Theologe aus Darmstadt erhielt deutliche Mehrheit auf der Landessynode:

Zum Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) und Nachfolger von Manfred Rekowski ist Thorsten Latzel aus Darmstadt gewählt worden. Er ist damit der erste rheinische Präses, der nicht unmittelbar vorher Pfarrer der EKiR war.

Die Mitglieder der Landessynode haben den Direktor der Evangelischen Akademie Frankfurt am 14. Januar im ersten Wahlgang mit 113 Stimmen gewählt. Der 50-Jährige setzte sich damit gegen seinen Mitbewerberin, Almut van Niekerk, Superintendentin des Kirchenkreis An Sieg und Rhein (57 Stimmen) und Professor Dr. Reiner Knieling, Leiter des Gemeindekollegs der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), auf den 17 Stimmen entfielen, durch.

Dr. Thorsten Latzel leitet seit 2013 die 2017 umgebaute und neu aufgestellte Evangelische Akademie Frankfurt. Zuvor hatte er sieben Jahre lang das Referat „Studien- und Planungsfragen“ im EKD-Kirchenamt inne. Er leitete dort das Projektbüro Reformprozess und war unter anderem zuständig für die EKD-Kirchenmitgliedschaftsuntersuchungen, die Reformzentren und Kirche in der Fläche. Zudem ist er Mitglied der Bildungskammer der EKD und veröffentlicht im Blog „glauben-denken.de“ wöchentlich theologische Impulse.

„Mir ist wichtig, als Kirche auf Augenhöhe bei den großen Fragen unserer Zeit mitzureden“, sagte Latzel in seiner Vorstellung vor der Synode und unterstrich: „Als Gesellschaft stehen wir vor großen Herausforderungen.“ Dazu gehörten Gewalt, Ungerechtigkeit und antidemokratische Kräfte. Dagegen müsse die Gesellschaft gestärkt werden: „Als Christen haben wir eine andere Perspektive: eine Perspektive der Hoffnung. Wir glauben an einen Gott, der die Welt in seinen Händen hält und der vom Tod auferweckt. Wir leben aus der unbedingten Liebe Christi, die uns auch mit Feinden anders umgehen lässt. Und wir haben die verwegene Hoffnung, dass Gottes Geist diese Welt zu einem guten Ende führen wird.“

Thorsten Latzel ist verheiratet und hat drei Kinder. Tag seiner Amtseinführung ist der 20. März. Die Amtszeit beträgt acht Jahre.

An der Präseswahl beteiligt hatten sich mit Rolf Bastian aus Dutenhofen, Rita Broermann-Becker aus Wetzlar, Pfarrerin Alexandra Hans aus Wißmar und Superintendent Hartmut Sitzler auch die im vergangenen Jahr neu und wiedergewählten Landessynodalen des Evangelischen Kirchenkreises an Lahn und Dill.

 

Hintergrund „Präses“

Der Präses (lateinisch: Vorsitzende/r) hat in der rheinischen Kirche das leitende geistliche Amt inne. Er vertritt die Landeskirche nach außen und ist für acht Jahre von der Landessynode gewählt, der er ebenso vorsteht wie der Kirchenleitung und dem Landeskirchenamt in Düsseldorf. EKD-weit gibt es eine Präses nur noch in Westfalen. Dort hat Annette Kurschus das Amt inne. In anderen Landeskirchen lauten die Bezeichnungen für die leitenden Geistlichen Bischof oder Kirchenpräsident, Landessuperintendent (Lippe) oder Schriftführer (Bremen).

An der Spitze der EKiR standen bislang acht Männer: Heinrich Held (1949-1958), Joachim Beckmann (1958-1971), Karl Immer (1971-1981), Gerhardt Brandt (1981-1989), Peter Beier (1989-1997), Manfred Kock (1997-2003), Nikolaus Schneider (2003-2013) sowie der im März in den Ruhestand tretende Manfred Rekowski (seit 2013).

 bkl

 

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Fotos: ekir.de /bkl

Bild: Dr. Thorsten Latzel aus Darmstadt ist zum neuen Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland gewählt worden. (ekir.de)

Bild 2: Präses Manfred Rekowski gratulierte seinem Amtsnachfolger Dr. Thorsten Latzel mit einem Blumenstrauß. (bkl)

Bild 3: Dr. Thorsten Latzel erläuterte vor der Synode seine Vorstellungen von Kirche. (bkl)

Bild 4: Nach der Wahl ging es direkt zur ersten Pressekonferenz mit Pressesprecher Jens Iven. (bkl)