Diese Predigt zum dritten Sonntag nach Ostern stammt von Joachim Grubert, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinden Niederwetz/Reiskirchen sowie Weidenhausen-Volpertshausen-Vollnkirchen. Im Mittelpunkt steht das Lied von Birgit Dörnen „Ich bin bei dir“ (Melodie Daniel L.Burgess) und Jesaja 41, 10.

„Ich bin bei dir“

„Ich bin bei dir, wenn die Sorge dich niederdrückt, wenn dein Leben dir sinnlos scheint, dann bin ich da.
Ich bin bei dir, auch wenn du es nicht glauben kannst, auch wenn du es nicht fühlen kannst, ich bin dir nah.“

Auslegung (1): Ist es nicht herrlich, wenn jemand, dem Du vertrauen kannst, sagt: Ich bin bei dir? Ich durfte dies erfahren, als ich in einer Entscheidungs-situation war. Mir war bewusst: Meine Entscheidung wird Auswirkungen auf viele Jahre meines Lebens haben. Darum fiel sie mir schwer. Bei einem Freund suchte ich Rat. Er nahm mich mit nach Holland. In einem langen Spaziergang am Strand hörte er mir zu und versicherte mir seine Unterstützung. Das machte mich gewiss, die richtige Wahl zu treffen.

Gewissheit, liebe Zuhörende, ist sehr wichtig für unser Leben. Das Gegenteil, Unsicherheit, erleben wir täglich. Besonders z. Zt. Wir wissen nicht, wie sich unser Leben mit der Pandemie entwickeln wird. Wann werden unsere Kinder wieder ihren geregelten Tagesablauf haben, wir an unseren Arbeitsplatz gehen können, wenn er noch da ist. Wie werden wir finanziell über die Runden kommen? Wie werden wir auf Dauer unsere Beziehungen gestalten? Verunsicherung verändert alles und vor allem uns selbst.

Verunsicherung ist schon lange ein Teil der westlichen Zivilisation geworden. Viele haben keine Meinung mehr über Gott. Ob es ihn gibt und wenn ja, wie, als Kraft oder Person. Die Meinungsführer halten Glauben für eine überholte Entwicklungsstufe des Menschen. Gott wird belächelt als Trostpflaster für Schwache, die den Härten des Lebens nicht gewachsen sind und Angst vor dem Tod haben. Religionskritiker meinen, Gott abschaffen zu müssen, um an seiner Stelle den Menschen hervorzuheben. Doch was bleibt von der Würde des Menschen, wenn Wissenschaftler ihn nur als weiterentwickeltes Tier bestimmen oder Philosophen bezweifeln, ob der Mensch überhaupt über ein Ich verfügt.

Wer Gott abschafft, schafft auf Dauer auch den Menschen ab. Und damit die Bindungsfähigkeit, die uns seelische und körperliche Gesundheit schenkt Die vielen beziehungsgestörten Menschen sprechen Bände über die Verunsicherung, die mit dem Hochmut begann, Gott nicht mehr nötig zu haben.

Auch gläubige Menschen sind nicht frei von Verunsicherung. Im Gegenteil! Wir Christen leben mitten in dieser Welt, die zwar immer mehr Wissen anhäuft, doch nichts davon wissen will, wer diesen Kosmos geschaffen hat und wozu.

Sie und ich, wir Menschen sind entstanden, weil Gott sich nach einem Du sehnt. Gott ist in sich schon Beziehung, Liebe zwischen Vater, Sohn und Heiligem Geist. Dreifach und doch eins. Und dennoch schuf Gott mit dem Menschen ein Gegenüber, das sich wie ER nach wahrer Liebe und Gemeinschaft sehnt.

Wenn wir Menschen uns selbst zu einem beliebigen Zufallsprodukt blinder Naturkräfte degradieren, müssen wir uns nicht wundern, wenn daraus nur Depression, Raffgier, Zynismus folgen, die unser Leben vergiften.

Die Bibel zeigt, wie herrlich Gott in seiner Liebe zu uns ist und wie wunderbar, wenn wir Menschen Gottes Liebe und seine Gebote annehmen. Zugleich zeigt uns die Bibel an der Geschichte Israels, wie fatal es ist, wenn wir auf die Verunsicherungen durch Abgötterei, Hab- und Machtgier hereinfallen.

In der Zeit, in der die Israeliten durch ihre eigene Schuld gefangen waren im Exil zu Babylon, sprach Gott zu ihnen: „Fürchte dich nicht, ich bin bei dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.“(Jesaja 41,10)

Ein starkes Wort. Gott sieht Deine Not. Er fühlt sie. Und er spürt, wenn Menschen in ihrer Not bereuen, dass sie ihn vergessen und den lebendigen Gott durch menschengemachte Götzen ersetzt haben, die viel versprechen und nichts halten.

Klavier spielt Refrain: Ich bin bei Dir. Das ist Gottes ewige Melodie. Sie kann zum Refrain Deines Lebensliedes werden. In dem Lied, dessen Refrain wir gerade hören, erklärt Gott, was es bedeutet, wenn er sagt: Ich bin bei Dir: „Und ich hab alles in der Hand, kenn dein Leben sehr genau, ich weiß um alles, was du brauchst, Tag für Tag. Hab keine Angst, ich liebe dich. Du kannst meinem Wort vertraun und du wirst sehn, wie ich dich führe Schritt für Schritt.“ (Klavier Ende)

Auslegung (2) Vielleicht denkt Ihr, liebe Zuhörer. Das ist mir zu einfach. Darauf antworte ich: Ja, Du hast recht. Gott zu verstehen, ist nicht einfach. Wir Menschen können von uns aus nichts über ihn wissen, geschweige denn verstehen. Aber Gott gibt sich selbst zu begreifen durch sein Wort und vor allem, indem Gott selbst Mensch wurde. Wir nennen das Offenbarung. Schau auf Jesus, lies seine Worte, sprich ihn im Gebet an. Und Du wirst erkennen und erfahren: „Ich bin bei Dir.“ Das ist Gottes Zusage an Dich. Einfach und klar, einfach und wahr.

Es reicht nicht, wenn Du Dir das nur einmal klar machst und für wahr hältst. Gott lädt Dich ein, die Verbindung, die Du zu ihm geknüpft hast, zu halten, in Beziehung mit ihm zu bleiben. Dann kann Dein Glaube wachsen. Er wird stärker als die Umstände, die Dich immer wieder verunsichern werden.

Klavier 2. Strophe spielen: In der zweiten Strophe heißt es:

Hab keine Angst, wenn du nachts nicht mehr schlafen kannst, wenn du grübelst, was morgen wird, du hast doch mich.

Hab keine Angst, auch wenn andre nicht zu dir stehn, wenn du meinst, dass du wertlos bist, ich liebe dich. (Klavier spielt weiter  Motive der Strophen)

Auch Dein stärkster Glaube wird schwache Momente kennenlernen. Verdrängte Angst, Zweifel an dir selbst, die Sorge, es nicht zu schaffen– das alles ploppt hoch, wenn Du eigentlich zur Ruhe kommen möchtest. Nachts oder wenn Du eine Zwangsauszeit hast, weil Du krank bist oder durch Corona ausgeknockt bist.

Ich wurde an den Apostel Paulus erinnert, der in Korinth eigentlich sehr erfolgreich war. Dort hat er viele Menschen für das Evangelium von Jesus Christus gewonnen. Trotzdem müssen da bei ihm eines Nachts Ängste, Zweifel, Sorgen übermächtig geworden sein, so sehr, dass Gott, der Herr eingreifen musste und ihm Mut zusprach: „Fürchte dich nicht.“ Das ist Gottes Sprache, ganze 365 in der Bibel, sozusagen für jeden Tag eine Zusage: „Fürchte dich nicht, sondern rede und schweige nicht! Denn ich bin bei dir, und niemand soll sich unterstehen, dir zu schaden; denn ich habe ein großes Volk in dieser Stadt.“ Was für ein Zuspruch! Mit anderen Worten: Die Anfänge sind klein. Du weißt noch nicht, was werden wird. Aber ich sehe schon die vielen Menschen, die durch ihren Glauben an Jesus erlöst, befreit, glücklich sein werden. Darum lass Dich nicht verunsichern. Mache Deinen Mund auf. Sprich von Jesus. Rede die Wahrheit.

Klavier spielt Refrain: Die zweite Strophe, die zweimal sagte: Hab keine Angst, mündet gleichfalls in den Refrain, den wir schon hörten: „Und ich hab alles in der Hand, kenn dein Leben sehr genau, ich weiß um alles, was du brauchst, Tag für Tag. Hab keine Angst, ich liebe dich. Du kannst meinem Wort vertraun und du wirst sehn, wie ich dich führe Schritt für Schritt.“ (Klavier Ende)

Auslegung (3): In der dritten Strophe geschieht ein Perspektivwechsel. Bis hier hatte Gott den Menschen im Blick, Dich. Ich bin bei Dir. Wenn Du das annimmst, wirst Du mit Gott gehen, Dein Leben neu entdecken, wachsen in Glaube, Liebe, Hoffnung. Und wohin? Dein Leben mit Gott im Vertrauen auf Jesus Christus hat ein wunderbares Ziel. Perspektivwechsel

Klavier spielt 3. Strophe: O welch ein Tag, wenn dein Leben sein Ziel erreicht, wenn wir uns gegenüber stehn  – und du bist hier.

O welch ein Tag, wenn die Trauer der Freude weicht, und dann war, was verwirrend schien, der Weg zu mir.

Perspektivwechsel: Das heißt. Unser Leben läuft nicht einfach so dahin, mehr oder weniger gut, mehr oder weniger zufriedenstellend und erfolgreich. Mit Jesus in uns und Gott mit uns streben wir wie ein Tausendmeterläufer auf das Ziel und freuen uns auf den Sieg. Und nun erhält der Refrain noch einen weiteren Text, der den Tag besingt, an dem uns in ewiger Gemeinschaft mit den Gläubigen aller Zeiten Gott, der Herr, uns die Augen öffnen wird:

Klavier spielt Refrain: Dann wirst du staunend mit mir sehn: alles, Ende und Beginn, mir war nicht einer deiner Tage unbekannt. Und du wirst glauben und verstehn, alles hatte seinen Sinn und du wirst sehn, ich hatte alles in der Hand.

Klavier klingt aus.

– Gebet: Ich möchte mit Euch beten.

Lieber himmlischer Vater! Danke, dass wir im großen kalten Weltraum nicht allein sind, zufällig ohne Ziel und Bestimmung.

Du liebst uns. Wie herrlich! Ich bin bei Dir. Das sagst Du auch zu uns.

Wir vertrauen Dir und Deinem Versprechen mit uns zu sein.

Bitte nimm uns mit auf Deinen Weg zu Dir. Richte unser Herz, Verstand und Sinne ganz auf Dich und Dein Wort aus. Lass uns mit Deiner Stärke Hindernisse überwinden, Verunsicherungen überstehen, Hass in Liebe verwandeln und Lüge mit Deiner Wahrheit entlarven.

Bewahre uns in dieser verunsichernden Zeit. Sei Trost den Kranken, Stärke den Helferinnen und Helfern. Segne unser Land und Deine Welt.

In Jesu Namen. Namen!

Ich bin Joachim Grubert, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinden Niederwetz/Reiskirchen sowie Weidenhausen-Volpertshausen-Vollnkirchen

Stellt Euch mit mir unter den Segen des Herrn.

Der Herr segne Dich und behüte Dich.

Der Herr lasse sein Angesicht über Dir leuchten und sei Dir gnädig.

Der Herr erhebe sein Angesicht auf Dich und gebe Dir Frieden.

Amen.