Am Sonntag sind Presbyteriumswahlen – Pfarrer Jörg Süß informiert:

Am nächsten Sonntag, 1. März, finden in der rheinischen Kirche, und also auch im Evangelischen Kirchenkreis an Lahn und Dill, Presbyteriumswahlen statt. Dafür interessiert sich auch unsere Lokalzeitung. Leonie Müller, Auszubildende bei der WNZ und beim Gießener Anzeiger, hat dazu Pfarrer Jörg Süß, den stellvertretenden Vorsitzenden des Bevollmächtigtenausschusses im Kirchenkreis, befragt.

Im Kirchenamt in der Wetzlarer Turmstraße ging es dabei um Themen wie die typischen Aufgaben von Menschen im Leitungsgremium der Kirchengemeinde, wann und wo am Sonntag gewählt wird oder welche Änderungen für die Presbyteriumswahlen in der rheinischen Kirche überlegt werden.

Eine Wahl findet diesmal in den Kirchengemeinden Rechtenbach, Dutenhofen/Münchholzhausen (Bezirk Dutenhofen), Schöffengrund und Werdorf statt.

„In den meisten Gemeinden haben sich genauso viele Kandidaten zur Verfügung gestellt, wie Plätze zu besetzen sind“, so Pfarrer Süß. Es sei schwer gewesen, Kandidaten zu finden. Dies spiegele die Situation in der Gesellschaft wider: in allen Bereichen sei es schwierig, Ehrenamtliche zu werben. In allen Gemeinden des Kirchenkreises haben jedoch im vergangenen November Gemeindeversammlungen stattgefunden. Hier konnten weitere Kandidaten benannt werden. „Das ist unsere Legitimationsgrundlage“, erklärt Süß. Und: „Der demokratische Aufbau von unten nach oben ist uns wichtig.“

Das Presbyterium ist die geistliche Leitung der Gemeinde. Es habe beispielsweise das Recht, die Gottesdienstliturgie zu verändern und jugendgemäßere Formen einzuführen, führt Süß aus. Die Leitungsorgane könnten auch darüber entscheiden, ob die Gemeinde eher sozial-diakonisch oder missionarisch ausgerichtet sei. „Das Recht, den Pfarrer zu wählen, die Verwaltung, Finanzen, die Anstellung von Mitarbeitern, dies alles wird im Presbyterium geregelt.“

Auf die Frage, wieviel Zeit die Arbeit in der Gemeindeleitung in Anspruch nimmt, spricht der Theologe von elf bis zwölf je rund dreistündigen Sitzungen im Jahr (in der Regel einmal monatlich). Daneben müsse man sich auf die Sitzungen durch das Lesen der Tagesordnung vorbereiten. Zudem wird erwartet, dass Presbyterinnen und Presbyter den Gottesdienst besuchen und sich aktiv in die Gemeindearbeit einbringen, beispielsweise durch Mitarbeit in Ausschüssen oder auch in Ämtern auf Kirchenkreis- und Landeskirchenebene.

Unterstützt werden die Ehrenamtlichen nach der Wahl durch spezielle Fortbildungen. So wird es im Kirchenkreis am 15. Mai einen Presbytertag geben, zu dem alle, „alte“ und „neue“ Presbyterinnen und Presbyter eingeladen werden. Hier wird es auch die Möglichkeit geben, Fragen zu stellen.

Gewählt wird am Sonntag im Anschluss an den Gottesdienst. Die Wahllokale schließen je nach Gemeinde zwischen 15 und 18 Uhr. Bis zum 26. Februar kann eine Briefwahl beantragt werden. Wählen können Jugendliche ab der Konfirmation, das Recht, gewählt zu werden, besteht ab dem Alter von 18 Jahren. Früher war mit 75 Jahren die Altersgrenze erreicht. Inzwischen kann jedoch noch für eine ganze Amtszeit gewählt werden, wer einen Tag nach der Wahl 75 Jahre alt wird.

„Vielleicht wird das in Zukunft noch weiter gelockert“, kann Pfarrer Süß sich eine Veränderung vorstellen. „Heute ist man mit 75 Jahren mittendrin im Geschehen. Viele sind noch sehr aktiv, wenn sie in den Ruhestand gehen.“ Klar ist aber auch, dass Menschen unterschiedlichen Alters gebraucht werden, um die verschiedenen Arbeitsbereiche kompetent zu begleiten. Aber da ist Jörg Süß zuversichtlich: „In Wetzlar ist der älteste Kandidat 65 Jahre, der jüngste 31. Das ist ein guter Altersdurchschnitt und wir haben so auch Menschen mit Verständnis beispielsweise für die Kindergartenarbeit.“ Einen niedrigen Altersdurchschnitt gebe es auch in vielen anderen Presbyterien im Kirchenkreis. Wichtig sei, die Menschen im Leitungsamt zu verantwortlichem Mitgestalten in der Gemeinde zu befähigen.

bkl

[vc_single_image image=”9445″ img_size=”full”]Kamen im Kirchenamt in Wetzlar ins Gespräch über die anstehenden Presbyteriumswahlen: Pfarrer Jörg Süß, stellvertretender leitender Geistlicher des Kirchenkreises an Lahn und Dill und Leonie Müller, Auszubildende bei der WNZ und beim Gießener Anzeiger.