Diese Predigt zum zweiten Sonntag nach Ostern zu Matthäus 7, 24-27 und 6, 34 stammt von Frankjörn Pack, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Niederbiel.

Wie sieht die Sache also aus –  aus einer anderen Perspektive?

Schauen wir uns also um:

Wir sind im Krisenmodus. Immer noch. Das können wir nicht ignorieren.

Man kann sich schon fast nicht mehr vorstellen, wie es war, als es noch voll bestetze Restaurants und Eiscafes gab. Man erinnert sich fast schon nicht mehr an die Zeit, als es nach den Nachrichten KEIN Corona-Extra gab: „Die nachfolgenden Sendungen verschieben sich um 15 Minuten….

Es ist jetzt gerade mal gut 40 Tage her – und wir leben in einer anderen Gesellschaft.

Die erste Euphorie mit Balkonsingen und Kerzen im Fenster ist vorbei….

… und wir beginnen so langsam zu ahnen: Es wird auf absehbare Zeit nicht mehr, wie es war….

… und beklommen stellen wir fest: Irgendwie hat diese Krise die Grundfesten, die Fundamente unserer Gesellschaft mächtig angegriffen.

Das, worauf wir uns bisher verließen und was uns stabil und felsenfest schien, bricht auf einmal weg.

Unsere hochbeschleunigte Gesellschaft – auf einmal zum Stillhalten verurteilt.

Nicht nur eine Zeit des Innehaltens, sondern auch sich selbst und anderen auf die Nerven zu gehen. Depressiv zu werden. Weil wir Stille nicht mehr aushalten. Und die Familie bisher nur nach Feierabend mal ein paar Stunden zusammen war.

Der Konsum – Geld wird ausgegeben für Sachen, die wir nicht wirklich brauchen, die aber ganze Industrien am Laufen hält: Die Tourismusindustrie z.B. Und jetzt bricht das alles innerhalb von 6 Wochen komplett zusammen.

Und wenn die bisher sicher geglaubten Fundamente wegbrechen, dann fragt man sich doch:

Ja, was kann uns denn überhaupt Sicherheit geben?

Wir spüren, dass irgendwas nicht stimmt.

Und das unsere Sicherheiten: Geld, Wohlstand, Absicherung, Vollbeschäftigung, ewiges Wachstum usw. – dass das alles nicht mehr trägt…. Oder wir es bald spüren werden: Es trägt nicht mehr!

Und was dann?

Was trägt dann?

Wenn diese Sicherheiten wegbrechen, die Fundamente, die wir bisher sicher glaubten?

Ich sage das nicht vom hohen Ross herab, weil ich mich ja auch darin eingerichtet habe. Ich habe mich sehr wohl gefühlt mit allem, was diese moderne Gesellschaft uns so an Annehmlichkeiten und Absicherung schafft.

Desto mehr die Frage: Ja, was ist, wenn das alles mal nicht mehr oder viel weniger da ist?

Was ist dann das Fundament meines Lebens?

 

Jesus hat mal eine Geschichte erzählt, die das ziemlich gut auf den Punkt bringt.

Er erzählt von zwei Leuten, die Häuser bauen.

Die Fundamente sind aber sehr unterschiedlich: Der eine baut auf Felsen, der andere auf Sand.

Und, es kommt, wie es kommen muss: Ein Unwetter, Sturm, Starkregen …. und das Häuschen ohne Fundament ist futsch… vom Winde verweht….

Aber das Haus mit festem Fundament bleibt stehen. Ein Fels in der Brandung.

Was Jesus damit sagen will ist ja klar:  In der Krise (die erleben wir gerade), dann brauchst du eine Sicherheit, die wirklich trägt.

Welche ist das? Sie ahnen es schon:

Jesus sagt: „Wer mich hört und tut, was ich sage, der ist jemand, der auf Felsen baut….“

Ja…..

Man kann das hören…. Aber ist dem wirklich so?

Selbst unser Glaube wird ja in der Krise auf eine harte Probe gestellt. Gerade jetzt, wo der Sturm einer globalen Krise über uns hinwegfegt, stellt sich ja auch die Frage:

Ist unser Gottvertrauen wirklich so groß, wie wir meinen?

Wie erleben Sie das? Trägt Ihr Glaube Sie jetzt?

Finden Sie neu zum Vertrauen in Ihren Gott? Verlassen Sie sich auf ihn, egal was kommen wird? Erwarten Sie von ihm, dass er Sie schon durchbringen wird? Haben Sie jetzt eine engere Beziehung zu ihm als zuvor? Gibt er Ihnen Mut, tröstet Sie, baut sie auf, bringt Sie weiter?

Oder erweist sich jetzt selbst Ihr Glaube als Makulatur und Sie entdecken betroffen:

Da ist ja gar  nichts? Das war eigentlich nur eine belanglose Nebensache eines Lebens, in dem ich ganz gut ohne Gott ausgekommen bin.

Jetzt wäre doch eine gute Gelegenheit mal ehrlich zu überprüfen, auf was Ich mein Leben gebaut habe.

Wirklich ehrlich! Hand aufs Herz! Butter bei die Fische:

Worauf verlässt Du dich wirklich?

Jesus behauptet: Wenn Du dich auf MICH verlässt, stehst du auf sicherem Grund.

Eine grandiose Einladung zu wirklichem Gottvertrauen:
Schmeißen Sie sich mit allem, was Sie haben und sind, in die Hand von Jesus! Vertrauen Sie sich ihm an. Auch wenn die Dinge sich nicht so entwicklen, wie Sie es sich wünschen.

Bauen Sie auf Jesus Ihr Leben auf,  in dem Vertrauen: Ich bin und bleibe in seiner Hand, er weiß auch noch Wege, wenn ich komplett den Überblick verloren habe.

Bauen Sie auf Jesus!

Angesichts der bröckelnden anderen Fundamente wäre das doch jetzt wirklich mal eine Idee!

 

Falls Ihnen das jetzt zu unkonkret ist, gemach, gemach!

Jesus wird da schon auch noch praktischer:
Er sagt nämlich in derselben Rede, wo er die Geschichte von den beiden Häuslebauern erzählt auch noch sehr Spannendes.

Z.B. dies:

„Deshalb sorgt euch nicht um morgen – der nächste Tag wird für sich selber sorgen! Es ist doch genug, wenn jeder Tag seine eigenen Schwierigkeiten mit sich bringt.«

Völlig irre?

Oder das Einzige, was wir jetzt tun können?

O ja, ich weiß wovon ich rede.

Jetzt ist die Zeit der Sorgen….. da kann ich Ihnen ein Lied von singen, denn auch ich mache mir Sorgen!

Nur, das Sorgen bringt mich nicht einen Millimeter voran.

Jetzt lüfte ich mal das Geheimnis, warum ich im Schaukenstuhl sitze:

Sorgen ist nämlich wie im Schaukelstuhl sitzen – Sie können wie verrückt schaukeln – das gibt Ihnen zwar was zu tun, aber es bringt Sie nicht voran.

Keinen Millimeter!

Jetzt die Alternative:

Wenn ich mich auf Jesus verlasse, dann kann ich ganz im Hier und Jetzt leben.

HEUTE ist der Tag. Was gestern war, ist vorbei. Daran kann ich nichts mehr ändern.

Was morgen ist, weiß ich nicht. Daran kann ich noch nichts ändern.

Überhaupt: Das meiste, worüber ich mir Sorgen mache, kann ich sowieso nicht beeinflussen.

Mein Einflussbereich ist klein. SEHR klein!

Denn eigentlich kann ich nur beeinflussen, was MEIN kleines Leben betrifft. Meine Wahrnehmungen. Mein Tun oder Lassen. Meine Gedanken.

Da hab ich eine gewissen Einflussmöglichkeit.

Und deshalb höre ich die Einladung Jesu mit  zweiOhren:

  1. Sei präsent!
    Im Hier und Jetzt Leben. Das wahrnehmen, was JETZT passiert. Wo bist du jetzt? Sitzt du? Stehst du? Bist du müde/ausgeschlafen? Was riechst du? Hörst du? Welchen Geschmack hast du im Mund? Welcher Gedanke ist JETZT gerade da…..?

Probier doch mal, im HIER Und JETZT zu sein! Dich zu spüren. Was geschieht JETZT?

Das wäre mal eine Übung, um das dauernde Sorgen um Morgen abzustellen.

Das wäre weise. Das wäre, denke ich auch im Sinne Jesu.

Und dann:
2. Tu das, was du HEUTE machen kannst!

Was dir aufgetragen ist an Aufgaben, tu es. Einem Impuls den du hast, der dich zum Tun auffordert, dich zu anderen Menschen hinbringt, oder zu Gott… oder auch zu dir selbst. Setz ihn um! Vielleicht ist es der Heilige Geist, der JETZT zu Dir spricht. Dann mach das, was dir JETZT aufgetragen ist!

Und den Rest überlass getrost deinem Herrn. Deinem Gott. Jesus.

SCHLUSS

Zu Anfang hatte ich gesagt: Lasst uns die Dinge mal aus einer anderen Perspektive  betrachten.

Das bedeutet natürlich für mich immer auch: Die Dinge aus der Perspektive Gottes zu betrachten.

Ich höre für mich heute die Aufforderung von Jesus:
Verlass dich auf mich. Ich bin das einzig sichere Fundament deines Lebens.

Und in diesem Vertrauen auf mich:

Sei präsent. Lebe im Hier und Jetzt!

Und: Tu, was Du heute machen kannst. Du, was ich Dir heute auftrage!

Ermutigung: Sorgt Euch nicht…. Verlasst euch auf Jesus . Und dann tut, was Euch das Rechte scheint!

Amen.