Das Wort zu Ostern hat Roland Rust, leitender Pfarrer des Evangelischen Kirchenkreises an Lahn und Dill verfasst:

Ein Virus geht unter uns um. Nein, ich meine nicht jenes neu entdeckte, das gegenwärtig rund um den Erdball Leib und Leben bedroht. Ich meine das uralte Virus „Angst“, das sich in unserer krisengeschüttelten Zeit massiv auf die Seele legt und sich in Unruhe, Hamsterkauf und in einem „Rette sich, wer kann!“ Ausdruck verschafft.

Es kann einem ja auch angst und bange werden: Wer unter uns hätte es schon für möglich gehalten, dass vermeintliche Selbstverständlichkeiten unseres Lebens beinahe von einem Augenblick zum anderen radikal in Frage gestellt sind? Wer hätte sich denn noch vor kurzem vorstellen können, dass die Sonntagsgottesdienste in unseren Kirchen ausfallen müssen? Wer hätte es denn für möglich gehalten, dass unsere direkte alltägliche Kommunikation so stark eingeschränkt werden könnte und „social distancing“ zum medizinischen Gebot der Stunde würde?

Es ist Ostern. Und keine Krise unserer Welt kann dieses Fest auf Abstand halten. Auch wenn wir vorübergehend auf Distanz zueinander gehen müssen – einer, Jesus Christus, meidet nicht den Kontakt zu uns, sucht vielmehr unsere Nähe und ruft uns zu: „Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.“ (Offenbarung 1,18) Unsere Angst im Leben und im Sterben ist ihm vertraut: Er hat sie am eigenen Leib durchlitten – bis in den Tod. Am Ostermorgen hat Gott ihn aber aus dem Tod herausgerissen – für uns. Damit wir gute Perspektive haben, uns auch in der Angst in guter Hand wissen, durch Elend und Abgrund hindurch, für alle Zeit. Vertrauen pflanzt er uns ein, das die Angst und den Schrecken nicht wegschiebt aber doch darauf baut, dass sie nicht das letzte Wort haben werden. Eine kräftige Ermutigung, den Herausforderungen unseres Alltags am je eigenen Platz beherzt zu begegnen!

Übrigens: Es geht das Gerücht um, dass auch in unserer Region, abends gegen 19.00 Uhr von vielen Balkonen das Lied „Der Mond ist aufgegangen“ zu hören sei. Können Sie das bestätigen? Es wäre ein weiteres kleines Zeichen unserer Zusammengehörigkeit in einer Zeit medizinisch notwendiger Abstandsregeln und das Virus „Angst“ hätte es zunehmend schwerer unter uns.