Gottesdienst für den Frieden in Niedergirmes:
Es war am Abend vor der vereinbarten Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas. Der Buß- und Bettagsgottesdienst, den die WALI (die Arbeitsloseninitiative im Lahn-Dill-Kreis) und die evangelische Kirche gemeinsam gestalteten, bewegte sich angesichts von Kriegen und Leid in der Welt zwischen Klage und Hoffnung, zwischen Trauer und Vertrauen. In diesem Jahr ausnahmsweise einen Gottesdienst ohne die traditionellen Redebeiträge aus Politik und Kirche zu gestalten, dazu hatten sich angesichts der weltweiten Lage der Sozialethische Ausschuss im Kirchenkreis an Lahn und Dill, die Kirchengemeinde Niedergirmes mit Pfarrerin Ellen Wehrenbrecht und die WALI gemeinsam entschieden. Gebete, Bibellesungen, gemeinsames Singen und eine zehnminütige Stille bildeten dabei in der von zahlreichen Kerzen erleuchteten Christuskirche Niedergirmes eine harmonische Einheit.
Zum biblischen Leitwort „Dass Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen“ aus Psalm 85, Vers 11 hörten die Gottesdienstbesucher Texte aus dem Alten und Neuen Testament, sangen gemeinsam Choräle unter Orgelbegleitung von Pia Kinzenbach-Wagner und mit einem ukrainisch-deutschen Chor unter Leitung von Dorothea Hanstein Taizé-Lieder in mehreren Sprachen.
Pamela Huisgen, Susanne Sievers und Irmtraut Franken von der WALI sowie Besucher des Gottesdienstes brachten im Rahmen der Fürbitten ihre Anliegen vor: Sie beteten für Menschen, die wegen Ihrer Religion oder Weltanschauung verfolgt werden, für ein Ende des Blutvergießens in Israel/Palästina, dafür, dass alle Menschen vom Lohn ihrer Arbeit leben können, für Politiker, die schwierige Entscheidungen treffen müssen und für einen sterbenden, nahe stehenden Menschen.
Ein Hoffnungszeichen setzte auch Superintendent Dr. Hartmut Sitzler. Der Theologe trug auf dem Saxofon „Das könnte den Herren der Welt ja so passen, wenn erst nach dem Tode Gerechtigkeit käme“ von Kurt Marti vor, nach der Melodie von Peter Janssens, dem österlichen „Christ ist erstanden“ nachempfunden.
Begrüßt hatte die Gottesdienstgemeinde Gerhard Noeske (Wißmar) als Vertreter des Sozialethischen Ausschusses. „Es geht hier darum, Mut zum Sehen und zum Handeln zu machen und dabei zu wissen, dass wir begleitet sind“, sagte er. Wichtig sei, den Nächsten im Blick zu haben, ob es um Menschen der Tafel, um Arbeitslose oder die Menschen in der Ukraine und in Israel ginge, die unter Hass und Verblendung litten.
Der Gottesdienst endete mit dem Luther-Choral „Verleih uns Frieden gnädiglich“.
Mit dem anschließenden Theaterstück brachte die WALI die „Konferenz der Tiere“ von Erich Kästner und Gedichte auf die Bühne, die schwerpunktmäßig Krieg und Antimilitarismus zum Thema hatten.
Buß- und Bettag
Umdenken und Neuorientierung heißt es in der evangelischen Kirche am Buß- und Bettag, dem ersten Mittwoch nach dem Volkstrauertag. Versagen und Schuld sowie Fehlentscheidungen und Versäumnisse werden vor Gott zur Sprache gebracht. Dazu gehören auch gesellschaftliche Missstände wie Fremdenfeindlichkeit, Ausgrenzung, Hass, Streit und Krieg.
Obwohl seit 1995 nur noch in Sachsen gesetzlicher Feiertag, erinnerten Protestanten in den rund 50 Kirchengemeinden in der Region an Lahn und Dill an die Bedeutung dieses Gedenktages am Ende des Kirchenjahres.
bkl
Bild 1: „Dass Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen“ lautete das Thema im Buß- und Bettagsgottesdienst in der Christuskirche Niedergirmes, von WALI und evangelischer Kirche gemeinsam gestaltet.
Bild 2: Der ukrainisch-deutsche Chor unter Leitung von Dorothea Hanstein (r.) leitete zum Singen von Taizé-Liedern an.