Wenn Menschen in einer Kirche sogar stehen müssen, um den Gottesdienst verfolgen zu können, dann ist das ein seltenes Ereignis. Vielleicht denken Sie jetzt an einen Heiligabend- oder Ostergottesdienst. Doch ein Blick auf den Kalender schließt diese beiden Festtage aus. Am Sonntag, dem 26. Januar, wurde in der Evangelischen Kirche in Münchholzhausen ein anderes besonderes Fest gefeiert: Nach 32 Jahren im Dienst wurde Pfarrer Michael Philipp mit einem Festgottesdienst feierlich von seiner Gemeinde verabschiedet. Superintendent Dr. Hartmut Sitzler entband ihn offiziell von seinen Aufgaben als Gemeindepfarrer. Philipp, der die Gemeinden Dutenhofen/Münchholzhausen und Lützellinden betreute, hinterließ tiefe Spuren im Leben vieler Menschen. Dies war bei diesem emotionalen Abschied deutlich spürbar.
Musik als Herzstück des Gottesdienstes
Der Festgottesdienst war geprägt von Musik – eine von Michael Philipps großen Leidenschaften. Dies wurde nicht nur immer wieder betont, sondern zeigte sich auch deutlich in der Gestaltung des Abschieds. Der Bläserkreis Dutenhofen, der Kirchenchor „Kantate“ sowie Peter Agel an der Orgel sorgten für eine feierliche und zugleich heitere Stimmung. Trotz des Anlass‘ – dem Abschied – war die Atmosphäre von Dankbarkeit und Freude geprägt.
„Es ist sein Werk“
In seiner Predigt knüpfte Pfarrer Philipp an die Apostelgeschichte 18 an. Mit Zuversicht erklärte er, dass die Gemeinde sich um ihre Zukunft keine Sorgen machen müsse, denn Gott habe „ein großes Volk in dieser Stadt“. Rückblickend bedankte sich Philipp herzlich bei seinem Presbyterium für die wertvolle Zusammenarbeit und hob hervor, dass alles, was in der Gemeinde erreicht wurde, letztlich Gottes Werk sei.
„Vergnügt, erlöst, befreit“
Superintendent Sitzler würdigte Michael Philipp in seiner Ansprache als jemanden, der tief in der Region verwurzelt ist. „Er ist kein Außerirdischer, sondern einer von hier“, betonte Sitzler. Diese tiefe Verbindung zu Land und Leuten sei für jeden in der Gemeinde spürbar gewesen. In Anlehnung an den Kabarettisten Hanns-Dieter Hüsch beschrieb Sitzler die Evangelische Kirche als eine „vergnügte, erlöste, befreite“ Gemeindekirche – eine Beschreibung, die auch gut zu Philipps Wirken passte.
Eine Überraschung von der Jugendband
Ein besonders emotionaler Moment des Gottesdienstes war der Auftritt einer Jugendband, die einst aus einer Jugendgruppe der Gemeinde hervorgegangen war. Für diesen besonderen Tag fanden sich die Mitglieder noch einmal zusammen, um ihrem ehemaligen Pfarrer eine musikalische Überraschung zu bereiten. Sie spielten zwei von Philipps Lieblingsliedern und hielten eine bewegende musikalische Dankesrede, die mit den Worten endete: „Du bist einer dieser Anhänger von Jesus von Nazareth.“
Abschied mit bleibendem Eindruck
Der Festgottesdienst für Michael Philipp war ein bewegendes Ereignis, das nicht nur seinen jahrzehntelangen Dienst würdigte, sondern auch die tiefe Verbundenheit der Gemeinde mit ihrem Pfarrer zeigte. Musik, persönliche Worte und die spürbare Gemeinschaft machten diesen Tag zu einem unvergesslichen Erlebnis.
TEXT: Jan-Christopher Krämer
FOTOS: Lothar Rühl und Jan-Christopher Krämer
BU
Bild 1:Pfarrer Michael Philipp mit Superintendent Dr. Hartmut Sitzler umrahmt vom Presbyterium.
Bild 2: Bis auf den letzten Platz gefüllt – die Kirche in Münchholzhausen.
Bild 3: Michael Philipp wurde vom Superintendenten des Kirchenkreises von seinem Dienst entpflichtet.
Bild 4: Besonders emotional: Der Auftritt einer Jugendband, die einst aus einer Jugendgruppe der Gemeinde hervorgegangen war.