„Ach, das machen wir heute richtig im Wald? Ich dachte wir sitzen nur auf der Wiese, so wie sonst auch. Das ist ja toll.“
Die anfängliche Skepsis ist schnell überwunden als die ankommenden Gottesdienstbesucher von Küsterin Jennifer Woeschka über den Bolzplatz Ichelhausen direkt in den angrenzenden Wald geführt werden. Auf einer hübschen Lichtung zwischen den Buchen ist bereits alles aufgebaut: Ein Altartisch mit Bibel, Blumenschmuck und Kerze, Mikrofon und Soundanlage, und natürlich reichlich Bierbänke zum Sitzen. Diese werden dankend angenommen – manch einer hat auch seinen eigenen Klappstuhl mitgebracht. Trotzdem müssen zuletzt sogar improvisierte Sitzgelegenheiten wie Baumstümpfe dazugestellt werden um die etwa 80 Gottesdienstbesucher unterzubringen.
Pfarrer Jurij Paul eröffnet den Gottesdienst mit Psalmen der Schöpfung und Nachwuchsorganist Mats Bienert begleitet die Gemeinde auf dem E-Piano beim Gesang. Es folgt der große Auftritt des örtlichen Försters Robert Mann, der eigens für diesen Anlass nicht nur ein passendes Waldstück ausgesucht hat, sondern auch einen unterhaltsamen Vortrag zum Thema „Wald und Forstwirtschaft“ hält. Die anschließende Predigt von Pfarrer Paul greift dies noch einmal auf: „Der Wald braucht zwei Dinge um zu leben – Wasser und Licht. Genauso ist es mit unserer Gottesbeziehung. Unser Glaube braucht Gottes Gegenwart (Licht) und sein Wort (Wasser) um wachsen und gedeihen zu können, ansonsten verkümmert er.“
Im Anschluss an den Gottesdienst steht ein üppiges Kaffee und Kuchenbuffet bereit, es wird gegessen und getrunken, sich unterhalten. Einige Interessenten scharen sich noch um Robert Mann, um Nachfragen zu seinem Vortrag zu stellen. Und wenn man sich umhört, ist das ungewöhnliche Gottesdienstformat ein voller Erfolg; „Der Wald hat so eine beruhigende Wirkung, es ist schön in diesem Umfeld Gottesdienst zu feiern“ sagt Gemeindereferentin Ellen Schneider. „Draußen Gottesdienst feiern kennt man ja, aber so richtig im Wald – ganz toll!“ findet eine weitere Besucherin.
Auch viele Ehrenamtliche haben dazu beigetragen, dieses Event erfolgreich auf die Beine zu stellen. „Wir sind begeistert wie gut der Waldgottesdienst angenommen wurde“ findet Nathalie Leinweber, welche die Besucher am Büffet mit Kuchen versorgt. „Es haben sich sogar einige spontane Gäste anderer christlicher Konfessionen mit dazugesellt.“
Nach und nach leert sich die Lichtung, Bänke und Technik werden abgebaut, leere Kuchendosen mit nach Hause genommen. Schließlich liegt die Lichtung wieder still dort als wäre nichts gewesen. Nur der Gesang des Kuckucks ist noch zu hören, der den Gottesdienst aus den Baumwipfeln mitverfolgt hat.
Rebecca Paul