Lange Tafel bringt Menschen unterschiedlicher Herkunft an einen Tisch:
Ein Bürgerfest mitten in der Bahnhofstraße hat rund 450 Menschen unterschiedlicher Herkunft und Sprache an einen Tisch gebracht. Etwa 60 Meter lang war am Samstagmittag die „Lange Tafel“ in Höhe des Tafelladens aufgebaut.
Schon seit 2013 findet das Fest jährlich im Sommer statt, das vom Tafelladen der Evangelischen Kirchengemeinde Niedergirmes gemeinsam mit der Freien Evangelischen Gemeinde (FeG) Wetzlar organisiert wird. Wegen der Corona-Pandemie wurde es aber zuletzt 2019 ausgerichtet.
Der Unternehmer Hartmut Moos sponsert die Aktion von Anbeginn. Er sagte, mit der Beteiligung an der Langen Tafel könne er etwas an die Stadt und ihre Bürger zurückgeben. Oberbürgermeister Manfred Wagner (SPD), der die Aktion seit dem Start als Schirmherr begleitet, lobte die Lange Tafel, die etwas von der Vielfalt der Stadt widerspiegele. Gemeinsam mit der Stadtbibliothek und der Volkshochschule schaffe die Lange Tafel eine Lebendigkeit in dem Quartier. „Zeit teilen, Essen teilen, Begegnungen haben und Kontakte knüpfen“ sei ein wichtiges Element dieser Aktion.
Eröffnet wurde das Fest mit einem Gottesdienst, in dem Pastor Matthias Fallert von der FeG sagte: „Was für ein herrlicher Anblick, nach vier Jahren Pause endlich wieder die Lange Tafel zu veranstalten“. Die FeG lädt jeden letzten Samstag im Monat zum Kaffetrinken in den Tafelladen (Bahnhofstraße 7) ein, wenn bei vielen Menschen das Geld knapp ist. „Essen ist mehr als Nahrungsaufnahme“, sagte Fallert. Gemeinsames Essen schaffe Gemeinschaft, verbinde und schaffe Kommunikation. Auch Jesus habe oft mit den Menschen gegessen und den Menschen so Würde gegeben. Dabei erinnerte Fallert an den biblischen Bericht vom Verlorenen Sohn, der die Tischgemeinschaft zuhause verließ. „Als er vom Tisch des Vaters abgehauen ist, hat er dem Vater das Herz gebrochen“. Der Pastor wünschte, dass sich an den Tischen Gespräch ergeben, die Besucher Anerkennung, Zuwendung und Zuhören erfahren. „Wenn das passiert, ist das ein Stück Himmel auf Erden“.
Nach Angaben von Diakon Christof Mayer von der Kirchengemeinde Niedergirmes unterstützt die Tafel pro Jahr rund 3700 Menschen in Wetzlar und im Lahn-Dill-Kreis über die Tafelläden in Wetzlar sowie in den Ausgabestellen Aßlar und Braunfels.
Hartmut Moos und sein Team servierten links vom Tafelladen-Eingang Geschnetzeltes mit Kartoffelgratin und Krautsalat. Rechts davon konnten die Besucher aus mehreren internationalen Gerichten auswählen: Es gab Spezialitäten aus der Türkei, aus Eritrea, Afghanistan und Syrien. Anschließend waren die Gäste auch zu Kaffee und Kuchen eingeladen.
Zum Programm gehörte auch das Konzert eines Orchesters der FeG und Mitmachangebote für Kinder. An der Aktion beteiligt waren als Kooperationspartner die Flüchtlingshilfe Mittelhessen,die Stadtbibliothek Wetzlar und die VHS Wetzlar. Diese eröffnete im Rahmen des Festes die neue „Bibliothek der Dinge“.
red
Bild 1: 450 Menschen unterschiedlicher Herkunft und Sprache aßen und begegneten sich an der “Langen Tafel” in der Wetzlarer Bahnhofstraße.
Bild 2: Oberbürgermeister Manfred Wagner, Tafelleiter Christof Mayer und Pastor Matthias Fallert (v.l.) freuen sich über die Lange Tafel, die erstmals nach vier Jahren wieder stattfinden konnte.
Bild 3: Das Orchester der Freien evangelischen Gemeinde gestaltete den Nachmittag musikalisch.
Bild 4: Im Angebot: zahlreiche internationale Gerichte.