Bundespräsident stiftete Bibel für Kirche in Stockhausen

Heilige Schrift mit persönlicher Widmung in der evangelischen Kreuzkapelle:

„‘Der Herr denkt an uns und segnet uns‘ Psalm 115,12. Aus den Losungen der Brüdergemeinde 1956 der Evangelischen Kirchengemeinde Biskirchen zur Weihe der Kreuzkapelle in Stockhausen am 21. Oktober 1956“. So steht es in der Bibel, die in der Evangelischen Kreuzkapelle Stockhausen auf dem Altar liegt. Geschrieben hat diese Widmung der Bundespräsident persönlich.

Theodor Heuss, von 1949 bis 1959 erster Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, hatte damals zugesagt, für jede in seiner Amtszeit erbaute Kirche eine Altarbibel zu stiften. Diese hat er dann auch eigenhändig signiert. „Professor Heuss sendet der Gemeinde seine guten Grüsse und wünscht einen schönen Verlauf der festlichen Stunde“, hatte der Persönliche Referent des Bundespräsidenten, Hans Bott, damals an Pfarrer Kurt Schmitz geschrieben. Doch wie war es zum Bau dieses relativen jungen Kirchengebäudes gekommen?

Ab dem Herbst 1954 fanden in Stockhausen monatliche Gottesdienste im Dorfgemeinschaftshaus statt. Vorher waren die evangelischen Gemeindeglieder nach Biskirchen zum Gottesdienst gegangen. Doch hatte sich im Laufe der Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg gezeigt, dass die Gemeindegliederzahl wuchs und dass kirchliche Veranstaltungen, die statt in Biskirchen in Stockhausen stattfanden, hier ebenfalls auf gute Resonanz stießen.
1955 beschloss daher das Presbyterium mit Pfarrer Kurt Schmitz, in Stockhausen einen Kirchsaal mit insgesamt 170 Sitzplätzen, der in einen größeren und einen kleineren Raum unterteilt werden kann, zu bauen.

Mit dem ersten Spatenstich am Pfingstdienstag, 31. Mai 1955, dem Psalmwort „Wie lieb sind mir deine Wohnungen, Herr Zebaoth“ sowie den Worten „In seinem Namen beginnen wir!“ eröffnete Pfarrer Kurt Schmitz die Feier zum Baubeginn. Die Kreuzkapelle wurde innerhalb eines Jahres mit hoher Spendenbeteiligung und freiwilligem Arbeitseinsatz von Stockhäuser Bürgern nach dem Plan von Architekt Günther Biemer errichtet und von heimischen Firmen weiter gestaltet. Sie hat einen Saal, einen Vorraum, eine Sakristei und einen Glockenturm. Die 300 Jahre alte Glocke mit der Inschrift „Soli deo gloria“ („Gott allein die Ehre“) stammt aus dem alten Biskirchener Geläut, das während des Krieges abgenommen worden war. Ein großes Messingkreuz mit der Aufschrift „Wir aber predigen Christus, den Gekreuzigten“ steht im Innenraum der Kirche hinter dem Altar.

Eingeweiht wurde die Kreuzkapelle am Sonntag, 21. Oktober 1956. Oberkirchenrat Rössler aus Düsseldorf und Pfarrer Kurt Schmitz hielten die Festansprachen.
Bei einer Renovierung im Jahr 1989 wurde eine neue Decke eingezogen, ein neuer Fußboden verlegt und eine Gasheizung eingebaut. 2006 feierte die Kirchengemeinde am Pfingstsonntag das 50-jährige Jubiläum der Kreuzkapelle mit einem Festgottesdienst unter Leitung von Pfarrerin Cornelia Heynen mit anschließendem Gemeindefest.

Die Bibel mit der Widmung des ersten Bundespräsidenten liegt heute noch auf dem Altar. „Mit dieser Geste wollte Theodor Heuss zum Ausdruck bringen, dass er es für ungeheuer wichtig hielt, in einer Zeit nach einem Krieg nicht nur ein Land und seine Häuser aufzubauen, sondern auch den geistlichen Aufbau und die innere Stärkung der Menschen nicht aus den Augen zu verlieren“, erklärt Gemeindepfarrerin Cornelia Heynen-Rust dazu. Bei der Bibel handelt es sich um eine Ausgabe nach der Übersetzung von Martin Luther der 1812 in Stuttgart gegründeten „Privilegierten Württembergischen Bibelanstalt“ von 1954.

bkl

Bild 1: Die Altarbibel in der Evangelischen Kreuzkapelle Stockhausen hat Bundespräsident Theodor Heuss 1956 signiert.

Bild 2: Der Innenraum der Kreuzkapelle, die insgesamt 170 Menschen Platz bietet.

Bild 3: Die Stockhausener Kreuzkapelle von außen – mit Turm und Glocke aus der Bischofskirche Biskirchen.

Bild 4: Die Altarbibel der Kreuzkapelle Stockhausen ist eine Ausgabe nach der Übersetzung von Martin Luther von 1954.

24.April 2020 |