Hüttenberger Verein bringt Musical in die Buderus Arena – 600 Sänger können mitsingen – Anmeldungen noch möglich:
Die Wetzlarer Buderus Arena ist am Sonntag, 27. Oktober, um 16 Uhr Aufführungsort für ein regional entstandenes Musical. „Paul und Gretel – kein Märchen“ lautet der Titel des Musicals, das die Geschichte des Hüttenberger Pfarrers Paul Schneider (1897 bis 1939) und seiner Frau Margarete (1904 – 2002) erzählt. Paul Schneider, von 1926 bis 1934 Pfarrer in Hochelheim und Dornholzhausen, wurde von den Nationalsozialisten ins Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar in Thüringen verbracht und mit einer Überdosis des Herzmedikaments Strophanthin umgebracht. Der streitbare Theologe hatte sich über Jahre den Nationalsozialisten widersetzt. Die Geschichte von Schneider könnte kaum brisanter sein in einer Zeit, in der die Rechtspopulisten versuchen, die Parlamente in Deutschland an sich zu reißen. Seine Frau Margarete, die er Gretel nannte, hat dafür gesorgt, dass die Geschichte des mutigen Pfarrer nicht vergessen wird.
2019 erschien ein Zeitungsbericht zum 80. Todestag Paul Schneiders. Dies war der Anlass für Peter Menger (Gießen), Orthopäde und leidenschaftlicher Musiker, die Geschichte Schneiders in zweieinhalb Jahren zu einem Musical zu verarbeiten. Der 46-jährige Menger und seine Frau Deborah leiten seit 2016 den Hüttenberger Kinderchor mit 160 Mädchen und Jungen. Zuvor hat der Arzt im Wetzlarer Chor „Perspektiven“ die Begleitung am Klavier übernommen.
Für Andreas Haupt, Vorsitzender des Vereins „soli deo gloria“, erschien der 125. Geburtstag von Paul Schneider im Jahr 2022 der geeignete Anlass für die Uraufführung. Dazu kamen 1.500 Zuschauer in die Hüttenberger Sporthalle.
Inzwischen haben die Mengers eine CD als Mitschnitt herausgebracht und mit dem Verein soli deo gloria das Musikwerk auch in anderen Regionen aufgeführt. Bei den bisher sieben Aufführungen haben nach Angaben von Daniel Eschner bereits über 13.000 Menschen das Musical erlebt. Bei der achten Aufführung in den Buderus Arena im 85. Todesjahr Paul Schneiders können weitere 3.500 Besucher „Paul und Gretel – kein Märchen“ sehen.
600 Sängerinnen und Sänger werden das Werk aufführen. Bislang haben sich schon 350 Mitwirkende gemeldet. Es können also noch 250 Interessierte mitmachen, Sängerinnen und Sänger aus Männerchören, Frauenchören, gemischten Chören, Kirchenchören oder Kinderchören. „soli deo gloria“ stellt den Sängern die Noten zur Verfügung sowie eingesungene Lieder, so dass die Vorbereitung zu Hause stattfinden kann. Deborah Menger, die Leiterin des Chores: „Wir werden uns im September in der Freien evangelischen Gemeinde Gießen zur Chorprobe treffen“.
Einzugsbereich für Sänger sei der Raum Gießen, Wetzlar, Butzbach und darüber hinaus.
Wetzlars Oberbürgermeister Manfred Wagner (SPD) freut sich, dass Wetzlar Aufführungsort wird. Die Spuren von Paul Schneider seien noch an vielen Stellen erkennbar, etwa mit dem Paul-Schneider-Heim oder Straßen, die seinen Namen tragen. Das Musical wolle erzählen von seiner christlichen Haltung, die ihn während der Nazi-Zeit bis ins Konzentrationslager Buchenwald geführt habe. „Meinen Körper könnt ihr töten, meinen Geist aber nicht“, dieses Zitat Schneiders ziehe für ihn als Sozialdemokraten Parallelen zu Otto Wels (1873 bis 1939), der einst im Reichstag verkündete: „Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre aber nicht“. In diesem Jahr werde 75 Jahre Grundgesetz gefeiert, während es Kräfte gebe, die die Axt an diese Errungenschaft legen wollten. Aus diesem Grund finde er die Aufführung in Wetzlar wichtig.
Meike Theermann, Betriebsleiterin, und Angelina Weiffen von der Buderus Arena sagten, die Halle werde für die Aufführung erstmals von recht nach links gedreht. Für solche Veranstaltungen habe die Arena eine hervorragende Akustik.
Die Organisatoren sind zuversichtlich, dass das Musical die Buderus Arena füllen wird. Das Stück ist nach Angaben von Eschner für alle Generationen konzipiert. Auch wenn es ein ernstes Thema aufgreife, werde keine Gewalt zu sehen sein. In der zweiten Hälfte werde Beklemmendes angesprochen, vor allem, wenn man bedenkt, dass so etwas im eigenen Land möglich war. Am Ende aber werde der Besucher mit einer positiven Perspektive verabschiedet.
Deborah Menger: „Wir sprechen so viele Menschen an: Leute, die politisch, geschichtlich und kirchlich interessiert sind“.
Zum Ziel des zweistündigen Musicals sagt der Komponist: „Das Stück soll Mut machen, dass jeder seine Lebensberufung findet“. Anmeldungen zum Mitsingen sind möglich unter paul-und-gretel.de. Tickets für Besucher unter buderus-arena.de oder über paul-und-gretel.de
red
Bild 1: Diese Gedenktafel an der Kirche in Dornholzhausen erinnert an Pfarrer Paul Schneider.
Bild 2: Im Wetzlarer Neuen Rathaus haben sie das Paul-Schneider-Musical vorgestellt (v.l.): Komponist Peter Menger, Chorleiterin Deborah Menger, Sängerin Naomi Wünch, Meike Theermann und Angelina Weiffen von der „Buderus-Arena“, Andreas Haupt und Oberbürgermeister Manfred Wagner.
Bild 3: An Pfarrer Paul Schneider erinnert in Hüttenberg ein Straßenschild. Dort steht auch das Paul-Schneider-Gemeindezentrum der Evangelischen Kirchengemeinde Hochelheim-Hörnsheim.