Glocke für den Frieden

Kirchengemeinde „begrüßt“ neue Glocke im Gottesdienst:

Im Turm der evangelischen Kirche in Dutenhofen hängt seit Juli eine neue Glocke. Sie wurde bei der Glockengießerei Rincker in Sinn gegossen. Am 1. Advent wurde die Glocke von der Gemeinde „begrüßt“. Pfarrer Michael Philipp sagte, dass Glocken und Kirchen zusammengehören. Sie seien klingendes Kluturgut.

Dabei erinnerte er an die Geschichte des Geläutes. „Die Anfänge liegen vermutlich in China, vor 5000 Jahren“. Seit etwa 1300 Jahre werden Glocken im Christentum eingesetzt. Sie rufen zum Gottesdienst und läuten bei Trauerfeiern auf dem Friedhof. Auch zu liturgischen Handlungen sind sie zu hören, etwa zum Vater unser und zur Einsegnung der Konfirmanden. „Sie laden ein zum Gebet“, sagte der Pfarrer und wies darauf hin, dass im Mittelalter ihr Stundenschlag die einzige Möglichkeit war, die Uhrzeit zu erfahren.

„Die Glocken läuten und machen mich aufmerksam für das, was wesentlich ist“, so Pfarrer Phillip. Sie läuteten, um ein Tagwerk zu entschleunigen, in dem sie das Tun unterbrechen. „Sie wollen eine Verbindung für uns aufmachen, uns geschäftige Menschen an eine Dimension erinnern, die uns manchmal so leicht abhanden kommt: die Ewigkeit“.

Der Vorsitzende des Presbyteriums, Steffen Wagner, ging auf die Glocke Osanna ein, die seit über 500 Jahren im Glockenturm ihren Dienst tut. Jetzt soll sie angesichts ihres Alters geschont werden. „Etwa 8000 Mal läutete sie zum Taufgottesdienst und am Tag der Beisetzung zur ewigen Ruhe“, sagte Wagner. Über 500 Mal habe sie den Beginn eines neuen Jahres angekündigt.  „Im halbstündigen Abstand, 48 Mal am Tag, gab sie mit dem Glockenschlag an, was die Stunde geschlagen hat“, sagte Wagner. Nun sei es an der Zeit, die altehrwürdige Glocke zu schonen. Nur noch zu Festtagen wird sie mit den anderen drei Glocken gemeinsam erschallen.

Die Glocke trägt die Inschrift: „Osanna heis ich boes Wetter verdreip ich Steffan zu Frankfort 1514“.  Der Text stammt aus der Zeit kurz vor der Reformation, die Kirchengemeinde wurde 1526 protestantisch. Ihr Name bedeutet in Anlehnung an das hebräische „Hosianna“ so viel wie „Hilf doch!“ oder „Rette doch!“, im neutestamentlichen Gebrauch auch „Sei gesegnet!“ oder „Gib Segen!“ Gegossen wurde die Osanna vom Frankfurter Glockengießer Steffan von Bingen.  Die 500 Kilogramm schwere Glocke hat eine Höhe von 75 sowie einen Durchmesser von 88 Zentimeter. Sie ist damit die größte und älteste von drei Glocken, die seit etwas 300 Jahren zum Geläut im Kirchturm von Dutenhofen gehören. Die Scharten am unteren Rand der auf den Ton b’ gestimmten Glocke zeugen davon, dass sie vielleicht beim Transport beschädigt wurde, vielleicht auch einst aus dem alten Kirchturm herabgestürzt ist. „Die alte Kirche war baufällig geworden oder wurde im 30-jährigen Krieg zerstört“, berichtet Kirchenchronist Günter Agel. Der neue Kirchturm war 1654 erbaut worden.

Elke Läufer war es vorbehalten, die neue Glocke vorzustellen, die dem Frieden gewidmet sei. Als Umschrift wurde eine Liedstrophe des Theologen, Widerstandskämpfers und Märtyrers Dietrich Bonhoeffer (1906 bis 1945) gewählt: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag“. Läufer wies auf ein Zitat von Friedrich Schiller hin: „Friede sei ihr erst Geläute“. „Die Gesamtkosten der Glocke beliefen sich auf 37.000 Euro“, so Pfarrer Michael Philipp. „80 Prozent kamen durch Spenden und Kollekten in den letzten drei Jahren zusammen, den Rest haben wir als Kirchengemeinde draufgelegt.“

Im Gottesdienst stellte Pfarrer Philipp auch eine Aktion der Konfirmanden vor. Sie hatten am Tag zuvor in der Globus-Bäckerei im Rahmen des Projekts „5000 Brote“, einer bundesweiten Aktion der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)  gebacken. Ihr Ergebnis: 60 Brote, 90 Lebkuchen und 150 Kräppeln. Diese haben sie bei dem Adventsmarkt „Dutenhofen trifft sich im Advent“ verkauft. Mit den Spenden werden Ausbildungsprojekte für Jugendliche in den Ländern des Südens unterstützt.

red

Baukirchmeister Peter Agel zeigt die neue Friedensglocke für die Dutenhofener Kirche.