Fast 500 Jugendliche gehen in diesem Jahr zur Konfirmation:

496 evangelische Jungen und Mädchen bereiten sich in diesem Jahr in der Region an Lahn und Dill auf ihre Konfirmation vor. Im Rahmen von Unterricht, Freizeiten und Seminaren möchten die Kirchengemeinden den 251 Mädchen und 245 Jungen Wege zum Glauben und zu Halt und Orientierung im Leben öffnen.

Der Bezirk Kreuzkirche der Kirchengemeinde Wetzlar beispielsweise bietet mit Pfarrer Jörg Süß und Jugendreferentin Barbara Agricola-Wehrenfennig den Konfirmandinnen und Konfirmanden regelmäßig eine Freizeit im Vorfeld der Konfirmation an. „Freundschaft“ lautet in diesem Jahr der Leitgedanke für die Vorbereitung des Gottesdienstes, in dem sich die vier Mädchen und neun Jungen ihrer Gemeinde vorstellen. Das Thema haben sich die Jugendlichen selbst ausgesucht. „Zum Thema Freundschaft gibt es ja viel zusagen, im positiven wie im negativen Sinn“, meint Konfirmandin Philine. Und Patrick findet: „Das Thema Freundschaft ist eine große Sache. Freunde sind in schlechten Zeiten besonders wichtig und wenn man jemanden zum Reden braucht.“ Daniel ergänzt: „Freundschaft bedeutet für mich auch, Streit zu überwinden.“

Letzteres ist auch für Dennis Jakob ein wichtiger Gesichtspunkt. Der 15-Jährige gehört wie Fabiola Weigand (15), Moritz Krakow (14) und Hannah Schulz (17) zu den ehrenamtlichen „Teamern“, die die Jungen und Mädchen in ihrer Konfirmandenzeit begleiten. Hier zeigt sich, dass die eigene Konfirmandenzeit Jugendliche so motivieren kann, dass sie auch nach der Konfirmation weiter bei Kirche mitmachen wollen. Ein Praktikum bei Jugendreferentin Barbara Agricola-Wehrenfennig hat Dennis so viel Spaß gemacht, dass er sich jetzt bei der Konfirmandenarbeit engagiert. Moritz hat sich ganz kurzfristig zur Mitarbeit entschieden. Nach ihrer Konfirmation haben sich die drei fortgebildet und die Jugendleitercard (Juleica) erworben. Moritz, Fabiola und Dennis sind in jeder Konfirmandenstunde dabei. Einer hält jeweils die Andacht, alle erklären die Aufgaben und begleiten die Gruppenarbeitsphasen. „Für die ‚Konfis‘ ist die Erfahrung wichtig, dass auch junge Menschen in ihrem Alter die Verantwortung übernehmen. So wird die Konfirmandenarbeit vielfältiger“, sagt Agricola-Wehrenfennig. Und Pfarrer Süß ist die flache Hierarchie und die Arbeit auf Augenhöhe in den Unterrichtsstunden wichtig: „Die Konfirmanden akzeptieren den Rollenaustausch gut, obwohl sie sogar manchmal mit den Teamern in eine Klasse gehen.“

„Freundschaft kann man auch aus der Perspektive des Glaubens sehen“, sagt Teamerin Fabiola zum Thema für den Vorstellungsgottesdienst. Sie möchte, dass den Jugendlichen deutlich wird, wie man einen Wert wie Freundschaft auch im Alltag wiederfinden kann. Das Wochenende im Freizeitheim Wirberg/Reiskirchen haben Pfarrer und Jugendreferentin gemeinsam mit den drei ehrenamtlichen Jugendlichen vorbereitet. Dort haben die Konfirmandinnen und Konfirmanden aus Wetzlar eine intensive Zeit erlebt. Dabei konnten sie entdecken, dass vieles, was ihnen am Thema Freundschaft wichtig ist, wie unter anderem Vertrauen und Verlässlichkeit, auch in der Bibel zu finden ist. So beispielsweise in den Erzählungen von David und Jonathan oder in der Geschichte von den Geschwistern Martha, Maria und Lazarus. Zentrale Aussagen aus Filmen, Büchern und Liedern haben die Jugendlichen gesammelt und gemeinsam mit dem Team den Ablauf des Vorstellungsgottesdienstes geplant. „Die Jugendlichen waren sehr kreativ“, so Pfarrer Süß im Rückblick auf die Freizeit. „Sie haben ein Anspiel erarbeitet und werden die Menschen im Gottesdienst aktiv ins Geschehen einbinden.“ Wie genau, wird noch nicht verraten. Man darf also gespannt sein: Am Sonntag, 7. Mai, ist es dann um 11 Uhr in der Wetzlarer Kreuzkirche soweit, bevor die Jugendlichen zwei Wochen später zur Konfirmation gehen.

Die meisten Konfirmationen finden nach den vergangenen drei Pandemie-Jahren wieder in den Kirchengebäuden statt. Im Ulmtal geht es bei gutem Wetter im Mai wieder in den Skulpturenpark von Siegfried Fietz und in Aßlar gibt es einen Open-air-Gottesdienst vor der Kirche. Auch der reguläre Zeitpunkt der Konfirmationen zwischen Ostern und Pfingsten wird in diesem Jahr meist wieder eingehalten. Eine Ausnahme machen die Kirchengemeinden Kleebachtal und Ebersgöns. Hier fiel der Start der Gottesdienste in den vier Dörfern bereits auf den dritten Sonntag vor der Passion, mit der Konfirmation in Oberkleen. Pfarrer Michael Ruf, der zum 1. April in den Ruhestand tritt, hat die kirchliche Feier für seine Konfirmandinnen und Konfirmanden entsprechend vorgezogen.

 

Hintergrund Konfirmation

Bei der Konfirmation bekräftigen (lateinisch: „confirmare“) die Jugendlichen das stellvertretende Versprechen ihrer Eltern und Paten bei der Taufe: dass sie ihr Leben als Christen führen wollen. Dabei begleiten sie ein Bibelwort und der Segen, der ihnen im Konfirmationsgottesdienst zugesprochen wird. Rückenstärkung für das Leben im Alltag schenkt auch das gemeinsam gefeierte Abendmahl. Die konfirmierten Jugendlichen, die nun mündige Mitglieder ihrer evangelischen Kirche sind, dürfen ein Patenamt übernehmen und den Kirchenvorstand, in der rheinischen Kirche das Presbyterium, wählen.

 

bkl

Konfirmandenarbeit im Wetzlarer Bezirk Kreuzkirche: Jugendliche und „Teamer“ versammeln sich um eine Andachtsmitte mit Kreuz und Kerze. Am Tag vor der Freizeit sind sie auf der Suche nach einem persönlichen Konfirmationsspruch aus der Bibel.