„Heimat ist“ – so nennt sich ein Musical, das der Allendorfer Sänger und Komponist Siegfried Fietz gemeinsam mit dem Wetzlarer Texter und Sänger Jürgen Werth geschrieben hat.
Im vergangenen Jahr haben die beiden Teile aus dem Werk bei einem Open-Air-Konzert im Skulpturenpark in Allendorf vorgestellt. Nun will der 73-jährige Fietz das Musical mit Solisten und Chor einstudieren, um es im Juli auf die Bühne zu bringen. „Seit Jahren beschäftigt mich dieses Thema. Wir müssen es nicht den rechtsradikalen Parteien überlassen“, sagt Fietz.
Als er vor vier Jahren Jürgen Werth den Vorschlag für ein Heimat-Musical unterbreitete, reagierte der etwas reserviert. „Das Thema war so gar nicht mein Ding“, erinnert sich Werth, der zum Reformationsjubiläum 2017 ein gemeinsames Album unter dem Titel „Bruder Martinus“ mit Fietz verwirklichte. Siegfried Fietz packte Werth in sein Auto und fuhr seine Heimat im Ulmtal mit ihm ab, erzählte Geschichten und beide tauchten in die Historie ein. Sie standen in der Nähe des Skulpturenparks, wo 1450 die Menschen des kleinen Ortes Schönhausen durch die Pest dahin gerafft wurden. Die wenigen Überlebenden zogen nach Allendorf.
Diese Fahrt hat Werth umgestimmt und entstanden ist eine CD mit 25 Liedern. So hat Werth über den Greifensteiner Ortsteil „Allendorf“ ein Lied geschrieben, dem Fietz eine Melodie beigab. Werth hat nicht nur Liedtexte geschrieben sondern auch eine Geschichte für das Musical verfasst. Die Lieder sind in eine Story eingebunden, die ein junges Paar begleitet, das beim Entrümpeln eines Hauses auf eine alte Dorfchronik stößt. Die beiden lesen sich fest und entdecken: Immer wieder sind Menschen hierher gekommen auf der Suche nach Schutz, Arbeit und Brot. Ihr ‘Allendorf’ heißt so, weil es das ‘Dorf für alle’ war und ist.
Fietz sagt dazu: „In der Geschichte wird deutlich, dass jeder eine Beheimatung in einer Welt braucht, die sich immer schneller verändert und in der sich viele Menschen darum zunehmend unbehaust und heimatlos fühlen. Heimat kann ein Ort sein, ist meistens dort, wo unsere Freunde sind und unsere Familie ist, Heimat ist aber auch Sprache, Kultur und Geschichte. Sie ist Fluchtpunkt und Sehnsuchtsort“. Und er sagt weiter: „Das Gefühl von Heimat kann dort entstehen, wo Menschen bereit sind, Haus, Hof und Herz zu öffnen und das Leben in ihrer Heimat zu teilen“.
Der Erzbergbau in der Region kommt im Musical vor mit dem Lied „Das Erz und der Ton / Glück auf“. Weitere Volkslieder wie „Oh du schöner Westerwald“, „Im schönen Wiesengrunde“ oder „Die Gedanken sind frei“ haben Eingang in das 48 Seiten umfassende Lieder- und Textheft gefunden.
Es ist nicht das erste Fietz-Musical für Greifenstein. Vor Jahren führte er das Musical „Das Greifensteiner Glockenspiel“ erfolgreich auf, bei dem der inzwischen verstorbene Rolf Krenzer die Texte geschrieben hat. Und auch die Geschichte von Graf Wilhelm Moritz zu Solms-Greifenstein, der im 17. Jahrhundert 190 Reformationsflüchtlingen, den Hugenotten, eine neue Heimat in seinem Herrschaftsbereich gab.
In der Ulmtalhalle haben sich in dieser Woche 50 Interessenten eingefunden, um ihr Interesse am Mitwirken zu bekunden. Der Männerchor Ulmtal, der Kirchenchor und ein Projektchor werden das Werk einstudieren. Zudem braucht Fietz Solisten. „Wer noch mitmachen will, ist herzlich eingeladen“, so Fietz. Gerne will er das Musical in seinem Skulpturenpark aufführen, dort, wo es eine Nähe zu Schönhausen und Allendorf gibt. Ob das noch in diesem Jahr gelingt, kann er noch nicht sagen. „Wir wollen das Musical auf die Mitwirkenden zuschneiden, vielleicht noch Rollen für die Solisten schreiben“.
lr