Evangelische Kirchengemeinden feiern Erntedank:

Eines der beliebtesten Feste im Kirchenjahr haben die rund 50 evangelischen Kirchengemeinden in der Region an Lahn und Dill am Sonntag gefeiert: das Erntedankfest. Christen danken Gott für die Erntegaben. machen sich bewusst, dass Überfluss und Vielfalt nicht selbstverständlich und Ergebnis eigener Leistung, sondern als Gottes Geschenke anzusehen sind. Aber auch die „Bewahrung der Schöpfung“ und damit Umweltschutz und Entwicklungszusammenarbeit, verbunden mit der Verantwortung, das Geschenkte miteinander zu teilen, damit alle satt werden, gehört zum Inhalt dieses Festes.

So gab es am Samstagmorgen in der Schwalbacher Bäckerei Koschare, die alle Zutaten spendete, eine Backaktion mit Konfirmanden. Dies im Rahmen der bundesweiten Aktion „5000 Brote – Konfis backen Brot für die Welt“ „Die Jugendlichen waren engagiert dabei“, berichtete Pfarrerin Kirsten Vollmer. Im Erntedankgottesdienst stellten die Konfirmanden dann ein Projekt vor, das Kindern und Jugendlichen in Myanmar durch Zugang zu Lebensmitteln, Bildung und Kinderrechten eine Zukunftsperspektive ermöglicht. Nach dem Gottesdienst wurden die gebackenen Brote gegen eine Spende für Brot für die Welt abgegeben.

Rund um die Gnadenkirche in Büblingshausen fand nach dem Gottesdienst ein Basar mit herbstlichen Artikeln statt. Den Erlös spendet die Kirchengemeinde für die Flutopfer im Ahrtal.

Einen Gottesdienst komplett in Mundart gab es in der Greifensteiner Barockkirche. Dort hielt Prädikant Lothar Lippert aus Edingen die Predigt über die Speisung des Volkes Israel mit Manna und Wachteln in der Wüste. Angesichts von Sammelleidenschaft und Hamsterkäufen, gerade in der Coronazeit, rief Lippert zum Gottvertrauen auf. „West ihr, es gibt Zeire, doa helfe aach die volle Speisekoammern un di volle Klarerschrink nout, doa wert all doas wertlus, woas mer gehoamstert hoat. Doa brauche mer oan, of den mer vetraue koanne“, sagte er bei seiner Auslegung des Bibeltextes aus dem 2. Buch Mose, Kapitel 16. Auch in Krisenzeiten sei Gott bei den Menschen wie damals beim Volk Israel in der Wüste. „Un doann erlewe mer, woas es häst: Doankboarkeit en undoankboare Zeire“, so Lippert, der auch ein Interview mit Hans Werner Zimmermann darüber führte, was früher an leckerem und weniger schmackhaften Mahlzeiten zubereitet wurde. Musikalisch gestalteten unter anderen die „Blasbrothers“ mit Pfarrer Dr. Armin Kistenbrügge den Gottesdienst.

„Gott, gib, dass wir lernen, aus deiner Gnade zu leben, damit wir freier von unseren Ängsten werden“, betete Superintendent Dr. Hartmut Sitzler in seiner Videobotschaft zu Erntedank. „Damit wir offen für das Glück werden, das du uns vor die Füße legst, damit wir dankbare Menschen werden, auch in allen Enttäuschungen und Erschütterungen.“

Dankbarkeit habe auch etwas mit der Körperhaltung und der Mimik zu tun, erklärte Diakon Ernest Aguirre in seiner Predigt in Krofdorf. „Schaut mal nach oben, Brust raus, Schultern zurück, die Arme hoch, tief durchatmen und einander anlächeln!“, forderte er die Besucher in der Margarethenkirche auf. Dankbarkeit lasse sich lernen und es gebe genügend Gründe, Gott dankbar zu sein, so Aguirre. Im Mittelpunkt seiner Predigt über das Lukasevangelium, Kapitel 17, stand die Geschichte von den zehn Aussätzigen, die Jesus geheilt hatte und von denen sich nur einer dankbar zeigte. „Wer dankbar ist, ist glücklich“, zeigte sich Aguirre überzeugt. Freude und Dankbarkeit gab es in der Gemeinde auch anlässlich der Einführung des neuen Jugendreferenten Joscha Kuttler, der zum 1. September seinen Dienst angetreten hat.

 

bkl

Bild 1: Beim Erntedankgottesdienst in der Greifensteiner Barockkirche predigte Prädikant Lothar Lippert (r.). Die „Blasbrothers“ mit (v.l.) Pfarrer Armin Kistenbrügge, Lukas Oes, Heiko Ufkes und Joachim Kurz sorgten mit für die musikalische Gestaltung.

Bild 2: Dankbarkeit für den neuen Jugendmitarbeiter herrschte in Krofdorf, wo Joscha Kuttler (Mitte) von Pfarrerin Dagmar Krauth-Zirk und Diakon Ernest Aguirre im Erntedankgottesdienst eingeführt wurde. Mit dabei: der kreiskirchliche Bildungsreferent, Diakon Jochen Gessner (r.).

Bild 3: „Brote für die Welt“ hatten Konfirmandinnen und Konfirmanden bei der Bäckerei Koschare in Schwalbach zu Erntedank gebacken. Diese wurden nach dem Gottesdienst gegen eine Spende für Kinder- und Jugendprojekte in ärmeren Ländern abgegeben. (Foto: Kirsten Vollmer)

Bild 4: Den Erntedankaltar in der Braunfelser Friedenskirche hatten die Landfrauen aufwändig geschmückt.