Die Telefonseelsorge Gießen-Wetzlar verzeichnet zunehmend Gespräche zum Thema Corona-Virus.

„Die Anrufer äußern viele Ängste und suchen Rat in diesen schwierigen Zeiten“, so die evangelische Pfarrerin Martina Schmidt, die gemeinsam mit dem katholischen Pastoralreferenten Gerhard Schlett die ökumenische Einrichtung leitet.

Waren es zunächst vor dem 13. März etwa 12 Prozent der Anrufer, die ihre Sorgen im Gespräch teilten, so drehen sich inzwischen 45 Prozent der Anrufe um das Thema Corona. Die Berichterstattung in den Medien trage zu dem vermehrten Gesprächsbedarf bei. „Wer den ganzen Tag die Nachrichten zu dem Thema Corona verfolgt, neigt dazu Ängste zu entwickeln“, so die Pfarrerin. Es sei eine große Verunsicherung eingetreten. Diffuse Ängste treten auf, die die rund 70 Telefonseelsorgerinnen und Telefonseelsorger hören. „Wenn sich die Leute keine Pause bei den Nachrichten gönnen, steigern sich die Ängste“, so die Theologin.

Ein weiteres Problem treten dadurch auf, dass die sozialen Kontakte nachlassen und viele im Homeoffice arbeiten. „Die Leute kommen nicht mit der gewonnenen Zeit zurecht“. Auch das enge Zusammenleben in der Familie sind viele nicht mehr gewohnt. Sie können sich nur schwer mit der neuen Situation arrangieren, weiß die Pfarrerin. Schwer haben es die Leute, die nicht die Chancen in der gewonnenen Zeit sehen. Vor allem Ältere, die auf soziale Kontakte angewiesen sind, leiden unter der Corona-Lage.

„Wir versuchen die Anrufer in ihrer Not zu beruhigen und ihnen Perspektiven aufzuzeigen. Zudem helfen wir ihnen zu entdecken, mit wem sie Kontakte aufnehmen können“, so Schmidt, die vor allem ältere Anrufer zu dem Thema registriert. Ferner gebe es auch Hilfesuchende, die Ängste vor den wirtschaftlichen Folgen haben.

„Wir haben unseren Mitarbeitern freigestellt, ob sie in dieser Zeit zu uns in die Dienststelle kommen und Zeiten am Telefon übernehmen, denn es gibt auch ältere und gesundheitlich gefährdete Mitarbeiter bei uns“, erzählt Schmidt. Doch das hat keinen Abbruch in der Dienstbereitschaft gebracht. „Wir sind sehr gut besetzt“, schildert Schmidt die Situation. Manche haben nun mehr Zeit, um zusätzliche Dienste zu übernehmen.

Immerhin ist die Telefonseelsorge rund um die Uhr unter den Telefonnummern 0800/1110111 und 0800/1110222 zu erreichen. Das Telefon klingelt ständig. Es besteht ein hoher Bedarf und nicht jeder Anruf kann entgegen genommen werden.

Seit 1978 gibt es in Mittelhessen die Telefonseelsorge. Durch die zunehmende Digitalisierung sind die Seelsorger heute nicht mehr nur auf die Region beschränkt. Anrufe aus der ganzen Bundesrepublik werden von ihnen entgegengenommen, jährlich rund 10.000 Hilferufe von Menschen in Not. Jeder Anrufer bleibt anonym und alle Gespräche sind vertraulich. Zudem bietet die Einrichtung seit Anfang des Jahres auch Online-Seelsorge.

lr / Foto: bkl
[vc_single_image image=”9626″ img_size=”full”]Das Corona-Virus ist zunehmend Thema bei der Telefonseelsorge.