Ort des Zusammenkommens für Geflüchtete unterstützt auch Bürger vor Ort:

Nur wenige Minuten zu Fuß müssen die Männer gehen, um einen Ort aufzusuchen, an dem sie herzlich willkommen sind: Das ehemalige Balasch-Gebäude in der Virchowstraße in Wetzlar ist zu einer „Begegnungsinsel“ geworden.

Ein Aufenthaltsort für Geflüchtete, vorwiegend für junge Männer aus Syrien, Afghanistan, dem Iran, Irak, der Türkei und Afrika, ist seit dem 1. Dezember im Wetzlarer Finsterloh eingerichtet. Mehr als vierhundert Menschen können dort in einem umgebauten Oktoberfestzelt aus Herborn untergebracht werden. Geplant ist der Aufenthalt bis Anfang März nächsten Jahres. Die Männer wohnen in Boxen mit vier Stockbetten für jeweils acht Personen. Betreiber der Einrichtung ist die Johanniter Unfallhilfe aus Gießen.

Um die dort lebenden Menschen zu unterstützen, engagiert sich der „Kirchliche Arbeitskreis Flucht“, seit mehreren Jahren im Kirchenkreis an Lahn und Dill verankert. Der Arbeitskreis hat weitere Akteure hinzugezogen und mit ihnen konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Situation der Geflüchteten überlegt. Aktuell wurde ein Willkommensort für Geflüchtete eröffnet, eben die „Begegnungsinsel“.

Der Arbeitskreis Flucht möchte Kräfte bündeln, Maßnahmen koordinieren, aber auch Doppelstrukturen vermeiden. Mitglieder des Arbeitskreises, der mit der Liga der Wohlfahrtsverbände und  dem Lahn-Dill-Kreis in engem Kontakt steht, sind der Evangelische Kirchenkreis an Lahn und Dill (Superintendent Dr. Hartmut Sitzler), die Evangelische Kirchengemeinde Wetzlar (Pfarrer Björn Heymer), die Katholische Pfarrei Unsere Liebe Frau Wetzlar (Pfarrer Peter Hofacker, Elvi Rückert), die Flüchtlingshilfe Mittelhessen (Bettina Twrsnick), die Freie Evangelische Gemeinde (FeG) Wetzlar (Ingrid Stamer), der Caritasverband Wetzlar, Lahn-Dill-Eder e.V. (Hendrik Cloër) sowie die Diakonie Lahn Dill e.V. (Mathias Rau). Britta Westen von der Diakonie Lahn Dill, Mitglied im Kirchlichen Arbeitskreis Flucht, wird sich um die Beratungsarbeit kümmern.

„Es ist Winter und die Geflüchteten haben nicht viel Geld“, sagt Superintendent Dr. Hartmut Sitzler, der das Projekt als Akt christlicher Nächstenliebe versteht. Zudem sei ein Anlaufpunkt für die Menschen wichtig, ein Ort, an dem miteinander reden, spielen und Gemeinschaft zu haben möglich sei. „Die Männer können ja nicht den ganzen Tag in ihren Boxen mit den Doppelstockbetten bleiben“, so Sitzler. Das Konzept sei Begegnung, erklärt der leitende Theologe des Kirchenkreises. „In der Begegnung werden wir feststellen, was die genauen Bedarfe sind, beispielsweise rechtlich, medizinisch oder seelsorglich.“

Die Diakonie Lahn Dill hat die Räumlichkeiten in unmittelbarer Nähe des Zeltes von der VRM Wetzlar gemietet. „Wir wollen mit der Begegnungsinsel einen Treffpunkt schaffen, auf die Geschichte der Menschen hören, sie wertschätzen und für Respekt, Akzeptanz und Toleranz werben“, sagt Mathias Rau, Vorstand der Diakonie Lahn Dill zu den Zielen des Projektes. Die Begegnungen könnten zudem psychische Drucksituationen und Stress reduzieren. Darüber hinaus sei die Vermittlung zu Beratungsstellen und gegebenenfalls zu Ämtern und Anlaufstellen im Blick. Die Begegnungsinsel soll auch Angebote zum Spracherwerb und Verständnis kultureller Aspekte bieten.

Eingeladen sind zudem Menschen aus der Nachbarschaft, die Geflüchtete in ihrer schwierigen Situation unterstützen möchten. „Wir haben auch die Leute im Stadtteil im Blick“, erklärt Superintendent Sitzler. „Mit dem Angebot der Begegnungsinsel möchten wir vorprogrammierte Konflikte in der Bevölkerung gleich zu Beginn entschärfen.“

In den etwa 400 Quadratmetern großen Räumlichkeiten sind die Geflüchteten eingeladen zu Kaffee, Tee, Gebäck, Tischtennis und Gesellschaftsspielen. Alkohol und Drogen dürfen nicht konsumiert werden. Ein Nebenraum bietet die Möglichkeit, Gespräche in geschützter Atmosphäre zu führen.

Fünf Tage in der Woche ist die Begegnungsinsel geöffnet, jeweils montags bis freitags von 14.30 bis 17 Uhr.

Finanziell unterstützt wird das mit rund 20.000 bis 25.000 Euro veranschlagte Projekt von der Diakoniestation Wetzlar, dem Lahn-Dill-Kreis sowie Eigenmitteln der Diakonie Lahn Dill. Weitere Spenden sind erwünscht:

Sparkasse Wetzlar
IBAN:    DE47 5155 0035 0000 0088 88
Stichwort: Begegnungsinsel

Für die Begegnungsinsel werden darüber hinaus noch ehrenamtlich Mitarbeitende gesucht. Wer hier sein Engagement zur Verfügung stellen möchte, kann sich bei der Diakonie Lahn Dill melden: 06441-90130, info@diakonie-lahn-dill.de, bei Pfarrer Björn Heymer: 06441-2002784, bjoern-heymer@ekir.de oder bei Pfarrer Christian Silbernagel: 06441- 76342, christian.silbernagel@ekir.de sowie bei allen weiteren beteiligten Akteuren.

 

bkl

 

Bild 1: Nun kann es losgehen: Die Räumlichkeiten der „Begegnungsinsel“ sind von Ehrenamtlichen liebevoll für die kommenden Gäste hergerichtet worden. Darüber freuen sich (v.l.) Superintendent Dr. Hartmut Sitzler, Britta Westen von der Diakonie Lahn Dill und Mathias Rau, Vorstand der Diakonie Lahn Dill.

Bild 2: Die „Begegnungsinsel“ ist in der Wetzlarer Virchowstraße zu finden, gegenüber dem Gelände Finsterloh.

Bild 3: Im Café liegen mehrsprachige Willkommensbroschüren aus. Sie erklären unter anderem, was das Weihnachtsfest für Christen bedeutet und wie sie es feiern.