Maria Biedrawa ermutigt zu friedlichen Konfliktlösungen:

Der Saal im Gertrudishaus konnte die 60 Besucher kaum fassen beim Vortrag im Rahmen des Wetzlarer Gespräches. Zu dieser Reihe lädt der Sozialethische Ausschuss des Evangelischen Kirchenkreises an Lahn und Dill regelmäßig ein. Dieses Mal waren auch das Katholische Bezirksamt und der  Arbeitskreis Frieden im Kirchenkreis an Lahn und Dill Mitveranstalter. Im Namen der drei Organisationen hieß Pastor Ernst von der Recke die Referentin Maria Biedrawa willkommen.

Biedrawa ist Mitglied der ökumenischen Arche-Gemeinschaft des kanadischen katholischen Theologen Jean Vanier in Trosly-Breuil bei Paris, in der Menschen mit und ohne Behinderung zusammen leben. Sie ist Ausbilderin in gewaltfreier Konfliktlösung und Vorstandsmitglied des europaweiten Netzwerkes „Church and Peace“. Weltweit gibt es über 135 Arche-Gemeinschaften in 30 Ländern auf allen fünf Kontinenten. In Deutschland existieren drei Arche-Gemeinschaften in folgenden Städten: Tecklenburg, Ravensburg und Landsberg am Lech. In der kanadischen Arche Daybreak verbrachte der Psychologe und Schriftsteller Henri Nouwen (1932 bis 1996) seine letzten zehn Lebensjahre. Die in Österreich geborene Referenten hat mehrfach Zentralafrika und den Süd-Sudan bereist. Dabei traf sie Menschen in Kriegen und Konflikten an.

Biedrawa sagte, dass die Konflikte Afrikas in den Medien oft vereinfacht und damit falsch dargestellt würden. Kritische Zeitgenossen sollten sich die Mühe machen und auch mal 40-seitige Papier von Menschenrechtsorganisationen lesen. Sie empfahl den Besuchern auf die aus Afrika kommende Flüchtlinge zuzugehen und ihnen zuzuhören. Christen könnten sich auch durch das Unterschreiben von Petitionen daran beteiligen, diese Welt friedlicher zu machen.
Biedrawa schilderte, dass beispielsweise in Zentralafrika nicht Christen gegen Muslime kämpften. Die Menschen würden missbraucht durch Großmächte wie USA, Russland, China und auch Frankreich, die alle um die reichen Bodenschätze des Landes ringen. Während das Militär in Zentralafrika mit Knüppeln bewaffnet sei, würden Volksgruppen durch ausländische Mächte bewaffnet. Die Bewohner würden gegeneinander aufgebracht und es komme zu Plünderungen und Morden. Eindrücklich zeigte sie auch, wie Christen und Muslime nach einer Konferenz, bei der sie über friedliche Konfliktlösungen sprach, auf Mitglieder der Anti-Balaka-Milizionäre zu gegangen sind und sich gegenseitig um Vergebung baten.
Biedrawa sprach sich dafür aus, dass viel mehr solcher Zeichen geben solle, um die Welt friedlicher zu gestalten. Dass diese nicht überall so funktionieren müsse wie in Zentralafrika, räumte die Referentin ein. „Frieden ist immer ein Stückwerk“, sagte sie zum Abschluss ihres Vortrages und ermutigte, sich aktiv für friedliche Konfliktlösungen einzusetzen.

lr

 

Bild 1: Maria Biedrawa sprach sich für Gewaltfreiheit in Konflikten aus.
Bild 2: Maria Biedrawa sprach im Rahmen der Wetzlarer Gespräche über friedliche Konfliktlösungen.