Ziel: Niemand soll ohne Begleitung beerdigt werden müssen:
Niemand soll künftig in der Stadt Wetzlar ohne Begleitung bestattet werden müssen. Das hat sich die neu gegründete Tobiasgemeinschaft vorgenommen. Wie ihr Vorsitzender, Superintendent Jörg Süß, erläuterte, sterben in Wetzlar jährlich 20 bis 25 Personen, die keine Angehörigen haben. Die meisten dieser Personen seien evangelischen Glaubens gewesen. Sie wurden in der Kirche getauft mit Nennung ihres Namens. Ihnen solle auch ein würdiger Abschied zustehen, bei dem ihr Name genannt wird, so der Superintendent, der sich intensiv mit den Themen Tod und Trauer auseinander gesetzt hat.
Stellvertreter wurde Pfarrer Björn Heymer, Schriftführer Volker Heun. Die Tobiasgemeinschaft will mit der Stadt ins Gespräch kommen, um künftig vierteljährlich Urnenbeisetzungen auf dem Wetzlarer Friedhof durchführen. Dabei soll eine liturgische Feier gestaltet werden. Die Mitglieder der Tobiasgemeinschaft erklären sich bereit, an den Feiern mitzuwirken und beispielsweise die Urnen zur Bestattung zu tragen.
Die Tobiasgemeinschaft ist kein eigener Verein sondern eine Gemeinschaft innerhalb der Evangelischen Kirchengemeinde Wetzlar. Pfarrer Süß wies darauf hin, dass die Gemeinschaft offen ist für alle Bürger, die daran interessiert sind, dass die Verstorbenen ein würdiges Begräbnis erhalten.
Jährlich soll am 13. September eine Mitgliederversammlung abgehalten werden. Der 13. September gilt als Namenstag des Tobias. Der Name stammt aus dem gleichnamigen Buch „Tobias“. In dieser Schrift, die zeitlich zwischen dem Alten und dem Neuen Testament entstand, wird von dem Juden Tobias in assyrischer Gefangenschaft in Ninive berichtet, der sich um Verstorbene kümmerte, die nicht beigesetzt wurden. Dem Bericht nach hat er sie begraben.
Die Idee der würdigen Bestattung werde bereits in einigen wenigen Städten Deutschlands praktiziert, so der Theologe. Bekannt ist die Tobiasbruderschaft in der Stadt Göttingen.
lr
Bild 1: Gründungsversammlung der Tobiasgemeinschaft in der Wetzlarer Kreuzkirche mit Superintendent Jörg Süß (2.v.l.).Bild 2: Superintendent Jörg Süß erläutert die Ziele der Tobiasgemeinschaft.