Multimediale Ausstellung „Abschied, Glaube, Hoffnung“ in der Unteren Stadtkirche

„Wie wir mit dem Sterben und dem Abschiednehmen umgehen, zeigt unsere Einstellung zum Leben“, so Superintendent Dr. Hartmut Sitzler. Der leitende Theologe des Evangelischen Kirchenkreises an Lahn und Dill hat die Ausstellung „Abschied, Glaube, Hoffnung“ in der Unteren Stadtkirche Wetzlar eröffnet und dankte dabei allen Mitwirkenden. Sterben und Abschiednehmen seien etwas Selbstverständliches, erklärte Sitzler. Doch gebe es eine große Scheu, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. „Wie man einen Menschen, der zu einer großen Reise aufbricht, erst umarmt und ihn dann gehen lässt, so soll es auch bei einem Menschen sein, um den wir trauern.“ Rund 50 Besucher waren zur Vernissage in die Untere Stadtkirche gekommen, darunter die Gruppe der Katechumenen aus den Kirchengemeinden Erda-Großaltenstädten und Hohensolms mit Pfarrer Andreas Hagel und Jugendleiterin Pippa Brück.

Bis zum Sonntag, 24. März, gibt es in der Kirche ein multimediales Angebot für Erwachsene und Kinder – mit Bildern, Film, Musik, Gesprächskreisen, Kreativangeboten, einer Kinderbuchecke und vielfältigen Exponaten aus der Vergangenheit und der Gegenwart zum Thema.

Stadträtin Dr. Heidi Bernauer-Münz, die für den Magistrat und den Oberbürgermeister der Stadt Wetzlar Grüße überbrachte, berichtete, dass sie als Tierärztin große Trauer bei Menschen erlebt habe, deren Tiere sie einschläfern musste. „Schön, dass hier dieses Thema angesprochen wird und wir etwas mitnehmen können für Situationen, in denen wir selbst trauern“, sagte Bernauer-Münz.

Musikalisch begleitete der Bläserkreis Dutenhofen unter Leitung von Christoph Kraft die Vernissage mit zum Thema passenden Chorälen und Liedern. Ernest W. Aguirre trug sein eigens gedichtetes Lied „Sommerhaus“ vor. Der Diakon aus Wißmar hat die Komposition für seine eigene Beerdigung geschrieben. „Ich geh dir voraus, ich geh jetzt nach Haus‘“, sang er. „Der Abschied tut weh, aber wir sind nicht allein.“

Die Ausstellung ist der zweite Teil der Reihe „Glaube, Hoffnung, Abschied“, die im vergangenen November mit mehreren Veranstaltungen im Kirchenkreis begonnen hatte und jetzt in der Passionszeit, der Leidenszeit Jesu Christi, fortgesetzt wird. Eine Arbeitsgruppe mit Rolf Bastian (Dutenhofen), Pfarrerin Hildegard Twittenhoff (Laufdorf), Pfarrerin Kirsten Vollmer (Bonbaden), Superintendent Hartmut Sitzler und den Bildungsreferenten Marlene Schleicher und Jochen Gessner hatte die Schau ein Jahr lang vorbereitet.

Abschiedsrituale und Trachtenkleidung, die Menschen um 1900 zu Beerdigungen und Abendmahlsfeiern trugen, hat Jörg Wolf von der Kraftsolmser Tanz- und Brauchtumsgruppe zusammengestellt. Der Wetzlarer Steinmetz und Bildhauer Olaf Schulz zeigt neben Schaustücken seines kreativen Schaffens auch eine detaillierte Beschreibung seiner Arbeitsweise und präsentiert sie im Altarraum der Kirche.

„Bevor ich den Löffel abgebe, möchte ich….“ heißt es auf einem Papierlöffel. Den Satz kann man vervollständigen und an eine aufgespannte Schnur hängen. „…Danke sagen“ hat jemand darauf geschrieben.

Zu sehen ist darüber hinaus die Präsentation mit dem Titel „Was bleibt?“ über den Wiener Zentralfriedhof von Rolf W. Bastian aus Dutenhofen. Der Kurzfilm ist auch über die Homepage des Evangelischen Kirchenkreises an Lahn und Dill aufrufbar: https://evangelisch-an-lahn-und-dill.de/service/mediathek/

Ausgestellt sind auch die besten Bilder eines Fotowettbewerbs. Dazu waren Konfirmanden auf Friedhöfen nach interessanten Symbolen, schönen Sprüchen oder besonderen Details von Gräbern und Grabsteinen auf die Suche gegangen. In großformatigen Bildern hat die Künstlerin Judika Vollmer ihre Sicht des Themas „Trauer“ dargestellt.

Und wer noch mehr entdecken möchte, der ist herzlich eingeladen, die Untere Stadtkirche zu besuchen. Geöffnet ist die Ausstellung „Abschied, Glaube, Hoffnung“ täglich von 15 bis 18 Uhr (Änderungen vorbehalten).

Ein spezielles Begleitprogramm mit Angeboten für Kinder und Erwachsene ergänzt die Schau. So fand bereits am Eröffnungstag ein Gesprächskreis mit Mitarbeitenden des ambulanten Hospizdienstes der Diakonie Lahn Dill statt. Ein weiterer Gesprächskreis trifft sich am Mittwoch, 20. März, um 19 Uhr. Zudem gibt es am Montag, 18. März, ab 15 Uhr mit dem Projekt „Charly und Lotte“ ein kreatives Angebot für sechs- bis zwölfjährige Kinder zum Thema „Trauer, Abschied, Gefühle.“

Der „Letzte-Hilfe-Kurs“ des ambulanten Hospizdienstes, der am 23. März im Jugendzentrum K11 stattfindet, hat so viel Zuspruch erfahren, dass alle Plätze bereits belegt sind.

Zur Ausstellung lädt das Bildungsreferat des Evangelischen Kirchenkreises an Lahn und Dill ein.  Ansprechpartner sind die Bildungsreferenten Marlene Schleicher und Jochen Gessner: bildungsreferat.lahnunddill@ekir.de

bkl

 

Bild 1: Jörg Wolf, hier in Beerdigungstracht aus der Zeit um 1900, hat für die Ausstellung Rituale nach dem Tod eines Menschen zusammengestellt, wie den verhüllten Spiegel, das geöffnete Fenster, die angehaltene Uhr und christliche Gegenstände, die zu Besinnung und Gebet einladen.

BU 2: Haben bei der Vorbereitung der Ausstellung „Abschied, Glaube, Hoffnung“ in der Unteren Stadtkirche mitgewirkt (v.l.): Hartmut Sitzler, Kirsten Vollmer, Jochen Gessner, Marlene Schleicher und Jörg Wolf.

Bild 3: Der Bläserkreis Dutenhofen unter Leitung von Christoph Kraft gestaltete die Vernissage musikalisch mit.

Bild 4: Ernest Aguirre trug sein selbstverfasstes Lied „Sommerhaus“ vor.

Bild 5: Marlene Schleicher präsentiert einen Museumskoffer in Sargform zum Thema „Trauer“ mit vielen kreativen Möglichkeiten für Kinder.

Bild 6: Den ersten Platz im Fotowettbewerb erlangte Konfirmand Niclas aus der Kirchengemeinde Nauborn-Laufdorf. „In dem Bild spiegelt sich das Leben im Tod und durch den Tod guckt man ins Leben“, heißt es im Begleittext.

Bild 7: Steinmetz Olaf Schulz erläutert seine Arbeit in Detailschritten.

Bild 8: „Woher kommt mir Hilfe?“ lautet der Titel des Bildes der Künstlerin Judika Vollmer, in Anlehnung an Psalm 121,1.

Bild 9: Mutmachend, nicht nur für Trauernde: der Bibelvers aus Johannes 11, Vers 25.