Ökumenischer Tag der Religionspädagogik:
„Lebenskompetenz zu erwerben ist ein Teil des Religionsunterrichts, deshalb ist es wichtig, sich mit den oft tabuisierten Themen Sterben, Tod und Trauer auseinander zu setzen“, so führte Studienleiter Matthias Ullrich inhaltlich in den „Ökumenischen Tag der Religionspädagogik“ ein, der in der Konferenzhalle in Herborn stattfand. 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren der Einladung gefolgt, um sich mit der Hospizarbeit und den genannten Themen im Religionsunterricht und im Schulalltag zu beschäftigen.
Zum Thema „Hospizarbeit kennenlernen“ referierten Doris Pitzer und Susanne Schneider, Koordinatorinnen des Hospizdienstes „Immanuel“ aus Gladenbach. „Die Verbindung zwischen Schule und Hospiz ist eine Lebenshaltung der Achtsamkeit“, so die beiden Referentinnen. Die Themen Tod und Sterben begegneten uns im Alltag immer wieder, in den Nachrichten, in Spielfilmen, Literatur und Musik. Dies werde uns allerdings nicht mehr bewusst, führten sie aus: „Sterben tun immer nur andere, uns betrifft das nicht.“ Die gesellschaftlichen Strukturen hätten sich verändert, so gebe es das Modell der Großfamilie kaum noch. 70 bis 75 Prozent der Menschen würden in Institutionen sterben, in der Folge sei der Tod vielfach zu einem Tabuthema geworden.
In dieser Situation hätten es sich die Hospizdienste zur Aufgabe gestellt, eine „Herberge“ anzubieten, die Geborgenheit und Schutz bietet, aber auch die Anerkennung des Todes als Teil des Lebens vermitteln wolle. Der sterbende Mensch und seine Angehörigen stünden bei dieser Arbeit im Mittelpunkt. In dem Zusammenwirken von psychischer, sozialer und spiritueller Begleitung sowie palliativer Pflege ginge es darum, das Leben zu bejahen und gleichzeitig das Sterben als Prozess annehmen zu können.
„Wer mit Kindern lebt und arbeitet, tut gut daran, sich auf die Themen Tod und Sterben vorzubereiten. Denn wenn ich mich damit nicht auseinandergesetzt habe, wie will ich dann jemanden begleiten?“ Mit dieser Frage nahm Bettina Matthes, Koordinatorin des Kinderhospiz Darmstadt, in ihrem Vortrag den inhaltlichen Faden auf. Für Lehrerinnen und Lehrer sei es wichtig, die nötige Freiheit zu haben, um in Krisensituationen wirklich hineingehen zu können, betonte die Referentin. Gefragt seien dann vor allem zuhören, aufmerksam sein und einfach „da sein“, Raum und Zeit in der Klasse zu schenken und das gemeinsame Suchen nach Antworten. In einer solchen Situation sei es dann allerdings auch wichtig, gut nach sich selber zu schauen. Im Unterrichtsgespräch sei es hilfreich, sich dessen bewusst zu sein, dass Lehrerinnen und Lehrer auch als Vorbilder angesehen werden, an denen Ansichten und Reaktionen „ausgetestet“ werden. Darauf solle man gefasst sein.
Auf die Hospizdienste verwies sie als Gesprächspartner für die Gestaltung von Unterrichtseinheiten, Projektwochen und die Suche nach Materialien, aber auch als Begleiter für Krisensituationen, wenn Tod und Sterben in den Schulalltag einbrechen. „Lassen Sie uns Wegbegleiter sein, die darum wissen, dass Tod und Leben zusammengehören“, appellierte die Referentin abschließend. „Wenn wir nicht auf alles eine Antwort haben, ist das nicht schlimm. Wir sollten das aber dann auch so sagen.“ Wichtig sei es, anschauen zu dürfen, dass das Leben auch weniger werden kann.
Am Nachmittag stand für die Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine Reihe von Workshops zur Auswahl. „Am Start das Ziel im Blick haben – Leben und Sterben gehören zusammen“. Unter diesem Titel hat die Deutsche PalliativStiftung eine reichhaltige Mappe mit Unterrichtsmaterial erstellt. Hier war die Gelegenheit, sich von Frau Dr. Anja Stöbener, Mitherausgeberin der Mappe, die Arbeit mit diesen Materialien vorstellen zu lassen. Die Schulseelsorgerin Caroline Dietrich führte ein in die Möglichkeiten, die im Krisenfall an einer Schule ein „Trauerkoffer“ bietet, Günther Weyrich vom Religionspädagogischen Amt stellte aktuelle Kurzfilme zum Thema vor, Carmen Storbakken von „Charly & Lotte“ ( Hospiz- und Palliativakademie Mittelhessen ) beleuchtete die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen unter dem Focus: „Jugendliche trauern anders.“ Die Pädagogin Andrea Schmitt führte anhand des Themas in die Arbeit mit der „Kett-Methode“ ein.
Den musikalischen Ausklang des Tages gestaltete das Duo „Paul-Simpson-Projekt“ unter dem Motto: „Lieder für das Leben“.
Der Tag begann mit einem Gottesdienst zum Thema „end lich leben“, der von Studienleiterin Beate Mayerle-Jarmer, Studienleiter Matthias Ullrich und Schulreferent Michael Lübeck vorbereitet worden war. Die musikalische Begleitung hatte der Musiker Gerhard Barth übernommen.
Der „Ökumenische Tag der Religionspädagogik“ wurde veranstaltet vom Schulreferat der Evangelischen Kirchenkreise Braunfels und Wetzlar, dem Amt für katholische Religionspädagogik in Wetzlar sowie der Regionalstelle Marburg des Religionspädagogischen Institutes der EKKW-EKHN.
Lübeck
Bild 1: Sich mit Sterben, Tod und Trauer auseinandersetzen – darum ging es beim Ökumenischen Tag der Religionspädagogik zum Thema „end lich leben“.Bild 2: „Hospizarbeit kennenlernen“ lautete der Titel des Referates des Hospizdienstes „Immanuel“ aus Gladenbach.