Am Ewigkeitssonntag (auch „Totensonntag“ genannt) sind evangelische Kirchen meistens voll. Die Namen der in diesem Jahr Verstorbenen werden im Gottesdienst verlesen. Die Angehörigen kommen, um sich an ihre Lieben zu erinnern und in der Predigt und der Fürbitte sowie im Zusammensein mit den Menschen, die gleiches Leid erfahren haben, Trost und Kraft im Glauben zu finden

In diesem Jahr war die Situation für viele durch die Pandemie besonders hart. Sterbende konnten im Krankenhaus nicht mehr von ihren Angehörigen besucht werden. Bestattungen waren nur im kleinen Kreis und auf Abstand möglich. Eine Teilnahme am Gottesdienst ist vielfach nur mit Voranmeldung möglich. In einigen Kirchengemeinden finden derzeit gar keine Gottesdienste statt. Nun ist auch der Ewigkeitssonntag am 22. November, der letzte Sonntag im Kirchenjahr, von der zweiten Corona-Welle betroffen.

In dieser Situation möchten die Gemeinden in der Region an Lahn und Dill Trauernden zeigen, dass der christliche Glaube ein Lichtblick in schweren Zeiten sein kann.

Die Kirchengemeinde Wißmar beispielsweise bietet mehrere Gottesdienste, verteilt über den Ewigkeitssonntag, in der Kirche an, damit zumindest die engsten Angehörigen teilnehmen können. Andere Gemeinden feiern in Absprache mit den Ordnungsämtern auf dem Friedhof Gottesdienst. So die Kirchengemeinde Krofdorf-Gleiberg, die mehrere Kurzveranstaltungen auf beiden Friedhöfen anbietet. „Der Glaube bleibt nicht bei Sterben und Tod stehen“, so Pfarrer Christoph Schaaf. „In der Hoffnung auf die Auferstehung beziehen wir unser Leben auf die Ewigkeit, die Christus uns eröffnet. Am Ewigkeitssonntag soll deutlich werden: Gott ist da und trägt uns durch Schweres hindurch.“

In Atzbach und Dorlar werden an die Gräber der in diesem Jahr Verstorbenen Andachten gelegt und Kerzen aufgestellt. Die Angehörigen, die an diesem Tag zum Grab gehen, finden dort auch eine Rose vor. Pfarrerin Manuela Bünger möchte auf diese Weise Betroffene ermutigen: „Gerade, wenn man in diesem Jahr einen lieben Menschen verloren hat, sind Trost und Zuspruch wichtig. Trauernde haben so außerdem die Möglichkeit, in einem würdigen Rahmen Abschied zu nehmen.“

In Hohensolms ist die Trauerhalle auf dem Friedhof in der gesamten Woche vor dem Totensonntag nachmittags geöffnet. Mit einem eigens gestalteten Andachtsheft lädt das Presbyterium dazu ein, in besonderer Weise der Verstorbenen zu gedenken. “Die Halle ist jeden Tag gut besucht und es gibt die Möglichkeit, eine Kerze zu entzünden oder Texte mit nach Hause zu nehmen”, so Pfarrer Andreas Hagel. “Viele wertvolle Gespräche finden in der Halle statt. Die Trauernden haben ein großes Bedürfnis, zu reden.” Die Idee zu dieser Aktion hatte Diakon Jörg Simon. Er sammelte Bilder von allen Menschen aus Hohensolms, die in den letzten zehn Jahren verstorben sind und arrangierte sie in der Trauerhalle, zusammen mit meditativen Texten und eigens fotografierten Bildern.

In anderen Gemeinden wie in Ehringshausen-Dillheim und in Kölschhausen erhalten die Angehörigen einen Brief des Pfarrers. Angebote im Internet gibt es auch. So kann man Gottesdienste, Andachten und Videoclips vieler Kirchengemeinden, erreichbar über die Homepage des Kirchenkreises, www.evangelisch-an-lahn-und-dill.de ,online nachverfolgen. Hier gibt es auch weitere Informationen zum Ewigkeitssonntag.

Eine Chatandacht, gestaltet von Pfarrer Ralf Peter Reimann von der rheinischen Kirche und Pfarrerin Maike Roeber (Trier) bietet auch www.trauernetz.de am Ewigkeitssonntag, 22. November, ab 18 Uhr an. Auf dem Portal, das in Kooperation mehrerer Landeskirchen betrieben wird, lassen sich im Vorfeld zudem die Namen von Verstorbenen in ein digitales Trauerbuch eintragen. Der jeweilige Name wird dann während der Andacht im Chat eingeblendet und der Mensch im Gebet vor Gott gebracht. Wer möchte, kann zudem eine Online-Gedenkseite für den Verstorbenen anlegen. Auf diese Weise unterstützt die digitale Andacht das Angebot der Kirchengemeinden vor Ort.

bkl

Angebote der Gemeinden am Ewigkeitssonntag sind hier zu finden:

Ewigkeitssonntag, 22. November 2020[vc_gallery interval=”5″ images=”11091,11092,11093″ img_size=”full”]Bild 1: Die Trauerhalle auf dem Friedhof Hohensolms ist in der Woche, die auf den Ewigkeitssonntag zuführt, ein beeindruckender und gleichzeitig tröstlicher Ort des Gedenkens und der Seelsorge.

Bild 2: Tafeln mit meditativen Bildern und Texten für die Trauernden hat Diakon Jörg Simon, der in diesem Jahr selbst mehrere liebe Menschen verloren hat, zusammengestellt.

Bild 3: Bilder aller Menschen aus Hohensolms, die seit 2010 verstorben sind, hat Jörg Simon gesammelt und in der Trauerhalle arrangiert.