandelnden Gesellschaft hervor. Mit dem Zitat „Silber und Gold habe ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir“ (Apostelgeschichte 3) betonte er, dass der wahre Reichtum der Kirche jenseits materieller Werte liege. Angesichts abnehmender Mittel und steigender gesellschaftlicher Herausforderungen sei es wichtig, „nicht sinnlos einem Zeitgeist hinterherzulaufen,“ sondern zu erkennen, „worin unser Reichtum besteht.“ Dazu zähle er die kulturelle Bedeutung der Kirchengebäude und besonders die engagierten Menschen in den Gemeinden, „die treuen Seelen im Hintergrund, auf die man immer zählen kann.“ Diese Menschen seien „unbezahlbar,“ auch wenn es zunehmend schwieriger werde, Ehrenamtliche zu gewinnen, die sagen: „Hier bin ich, wo werde ich gebraucht?“

Projekte des Kirchenkreises als Ausdruck evangelischen Denkens

Im Hinblick auf gesellschaftliche Probleme wie Polarisierung und Entwurzelung betonte er, dass die Kirche eine „fröhliche Stabilität“ verkörpern müsse, um in einer zunehmend verunsicherten Gesellschaft Orientierung zu bieten. Der Superintendent verwies dazu auf aktuelle Projekte im Kirchenkreis, die Ausdruck eines „evangelischen Denkens“ seien. Eines dieser Projekte ist die Ausbildung Ehrenamtlicher für die Seelsorge. Ein weiteres Beispiel ist die neue Ausbildung für Lektorinnen und Lektoren, die darauf abziele, „dass unser Gottesdienstleben lebendiger, reicher, blühender werde.“ Der erste Kurs sei bereits angelaufen. Das dritte Projekt, das Freiwillige Evangelische Jahr (FEJ), starte im Sommer 2025. Diese Projekte sind für Dr. Hartmut Sitzler Beispiele, wie „eigenverantwortliche, mündige Menschen“ das Gemeindeleben gestalten und eine stabile, einladende Gemeinschaft schaffen, die in der Gesellschaft als Orientierungspunkt dienen kann. Sitzler forderte dazu auf, „den Kleinmut abzuschütteln,“ um „Gewissheit und Freude“ zu verkörpern. „In einer unsicherer werdenden Gesellschaft braucht es eine evangelische Kirche, die weiß, wer sie ist und was ihre Aufgabe ist.“ so der Superintendent abschließend.

Erstmalig Doppelhaushalt verabschiedet

Erstmals verabschiedeten die rund 85 Delegierten für die Jahre 2025 und 2026 einen Doppelhaushalt. Für die Haushaltsplanungen 2025 und 2026 der Kirchengemeinden im Kirchenkreis wird mit jeweils 20 Millionen Euro an Gesamtkirchensteueraufkommen gerechnet. Unter Berücksichtigung der geplanten Erträge, der voraussichtlichen Aufwendungen und der Rücklagenentnahmen kann ein positives Jahresergebnis von 244.000 Euro für 2025 und 202.000 Euro für 2026 erwartet werden. Die kreiskirchliche Umlage bleibt für 2025 und 2026 mit jeweils 13,5 Prozent gegenüber 2024 gleich. Darüber hinaus wird der Kirchenkreis die Tafel Wetzlar in den nächsten beiden Jahren mit jeweils 40.000 Euro bezuschussen, sodass die Einrichtung entsprechend planen und die Menschen unterstützen kann, die ihre Hilfe benötigen.

Kreissynodalvorstand neu gewählt

Bei den Wahlen wurden unter anderem Pfarrer Christoph Schaaf (Hüttenberg) als Assessor für eine weitere Amtszeit bestätigt und Pfarrer Michael Perko (Am Solmsbach) als 1. stellvertretender Skriba sowie Pfarrerin Johanna Mähling (Wetzlar) als 2. Stellvertretende Skriba gewählt. Als Synodalälteste wurden Marion Giersbach-Schmidt (Wetzlar), Christina Kunkler (Braunfels), Dr. Gerhard Noeske (Wettenberg), Frank Schneider (Ehringshausen) und Martin Veit (Schöffengrund) als Synodalälteste in den Kreissynodalvorstand berufen. Außerdem wurden Alice Kahn (Ehringshausen), Michael Clemens (Aßlar) und Dr. Roland Kahn (Ehringshausen) als stellvertretende Synodalälteste von der Synode gewählt. Weiter wählten die Delegierten Mitglieder zu Fachausschüssen sowie jeweils dessen Vorsitzende und Stellvertreter. Auch Neuwahlen zur Besetzung von Ausschüssen, Arbeitskreisen und die Synodalbeauftragungen standen auf der Agenda.

Weniger Bürokratie mehr Kirche

Die Synode des Kirchenkreises an Lahn und Dill beauftragte die Landessynode zu prüfen, ob Presbyterien nicht die Möglichkeit erhalten sollten, Prädikantinnen und Prädikanten für deren Vertretungsgottesdienste eine Aufwandsentschädigung zu zahlen. Denn deren Dienst sei mehr denn je notwendig, um die regelmäßige Feier der Gottesdienste zu garantieren, vor allem während der Urlaubszeiten der Pfarrpersonen. Zusätzliche Anträge an die Landessynode betreffen das Aussetzen des Personalplanungsgesetzes, Anpassungen am Verwaltungsstrukturgesetz sowie das Abschaffen des sogenannten Benchmarking/ Benchlearning, einem Verfahren, mit dem man die jährlichen Kosten für den Verwaltungsaufwand in den unterschiedlichen Bereichen der Verwaltung ermittelt, um diesen dann mit anderen Kirchenkreisen zu vergleichen.

Für die Landeskirche sprach Kirchenrat Dr. Frank Peters, Dezernent für Gottesdienst und Kasualpraxis, ein Grußwort.

Mit einem Abendmahlsgottesdienst in der Evangelischen Kirche in Hüttenberg-Hochelheim hatte die Synode ihren Auftakt genommen. Den Gottesdienst gestalteten der Superintendent Dr. Hartmut Sitzler, Assessor Christoph Schaaf, Pfarrer Dr. Armin Kistenbrügge, Pastorin Birgit Meier sowie Pfarrer i. R., Hans-Dieter Dörr. Im Rahmen des Gottesdienstes wurden Jan-Christopher Krämer als neuer Öffentlichkeitsreferent und acht ehrenamtliche Seelsorgerinnen und Seelsorger in ihr Amt eingeführt.

 

jck

 

Bild 1: Rund 85 Delegierte trafen sich zu ihrer zweitägigen Herbstsynode des Kirchenkreises in Hüttenberg.

Bild 2: Kirchenrat Dr. Frank Peters richtete Grußworte der Landeskirche aus.

Bild 3: Der Kreissynodalvorstand mit Dr. Hartmut Sitzler (mit Mikrophon) an der Spitze leitete die Synode.

Bild 4:  Der neue Kreissynodalvorstand und deren Stellvertretende: (v.l.n.r.) Dr. Roland Kahn, Christina Kunkler, Marion Giersbach-Schmidt, Alice Kahn, Dr. Hartmut Sitzler, Christoph Schaaf, Frank Schneider, Markus Benzinger, Michael Perko, Dr. Gerhard Noeske und Martin Veit (nicht im Bild Johanna Mähling).

Bild 5: Acht Ehrenamtliche in der Seelsorge wurden während des Synodengottesdienstes eingeführt.

Bild 6: Wurde ebenfalls während des Gottesdienstes von Superintendent Dr. Hartmut Sitzler in sein neues Amt eigeführt: Der neue Referent für Öffentlichkeitsarbeit des Kirchenkreises, Jan-Christopher Krämer.