Arbeitskreis Kindernothilfe Wetzlar:
Mit fünf Patenkindern in Indien fing 1959 in Duisburg die Arbeit der Kindernothilfe an. Heute, 60 Jahre später, unterstützt das Hilfswerk Jungen und Mädchen in 33 Ländern. Seit rund 40 Jahren helfen Ehrenamtliche aus der Domkirchengemeinde Wetzlar, Spenden für die Hilfsprojekte zu sammeln – bisher sind es 2,5 Millionen Euro.
Es geht ihr um ein Stück Gerechtigkeit. „Im Vergleich zu anderen Ländern in der Welt geht es uns in Deutschland unheimlich gut. Davon möchte ich etwas abgeben“, sagt Ulrike Herr. Die 64-Jährige gehört zu den Gründungsmitgliedern des Arbeitskreises Kindernothilfe der evangelischen Domkirchengemeinde Wetzlar. Über 2,5 Millionen Euro haben die Wetzlarer in den vergangenen 40 Jahren für das christliche Hilfswerk gespendet.
Es begann mit Patenschaften
Der mittlerweile verstorbene Dompfarrer Ullrich Lorenz hatte 1979 die Partnerschaft mit der Kindernothilfe ins Leben gerufen. Anfangs stand die Unterstützung für Patenkinder im Zentrum. „Mitglieder aus Wetzlarer Kirchengemeinden hatten damals über 100 Patenschaften. Auch mein Mann und ich hatten ein Patenkind“, erinnert sich Ulrike Herr. Anfang der 1980er Jahre gründete sich dann der Arbeitskreis. Er hat aktuell ein Dutzend Aktive, Herr gehört zum vierköpfigen Leitungsteam.
Schwerpunktland Phillippinen
Schon seit längerem unterstützen die Wetzlarer nicht mehr einzelne Patenkinder. Ihre Spendengelder fließen in Hilfsprojekte der Kindernothilfe. Deren Spektrum reicht vom Schulbesuch über Ernährung und Gesundheit in Dörfern und Armenvierteln bis zum Schutz vor Gewalt, Ausbeutung und sexuellem Missbrauch. Schwerpunkt der Wetzlarer Helfer sind von Anfang an die Phillippinen.
In der Stadt Legazpi förderte der Arbeitskreis lange Jahre ein Ausbildungszentrum für Jungen und Mädchen. „Wir haben das Projekt im Jahr 2000 besucht, es hat uns überzeugt“, sagt Ulrike Herr. Aktuell fließen die Wetzlarer Spenden an das Kinderheim „Simon von Cyrene“ in Legazpi, wo behinderte Kinder betreut werden. Außerdem fördert die Gruppe ein Dorf in Nordindien, eine Frauenselbsthilfegruppe in Äthiopien, eine Schule für Kinder mit Behinderungen auf Sri Lanka und stellt auch Gelder für die Katastrophenhilfe etwa nach Erdbeben zur Verfügung.
Erfolg mit dem Secondhand-Laden
Möglich wird diese Hilfe durch den unermüdlichen Einsatz von Menschen wie Ulrike Herr. Seit 35 Jahren arbeitet sie im Secondhand-Laden der Gemeinde, hat den Laden 1984 mit aufgebaut. Etwa 18.000 Euro im Jahr erwirtschaften 15 freiwillige Helferinnen und Helfer dort durch den Verkauf von gespendeter Kleidung und Textilien für die Kindernothilfe. Der Laden sei mittlerweile „ein Selbstläufer“ mit vielen Stammkunden, sagt Herr. Die Spendenbereitschaft in der Wetzlarer Bevölkerung sei nach wie vor hoch. „Und wir hatten auch noch nie Probleme ehrenamtlich Mitarbeitende zu finden“, freut sie sich.
Flohmarkt und Basar
Eine gute Einnahmequelle ist auch der „Flohmarkt“, der einmal die Woche im Keller des Domgemeindehauses seine Türen öffnet. Dort gibt es gebrauchte Bücher, CDs, Haushaltswaren und Kleinmöbel, ebenfalls alles Spenden der Bevölkerung. Im Advent veranstaltet der Arbeitskreis regelmäßig einen Basar mit viel Selbstgemachtem. So kommen jährlich im Durchschnitt stolze 27.000 Euro für die Kindernothilfe zusammen.
Mit den Jahren hat sich die Arbeit im Secondhand-Laden fast zu einem Halbtagsjob für Ulrike Herr entwickelt. Doch die Zeit investiert sie gerne zum Wohl von Kindern, die nicht auf der Sonnenseite der Welt leben. „Es macht einfach immer noch unheimlich viel Spaß“, unterstreicht sie.
Ulrike Klös / Foto: Ralf Krämer, Kindernothilfe Duisburg
Engagiert für die Kindernothilfe: (von links): Klaus George betreut den Flohmarkt. Ulrike Herr organisiert den Secondhand-Laden, Marianne Reimann verkauft selbstgestaltete Karten und Jochen Schlingloff gehört zum Leitungsteam des Wetzlar Arbeitskreises.