Am 16. März wurde Pastor Dr. Johannes Zeisset offiziell in sein neues Amt als Schulreferent eingeführt. Superintendent Dr. Hartmut Sitzler leitete den feierlichen Gottesdienst in der Evangelischen Kirche in Wißmar, der Gemeinde, in der Zeisset auch als Gemeindepfarrer tätig war.

Mit seiner langjährigen Erfahrung als Schulpfarrer an der Werner-von-Siemens-Schule in Wetzlar bringt Zeisset wertvolle Praxis in das neue Amt ein. Dies betonte auch Superintendent Sitzler in seiner Ansprache: „Er bringt alles mit, was man braucht. Die Praxiserfahrung als Lehrender und die Liebe zu den Menschen.“

Die Kraft der Hoffnung – Eine Botschaft aus Emmaus

In seiner Predigt reflektierte Dr. Johannes Zeisset über das Thema Hoffnung und deren oft unerwartete Erfüllung. Anhand der biblischen Emmaus-Erzählung aus dem Lukasevangelium beschrieb er, wie zwei Jünger Jesu, tief enttäuscht von dessen Kreuzigung, Jerusalem verlassen. Ihre Erwartungen an Jesus als politischen Befreier Israels wurden nicht erfüllt.

Doch auf ihrem Weg gesellt sich Jesus – unerkannt – zu ihnen. Er hört zu, erklärt die Schrift und bringt Licht in ihre Dunkelheit. Erst als er mit ihnen das Brot bricht, erkennen sie ihn und begreifen: Jesus lebt, und seine Gegenwart ist weiterhin wirksam.

Zeisset betonte, dass Hoffnungen oft anders in Erfüllung gehen, als wir es erwarten. So wie die Jünger ein festes Bild von Jesus’ Wirken hatten, neigen auch Menschen dazu, ihre Hoffnungen an konkrete Vorstellungen zu knüpfen. „Doch Gott handelt auf seine Weise – oft unerwartet, jenseits menschlicher Planungen.“

Gottes Gedenken – Ein tragendes Prinzip

Ein zentrales Motiv der Predigt war das Gedenken Gottes. Der Mensch ist ein hoffendes Wesen – er irrt, kämpft und liebt, wie es Herbert Grönemeyer in seinem Lied „Mensch“ beschreibt. Doch das Entscheidende ist: Gott gedenkt des Menschen. Während menschliches Erinnern einer Handlung bedarf, ist Gottes Gedenken bereits wirkend und schöpferisch.

So auch bei den Jüngern auf dem Weg nach Emmaus: Während sie noch in ihrer Enttäuschung verharren, ist Jesus bereits bei ihnen und begleitet sie, ohne dass sie es erkennen. Gottes Wirken ist oft verborgen, doch es geschieht bereits.

Menschsein in Zeiten der Künstlichen Intelligenz

Zeisset nahm in seiner Predigt auch Bezug auf aktuelle Entwicklungen in der Künstlichen Intelligenz und deren Einfluss auf Religion und Menschsein. Während technologische Entwicklungen darauf abzielen, den Menschen zu optimieren, bleibt die theologische Perspektive eine andere: „Der Mensch ist nicht geschaffen, um perfekt oder optimiert zu sein.“

Er verwies auf den Islamwissenschaftler Ahmad Milad Karimi, der für eine „Theologie der Imperfektibilität“ plädiert. Einer seiner Leitsätze lautet: „Vergleiche dich nicht mit etwas, was ein Update braucht.“ Das Menschsein besteht nicht in Perfektion, sondern in der Fähigkeit zu hoffen, zu glauben und sich von Gottes Gedenken tragen zu lassen.

Die Kraft des Erzählens

Ein weiterer zentraler Gedanke war die Bedeutung des Erzählens. Die Emmaus-Jünger informierten die anderen Jünger in Jerusalem nicht einfach über ihre Begegnung mit Jesus – sie erzählten davon. Der Unterschied zwischen Information und Erzählung ist wesentlich: „Das Digitale informiert, das Erzählen schafft Gemeinschaft und lässt Glauben wachsen.“

Zeisset hob hervor, dass die christliche Botschaft nicht durch bloße Daten weitergegeben wird, sondern durch lebendige Zeugnisse. Der Glaube entfaltet sich im Erzählen, im Austausch und in der Begegnung.

Ein Weg voller Hoffnung

Zum Abschluss warf Zeisset noch einmal einen Blick zurück auf die Emmaus-Erzählung. Die Jünger, die zuerst enttäuscht und hoffnungslos waren, kehren nach ihrer Begegnung mit Jesus gestärkt nach Jerusalem zurück. Ihre Hoffnung ist nicht zerstört, sondern verwandelt.

Glaube, Vertrauen und Hoffnung lassen sich nicht durch menschliche Planung erzeugen, sondern sind ein Wirken Gottes, das sich im Leben der Menschen entfaltet.

Ein Blick nach vorn

Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von Kantor Dietrich Bräutigam. Als neuer Schulreferent wird Dr. Johannes Zeisset nun die Verbindung zwischen Landeskirche und Schulamt gestalten. Er wird Schulvikarinnen und -vikare betreuen, Religionslehrkräfte beraten und Fortbildungen organisieren.

Besonders wichtig ist ihm die ökumenische Zusammenarbeit. Neben seinem neuen Amt bleibt er weiterhin als Prediger und in Vertretungsdiensten im Kirchenkreis tätig.

Mit seiner tiefen theologischen Reflexion, seiner Erfahrung und seinem Gespür für die Hoffnung, die in jeder Begegnung steckt, wird Zeisset nun einen prägenden Beitrag zur religiösen Bildungsarbeit in den Schulen unseres Kirchenkreises leisten.

 

TEXT: JCK

FOTOS: Jan-Christopher Krämer

BU 1: Pastor Dr. Johannes Zeisset wird von Superintendent Dr. Hartmut Sitzler in sein neues Amt eingeführt.

BU 2: Der neue Schulreferent des Kirchenkreises zwischen Dr. Hartmut Sitzler (Superintendent des Kirchenkreises) und Pfarrerin Alexandra Hans (Wettenberg).