Förderverein hat 1,85 Millionen Euro in Dächer und Gebäude investiert:
Die 1170 erbaute Klosteranlage Altenberg bei Oberbiel hat jahrhundertelang als Heimat der Prämonstratenserinnen gedient. Seit 1802 gehört das Kloster den Grafen von Solms-Braunfels.
Seit 1955 ist die Königsberger Diakonie Pächter des inzwischen über 800 Jahre alten Gebäudebestandes. Optisch hervor sticht die Klosterkirche, die unter der Meisterin Gertrud von Thüringen (1227–1297), der jüngsten Tochter der Heiligen Elisabeth, errichtet wurde.
Den gesamten Gebäudekomplex mit Kirche, Wohn- und Wirtschaftsgebäuden zu erhalten, ist eine Lebensaufgabe. Weil die Königsberger Diakonie diese große Herausforderung nicht alleine stemmen kann, haben vor 40 Jahren der einstige Vorsteher Dieter Nebeling und der damalige Wetzlarer Oberbürgermeister Walter Froneberg die Idee vorangetrieben, einen Förderverein zu gründen. Diesen nannten sie schlicht „Verein Kloster Altenberg“.
Froneberg gelang es, den damaligen Landrat Franz Demmer als Vorsitzenden zu gewinnen, während der Wetzlarer OB dessen Stellvertreter wurde. „Der Verein sollte eine große Strahlkraft in die Bevölkerung haben, denn er braucht noch heute viele Bürger, die sich für den Erhalt der denkmalgeschützten Anlage einsetzen“, schildert Kirchenmusikdirektor a. D. Joachim Eichhorn. 1979 war er als junger Organist nach Wetzlar gekommen und entwickelte mit Nebeling die Reihe der Sommerkonzerte, um wieder mehr Menschen auf den Altenberg einzuladen. Eichhorn gehört mit zu den Gründungsmitgliedern des Fördervereins, dem er noch heute angehört.
In der Vereinssatzung wurden die Aufgaben so beschrieben: „Der Verein Kloster Altenberg hat den Zweck, in ideeller und finanzieller Hinsicht Kloster Altenberg – insbesondere die Kirche und Klosteranlage – zu fördern. Seine Arbeit dient ausschließlich und unmittelbar gemeinnützigen und kirchlichen Zwecken“.
Nach Demmer waren alle weiteren Landräte Vorsitzende des Fördervereins, so Gerhard Bökel und Karl Ihmels. Seit 2008 hat Wolfgang Schuster diese Aufgabe von Ihmels übernommen. Zudem besteht die Tradition, dass die Wetzlarer Oberbürgermeister als Stellvertreter dabei sind, also derzeit Manfred Wagner. Ebenso gehörten und gehören die Solmser Bürgermeister in den Vorstand. Angefangen hat dies mit Erich Mohr. Heute gehört Frank Inderthal dem Gremium an.
Aktuell engagieren sich 125 Mitglieder im Verein, der über die vier Jahrzehnte Dank der hohen Spendenbereitschaft 1,85 Millionen Euro durch Mitgliedsbeiträge, Spendengelder und Fördermittel aufgebracht und an Dächern und Gebäuden verbaut hat. Apropos Mitglieder, „der Verein leidet natürlich auch an einer Überalterung der Mitgliedschaft“, gesteht Landrat Schuster ein. Dabei brauche es immer wieder neu Bürger, die sich für die Sicherung des Bestandes mit der frühgotischen Kirche einsetzen, der zu den bedeutendsten historischen Gebäuden in Mittelhessen gehört.
„Die größte Herausforderung ist es, neue Mitglieder für die Anlage zu begeistern und die Dächer ‘dicht’ zu halten“, beschreibt Schuster die Aufgaben, die den Verein auch in Zukunft nicht ruhen lassen werden. Die Arbeiten geschehen nach Angaben des Landrates immer in enger Abstimmung mit der Königsberger Diakonie, die das Kloster vom Grafen Solms-Braunfels bis zum Jahr 2054 gepachtet hat.
Seit 2002 begleitet das Wetzlarer Architekturbüro Bremer + Bremer die Maßnahmen an den Dächern. „Anfangs bin ich mit Pfarrer Nebeling auf die Dachböden und habe Wannen aufgestellt, dort wo es durchregnete“, erinnert sich Architekt Andreas Bremer. Er bescheinigt dem Verein einen verantwortungsvollen Umgang mit den Finanzen. „Die Dächer wurden erst saniert, wenn es wirklich unumgänglich war“. Abschnittsweise nach den Erfordernissen seien die Dächer in Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege angegangen worden. „Weit über die Hälfte der Dachflächen sind saniert“, resümiert Bremer.
Die größte Einzelmaßnahme war das Süddach der Klosterkirche mit dem Reiter, also dem Holzturm. Damals habe die Stiftung Deutsche Denkmalpflege die Sanierungen am Kirchendach unterstützt. „Wir gehen jährlich die Gebäude ab und machen uns ein Bild vom Zustand der Dächer“, erläutert der Architekt. Die letzten Maßnahmen konnten im Jahr 2019 durchgeführt werden. Weil die Grube mit dem Moselschiefer bei Mayen geschlossen wurde, hat Bremer dem Förderverein empfohlen, die noch benötigten Schieferplatten im Voraus zu kaufen. Diese sind nun eingelagert, bis die Sanierungen weitergehen.
Christian Uloth, Vorstand der Königsberger Diakonie, ist dankbar für die Unterstütztung durch den Förderverein: „Für uns als Königsberger Diakonie ist die Arbeit und damit verbunden die Unterstützung des Vereins Kloster Altenberg wirklich sehr wertvoll. Schon seit Bestehen des Vereins leistet der Verein eine wichtige Unterstützung bei dem Erhalt der Gebäude des Klosters Altenberg. Gerade der Erhalt der Dächer war nur durch die finanzielle Unterstützung des Vereins möglich. Der Verein steht uns aber auch ansonsten mit Rat und Tat zur Seite. Umso mehr freuen wir uns, dass wir jetzt gemeinsam das 40-jährige Jubiläum auf dem Altenberg feiern können. Auch in Zukunft würden weitere Erhaltungsaufwendungen anstehen. „Deshalb sind wir froh mit dem Verein einen starken und verlässlichen Partner an unserer Seite zu haben. Wir sind froh und dankbar für die Unterstützung in den vergangenen vier Jahrzehnten und freuen uns auf eine weiterhin langfristige vertrauensvolle Unterstützung und Zusammenarbeit“.
Nach 40 Jahren ist die Aufgabe des Fördervereins nicht abgeschlossen. „Der Erhalt der Klosteranlage ist eine reizvolle Aufgabe. Wir möchten den nachkommenden Generationen die über unsere Region hinaus bedeutende Anlage erhalten“, beschreibt der Landrat die Ziele für die Zukunft.
Das Jubiläum wird am Sonntag, 9. Juli, auf dem Altenberg gefeiert. Um 11 Uhr beginnt ein Festgottesdienst, in dem Superintendent Hartmut Sitzler die Predigt hält. Musikalisch wird die Feier mitgestaltet von der Sopranistin Kira Petri und von Anna Fust an der Orgel. Nach dem Mittagessen ist eine Ausstellung zur Geschichte der Diakonissen ab 13.30 Uhr geöffnet. Um 14.30 Uhr stellt sich der Verein vor und erläutert seine Aufgaben und blickt auf die 40-jährige Geschichte zurück. Um 15 Uhr gibt der Organist Joachim Schreiber (Simmern) ein Konzert auf der historischen Schölerorgel in der Klosterkirche. Zum Kaffeetrinken ab 15.45 Uhr spielt das Gitarrenduo Jörn Martens und Peter Haagen.
red