Über Verseinheiten aus dem Markusevangelium, Kapitel 14 und 15: Jesu Gefangennahme/ Vor dem Hohen Rat / Kreuzigung:
Liebe Gemeinde,
in allen drei Abschnitten begegnet uns die Macht der Lüge:
- Gefangennahme: Verrat
Judas handelt verlogen – Jesus deckt Verlogenheit auf: Bin ich denn ein Verbrecher, dass ihr euch mit Schwertern und Knüppeln bewaffnet habt, um mich zu verhaften? Jeden Tag habe ich öffentlich im Tempel gesprochen. Warum habt ihr mich nicht dort festgenommen?“ Jesus sagt Erstaunliches: „Aber auch dies geschieht, damit sich die Voraussagen der Schrift erfüllen.“
Gott macht aus dem Verrat Gutes, verwandelt ihn in Heil, gebraucht Lüge für die Wahrheit. Es ist Judas´ Entscheidung und der Männer, Jesus zu beseitigen. Aber Gott gebraucht sie für seinen Plan.
„Entsetzt verließen ihn alle Jünger und flohen.“ Entsetzt wovor? Vor der Verlogenheit des Judas? Vor dem Aufgebot der Gewalt? Oder entsetzt sie die ruhige Gewissheit, mit der Jesus sagt: Hinter allem steht Gottes Plan?
Im Ukrainekrieg erschreckt die Brutalität, vielleicht noch mehr die Verlogenheit, die zutage tritt. Die halbe Welt, die vorher noch an Putins langem Tisch zu verhandeln versuchte, zeigt sich überrascht und entsetzt über den brutalen Angriff der russischen Übermacht und ihre schamlosen Lügen. Ja, man kann von einem Lügensystem sprechen. In seinem Machtbereich verführt es entweder die Menschen oder bringt sie zum Schweigen. Uns im Westen lassen die Lügen hilflos dastehen. Sie bringen unsere Naivität zu Tage. Die gottlosen aufgeklärten Menschen glauben an das Gute im Menschen. Bibelleser sind da realistischer.
Lüge geht mit Angst einher. Das macht Lüge so übermächtig. An Petrus können wir das sehen. Er gibt ja Jesus nicht auf. Mit dem Schwert schlägt er dazwischen. Ohne Erfolg. Dann geht er heimlich Jesus nach, schleicht sich in den Hof, wo sich die Soldaten nach der Gefangennahme aufwärmen. Er will Jesus nah sein. Aber sobald er als Jünger erkannt wird, schlägt sein Gutsein-wollen um in Feigheit. Drei mal tut er so, als ob er Jesus nicht kennen würde. Petrus verleugnet seinen Herrn. In wenigen Minuten verwandelt ihn die Macht der Lüge in einen Lügner. Verrat, Angst, Feigheit
2) Vor dem Hohen Rat:
Die Macht der Lüge beugt das Recht, deformiert die Gerichtsverhandlung in einen Schauprozess. Es geht nur darum, einen Vorwand zu finden, um Jesus zu verurteilen. Falsche Zeugen wider-sprechen sich. Wir erkennen: Jesus ist schuldlos, ein Mensch wie wir aus Fleisch und Blut, aber ohne Sünde. Nur so konnte er als makelloses Opfer unsere Schuld am Kreuz sühnen.
Zur Lüge gehört auch das Missverständnis. Mk 14,57ff: Schließlich erklärten einige Männer: Wir haben gehört, wie dieser Jesus behauptete: Ich will den von Menschen gebauten Tempel abreißen und in drei Tagen einen anderen aufbauen, der nicht von Menschen aufgerichtet ist. Doch auch ihre Aussagen waren voller Widersprüche.“ Der Hoherpriester: Hast du nichts zu diesen Anschuldigungen zu sagen? Aber Jesus schwieg. Warum? Weil sie die Bedeutung von Jesu Worten nicht verstanden hätten: Mit dem abgebrochenen Tempel meint Jesus seinen Tod am Kreuz. Mit dem Aufbau in nur drei Tagen deutet er auf seine Auferstehung hin. Ja, selbst Jesu Jünger verstanden dies erst nach der Auferstehung (Joh 2,22), nämlich mit Hilfe des Heiligen Geistes im Glauben an den lebendigen Christus.
Manchmal ist gegen offenkundiges Lügen Schweigen das Richtige, zeigt Stärke. Jedes Wort wäre Verschwendung. Wer sich rechtfertigt, klagt sich selbst an. Jesus macht mit seinem Schweigen deutlich: Im falschen Urteil eines verlogenen Gerichts spricht Gott sein wahres Urteil über die Schuld der Menschen. Jesus nimmt das Urteil klaglos an, weil er aus Liebe für uns den Freispruch bewirken will. Wieder gebraucht Gott das Böse für Gutes, für sein Erlösungswerk an uns.
Der dritte Akt im Drama „Macht der Lüge“
- Kreuzigung: Die Römer sind Meister darin, ihre Opfer bis aufs Äußerste zu demütigen. Das Schild mit der Aufschrift „Der König der Juden“ soll Verhöhnung sein. „Das soll der König der Juden sein, hahaha.“ Aber es ist die Wahrheit. Wieder gebraucht Gott die Bosheit der Menschen, um seine Wahrheit für alle sichtbar zu machen, die von nah und weit zu diesem grausamen Schauspiel gekommen sind.
Und auch die Leute höhnen: „So! Den Tempel wolltest du zerstören und in drei Tagen wieder aufbauen?“ Es ist wieder die Wahrheit. Die Lüge kommt ja ohne die Wahrheit nicht aus, weil die Lüge ohne sie ein Nichts wäre. „Dann rette dich doch selber und komm vom Kreuz herunter.“ Dieses Nichtverstehen enthält wieder ein Körnchen Wahrheit. Denn Jesus wird herabsteigen vom Himmel; und wehe Dir, Mensch, wenn Du Christus verhöhnst, die Wahrheit mit Füßen trittst und Deine Mitmenschen wie Dreck behandelst. Du wirst brennen im ewigen Feuer!
Und auch die Hohepriester, Schriftgelehrte höhnen: „Anderen hat er geholfen, aber sich selbst kann er nicht helfen!“ Wieder Wahrheit: Ja, Jesus hat Anderen geholfen. Er kann auch Dir helfen, Dich von einem Leben aus Lüge und Sünde erlösen und Dich frei machen, in der Wahrheit und Liebe zu Christus zu leben, wenn Du es nur willst. Aber dafür musst Du zulassen, dass Jesus dort hängen geblieben ist, sich selbst eben nicht gerettet hat, weil Er und der Vater im Himmel es so wollten für Dich. Aber nein, die Bibelgelehrten sagen: „Dieser Christus, dieser König von Israel.“ Wie distanziert sie über den Herrn reden, der aus Liebe zu ihnen schwach wird. So reden heute Scharen von Theologen, für die die Bibel nicht mehr Wort Gottes ist, über Gott, abgehoben, besserwisserisch im pastoralen Betroffenheitsjargon, über Gott, aber nicht mit Gott, nicht mit dem Feuer der Begeisterung und Liebe zu Jesus Christus. „Dieser Christus, dieser König von Israel, soll er doch vom Kreuz herabsteigen! Dann wollen wir an ihn glauben.“
Nein! Wer bist Du denn, Mensch, dass Du Gott nach Deinem Bild machen willst. Nach Deinen Maßstäben soll er sich richten, nach deiner Pfeife tanzen, aber Dich und Deinen Lebensstil soll er gefälligst in Ruhe lassen. Nein! Dafür ist Christus nicht gestorben, damit Du in Deiner Selbstgefälligkeit den lebendigen Gott verhöhnst, weil er sich jetzt nur in Schwachheit als brutal Hingeschlachteter zeigt wie die Opfer von Butscha, Mariupol und Charkiw. Bist Du auch so ein Zuschauer, der bequem von der Couch aus die Welt betrachtet und sagt: Warum lässt Gott das alles zu? Wenn er nicht eingreift, kann ich nicht an ihn glauben…..
Und übrigens: Auch die Mitgekreuzigten, die an ihrem Tod nicht schuldlos sind, beschimpften Jesus in ihrer Mitte.
Ja, es ist schwer, sich der Macht der Lüge zu entziehen. Bis in die Sterbestunde kriecht sie an den leidenden Jesus heran: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen“, betet Jesus. Das sagt er nicht, weil er kurz vor Schluss jetzt selbst am Sinn seines Todes, ja seines ganzen Lebens, zweifelt. Nein. Er betet wie fromme Juden in höchster Not und im Sterben den Psalm 22. Weil er nicht nur im Leben, sondern auch im Sterben ein Mensch von den Kindern Israels ist. Darum betet er wie ein Israelit: Mein Gott, mein Gott. Auf hebräisch: Eli, Eli, lama asabthani.“ Und wieder schlägt die Macht der Lüge zu, wieder als Missverständnis:
Mk 15,35: „Einige von den Umstehenden aber meinten: Er ruft den Propheten Elia.“ Im AT wird gesagt: Bevor der Messias erscheint, wird der Prophet Elia wiederkommen. Das ist wahr. Aber sie sagen es aus Schaulust: Mal sehen, ob noch was Spektakuläres passiert. „Einer von ihnen tauchte schnell einen Schwamm in Essig und steckte ihn auf einen Stab, um Jesus davon trinken zu lassen.“ Sieht aus wie Barmherzigkeit, ist aber ein Trick, um die Qualen zu verlängern. Denn der Eine sagt: „Wir wollen doch sehen, ob Elia kommt und ihn herunterholt.“ Perfide Schaulust. Wozu Menschen fähig sind? Wir auch? Jesus trank, schrie laut auf und starb. Damit erfüllen sich Weissagungen aus Psalm 22 und Ps 69,22: „Als ich Durst hatte, gaben sie mir Essig zu trinken.“. Gott gebraucht wieder die Bosheit, um seinen Plan zu erfüllen.
Die Macht der Lüge hat sich am Sohn des lebendigen Gottes ausgetobt. Scheinbar siegt die Lüge. Aber Gott verwandelt ihren Sieg in eine Niederlage. Die letzte wörtliche Rede, sozusagen der Schlusssatz stammt nicht von einem frommen Israeliten, der die Heiligen Schriften kennt, sondern von einem Heiden, einem römischen Hauptmann, der bisher ein Götzenanbeter war, also den Lügen-Göttern glaubte. Dieser Soldat vom Hinrichtungskommando sagt zutiefst bewegt: „Dieser Mann ist wahrhaftig Gottes Sohn gewesen.“
Ihr Lieben, die Lügenmächte werden scheitern, weil Jesus, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist, gesiegt hat. Mit seinem Kreuz hat er den Tod getötet, die Lüge in den Sieg der Wahrheit verwandelt. Noch tobt die Lüge, aber es sind letzte Zuckungen. Uns kann der Böse nicht berühren, sagt das NT, wenn wir in der Wahrheit sind. D.h. Jesus Christus glauben. Sage zu ihm: Ich weiß, dass ich den Himmel und das ewige Leben alles andere als verdient habe. Aber ich danke dir, Herr Jesus, dass Du für meine Sünden gestorben und auferstanden bist, damit auch ich in Deiner Auferstehungskraft jetzt leben und ewig leben darf.
„Warum versteht ihr meine Sprache nicht?“, fragt Jesus in Joh 8 seine Kritiker: Weil ihr meine Worte nicht hören könnt, sagt Jesus, weil ihr den Mächten der Lüge glaubt. Und der Vater der Lüge ist Satan.
Wendet Euch an Jesus! Dann wird er Euch von der Macht der Lüge frei machen. Ihr werdet erkennen, was Wahrheit ist und Lüge. Ihr werdet nach und nach zu neuen Menschen werden. Wie Jesus sagt (Joh 8,31) „Wenn ihr bleiben werdet an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger, und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“
Amen!
Joachim Grubert, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinden Weidenhausen-Volpertshausen-Vollnkirchen und Niederwetz/Reiskirchen