Einmal im Jahr lädt die Männerarbeit unseres Kirchenkreises zum traditionellen Männerfrühstück ein. So auch am Samstag, den 22. März 2025. Rund 40 Männer kamen im Gemeindehaus in Oberkleen zusammen, nicht nur, um gemeinsam zu frühstücken und sich auszutauschen, sondern vor allem, um mit einem evangelischen Militärseelsorger über das Thema „Macht. Krieg. Frieden.“ zu diskutieren.

Die Aufgabe eines Militärseelsorgers

Ein evangelischer Militärseelsorger begleitet Soldat:innen in existenziellen Fragen, bietet ihnen in belastenden Situationen seelischen Beistand und vermittelt ethische Orientierung. Seine Arbeit bewegt sich an der Schnittstelle von Glauben, Gewissen und militärischem Auftrag, was besondere Herausforderungen mit sich bringt.

Eine dieser besonderen Pfarrpersonen ist Michael Fröhlich, Standortpfarrer in Stadtallendorf. Seine Gemeinde umfasst rund 3.500 Soldat:innen an drei Standorten. Vor seiner Zeit als Militärseelsorger war er Gemeindepfarrer in Wetter und Schönstadt. Seit 3,5 Jahren ist er nun von der Evangelischen Kirche an das Verteidigungsministerium ausgeliehen.

Sein Aufgabenfeld ist vielfältig: Neben der Seelsorge bietet er lebenskundlichen Unterricht, bereitet Gottesdienste vor und organisiert Freizeiten, sogenannte Rüstzeiten, für Soldat:innen und deren Familien. Besonders die Nachfrage nach diesen Veranstaltungen ist hoch. „Ich stehe anders im Leben“, betonte Fröhlich und unterstrich, dass er den Menschen direkt an ihrem Arbeitsplatz begegnet: „Ich bin praktisch mitten unterm Volk.“

Seelsorge und die Herausforderungen der Soldat:innen

„Ich führe wesentlich mehr und intensivere Seelsorgegespräche als noch als Gemeindepfarrer“, berichtete Fröhlich aus seiner täglichen Arbeit. Mehrmals pro Woche suchten ihn Soldat:innen mit ihren Sorgen auf. Dabei gehe es oft um berufliche Unsicherheiten, familiäre Probleme oder finanzielle Nöte.

Ein besonders großes Thema sei die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Viele Soldat:innen mit Einsatzerfahrung seien betroffen. Fröhlich schilderte: „58 Soldaten sind in Afghanistan ums Leben gekommen, und tausende kehrten mit PTBS zurück. Das ist nicht nur eine Herausforderung für die Betroffenen und ihre Familien, sondern für die gesamte Gesellschaft.“

Besonders dramatisch sei die Lage in der Ukraine: „Nach Schätzungen wurden dort rund eine Million Soldat:innen getötet. Wie viele mit PTBS zurückkommen, können wir nur erahnen. Die Gesellschaft wird Jahrzehnte brauchen, um das aufzuarbeiten.“

Das Thema des Morgens: „Macht. Krieg. Frieden.“

Zum Thema des Morgens erklärte Pfarrer Fröhlich, dass es aus Gottes Sicht keinen gerechten Krieg gebe. Er zitierte Mahatma Gandhi: „Es gibt keinen Weg zum Frieden. Frieden ist der Weg.“

Besonders Soldat:innen mit Einsatzerfahrung seien oft pazifistischer eingestellt. Für das Männerfrühstück hatte Michael Fröhlich vier Thesen zur Orientierung formuliert:

  1. Wer Gott nicht das letzte Urteil überlässt, macht seine eigene politische Moral zum göttlichen Gebot.
  2. Wem die Vergebung und die Barmherzigkeit Gottes nichts mehr bedeuten, der wird selbst unbarmherzig und unfähig, den anderen aus dem einmal gesprochenen Urteil zu entlassen.
  3. Wer die Menschenwürde nicht aus Gottes Ebenbild ableitet, beginnt sie zu sortieren und das Wirken Gottes in Frage zu stellen.
  4. Ohne Gott wird Friede zum politischen Kalkül, für das man sich in eine bessere Verhandlungsposition bringen muss, statt den Zorn Gottes zu fürchten.

Zudem empfahl er die Denkschrift des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland: „Aus Gottes Frieden leben – für gerechten Frieden sorgen“. [Verlinkung]

Fazit: Frieden als einziger Weg

Im Anschluss an den Vortrag wurde in großer Runde weiter intensiv mit Pfarrer Fröhlich diskutiert. Am Ende waren sich jedoch alle einig: „Es gibt keinen Weg zum Frieden. Frieden ist der Weg.“

 

TEXT: JCK

FOTOS: Jan-Christopher Krämer

BU 1 und BU 4: Rund 40 Männer kamen zum kreiskirchlichen Männerfrühstück nach Oberkleen.

BU 2 und BU 3: Bildungsreferent Diakon Jochen Gessner und der Pfarrer und Assessor Christoph Schaaf eröffneten die Veranstaltung mit einem Impuls.

BU 5: Der Militärseelsorger Pfarrer Michael Fröhlich referierte zum Thema „Macht. Krieg. Frieden.“