Mundartgottesdienst in der Katharinenkirche Gleiberg:

Auch die Katharinenkirche in Gleiberg prägt das Gesicht ihrer Heimat. Auf dem rund 300 Meter hohen Basaltkegel weithin sichtbar, hat sie ohnehin eine exponierte Lage und ist als bedeutsames, um 1350 errichtetes Baudenkmal, Teil des Ensembles, gemeinsam mit der über 1000 Jahre alten Burg. Zum 400. Mal jährt sich die Bauerweiterung des Gotteshauses (1619 – 1621).

Dies war Anlass für einen ökumenischen Gottesdienst, der im Rahmen des Gleibergfestes stattfand. Es war ein beeindruckendes Erlebnis für die rund 130 Gottesdienstbesucher, die von Pfarrer Christoph Schaaf und Gemeindereferentin Gertrud Wittenstein begrüßt wurden. Die Mundart war prägendes Element und das Thema des Mundartgottesdienstes lautete „Dahoam is Dahoam“. Ein geflügeltes Wort, das aber durch die Predigt „off Platt“ von einem ganz anderen Blickwinkel beleuchtet wurde. Prädikant Lothar Lippert (Edingen) erreichte mit seinen Gedanken die Herzen. Er faszinierte und fesselte indem er zunächst mit Witz, Humor und fast schelmisch, Erinnerungen und Anekdoten aus seinem Leben als Brücke nutzte um dann überleitend der Verpflichtung und Erwartung gerecht zu werden, Impulse zum Nachdenken über die Bedeutung von „Heimat“, im Sinne des biblischen Verständnisses zu geben.

Das Thema sei aktueller denn je, sagte er und lenkte den Blick auf Millionen von Flüchtlingen weltweit. Heimat leite sich von Himmel ab, der endgültigen und ewigen Heimat, die es anzustreben gelte und von Gott zugesagt sei. Die irdische Heimat sei nicht ortsgebunden sondern eine Herzenssache. Dort, wo das Herz sich zuhause fühle, sei Heimat, sagte Lothar Lippert. Jeder Mensch strebe nach Sicherheit, Frieden und Wohlstand. Als Christ habe man die Pflicht, jenen zu helfen, denen diese Grundbedürfnisse nicht vergönnt seien, weil sie vor Krieg und Hunger flüchteten.

Ihre Heimat mussten wie Tausende anderer dieser Schicksalsgemeinschaft, auch Ingrid Schmidt und Marlene Mogk (beide Krofdorf) verlassen, als sie 1946 aus dem Egerland vertrieben wurden. Für sie sei Krofdorf zur neuen Heimat geworden, so ihr Bekenntnis. Gemeinsam mit Marina Jarema (Gleiberg), Marion Reinhardt (Launsbach) und Erika Weimer (Wißmar) berichteten sie in einem Rundgespräch, welche Bedeutung Heimat für sie hat. Da passte auch der runde Geburtstag  „40 Jahre Gemeinde Wettenberg“.

Bürgermeister Thomas Brunner sprach, auch bemüht „off Platt“, im Rahmen des Mundartgottesdienstes davon, dass man seinerzeit durch diese Reform ein neues Stück Heimat geschaffen habe. Der Prozess des Zusammenwachsens in den Köpfen der Menschen sei nicht abgeschlossen, aber werde begleitet im Bewusstsein, dass Eigenständigkeit, Identität und gewachsene Strukturen in den Dörfer nicht aufgegeben werden müssten.

Im Rahmen des Mundartgottesdienstes, an dem auch Vorstandsmitglieder des Gleiberg Vereinsvorstandes teilnahmen, wurde ein Druck und ein Bild gleichen Motivs mit der Gleiberger Kirche von 1911 öffentlich präsentiert. Der Druck ist ein Geschenk des Ehepaares Bettina Boettner-Apfelstedt und Gerd Apfelstedt. Das Originalgemälde hatte die Denkmalstiftung „Evangelische Kirchen Krofdorf und Gleiberg“ aus dem Bestand der „Hobbywelten“ in Buseck erworben und restaurieren lassen.

Mitwirkende beim Gottesdienst waren der Posaunenchor Wieseck (Leitung Andreas Gramm), der Singkreis (Leitung Thomas Bernsdorff) und Melodie Funk (Orgel) sowie das 12-köpfige Mundartteam, das mit Christoph Schaaf seit Juni den Mundartgottesdienst vorbereitet hatte. Zu diesem gehörte auch Gisela Günther, die es nach vielen Mühen, wie sie schmunzelnd verriet, geschafft habe, Christoph Schaaf den Satz, „So ier Leu, doas woars fier hau“, beizubringen und mit diesem Satz, fehlerfrei ausgesprochen, entließ er die Festgemeinde.

Konfirmanden hatten alte Schieferplatten der teilweise neu eingedeckten Kirche kunstvoll bemalt. Sie wurden nach dem Gottesdienst verkauft und gemeinsam mit dem Verkaufserlös des neuen Kirchenführers kamen so 580 € zusammen, die in die Stiftung fließen.

Text/Fotos: Volker Mattern

Bild 1: Einen beeindruckenden Mundartgottesdienst feierte die Kirchengemeinde in der Gleiberger Katharinenkirche.

Bild 2: Prädikant Lothar Lippert hielt die Predigt.

Bild 3: Dieses Bild der Gleiberger Kirche von 1911 wurde der Gemeinde vorgestellt.