Stationenweg erinnert an Leiden und Sterben von Jesus Christus
Mit Gottesdiensten und Aktionen haben Christen an Lahn und Dill dem Leiden und Sterben Jesu nachgespürt. Dabei sind sie nicht nur in den Kirchen geblieben. 30 Teilnehmer fanden sich an Karfreitag am Weinberg beim Hofgut Magdalenenhausen ein, um den traditionellen ökumenischen Kreuzweg abzuschreiten. „Nach dem die Bundeswehr hier abgezogen ist, konnten wir 1995 den ersten Kreuzweg begehen“, berichtete Ernst von der Recke vom Laurentiuskonvent Laufdorf, der gemeinsam mit dem Arbeitskreis Frieden im Evangelischen Kirchenkreis an Lahn und Dill jährlich zu der Aktion einlädt. Von der Recke erinnerte am Hofgut daran, dass der Kreuzweg in diesem Jahr stattfindet, während in der Ukraine Krieg herrscht. Der Vorbereitungskreis habe sich dafür entschieden, die rund zweistündige Aktion dem Thema „Frauen, die Jesus begleiten“ zu widmen. Das passe gut dazu, dass der Laurentiuskonvent seit einem Jahr insgesamt 13 Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen habe, zumeist Frauen. Derzeit leben noch acht ukrainische Geflüchtete in der Gemeinschaft in Laufdorf. Sie nahmen teil an dem zu sechs Stationen führenden Kreuzweg mitten durch den Weinberg. An der ersten Station las Marie-Noëlle von der Recke unter dem Thema „sich in Liebe verschenken“ den Bericht über Maria Magdalena, die nach dem Neuen Testament in Markus 14, 3 bis 9 Jesus salbte. Pfarrer Stephan Hünninger erinnerten an Frauen, die sich heute in Liebe verschenken, etwa als Mitarbeiterinnen in Pflegeheimen oder Männer und Frauen in einem Hospiz. Ernst von der Recke sagte, auch das Zusammenleben mit den Geflüchteten sei von gegenseitiger Liebe geprägt. Im vergangenen Jahr habe man nicht gedacht, dass der Krieg Russlands gegen die Ukraine so lange dauere. Er betete für Versöhnung der beiden Völker.
An weiteren Stationen wurde an die Frau von Statthalter Pontius Pilatus, an die Frauen unter dem Kreuz und am Grab Jesu erinnert. Hier erinnerte Ernst von der Recke an die monatliche Mahnwache, die der Wetzlarer Friedenstreff auf dem Eisenmarkt veranstaltet. „Wir gedenken der Opfer von Krieg und Gewalt. Wir fordern ein Ende von Habgier, Waffenexport und Krieg“.
Bei der Station „Die Sklavinnen am Hof des Hohenpriesters“ las Gabriele Hünninger den Bibelabschnitt, als eine Frau Petrus auf den Kopf zusagt: Du warst auch bei Jesus, dem Galliläer. Darauf hatte Petrus drei Mal verleugnet, dass er Jesus kennt. „Ich denke an frauen, die dranbleiben an der Hoffnung, die Kirche möge sie anerkennen als gleichberechtigte Verkünderinnen und Weggefährtinnen Jesu“, sagte Hünninger.
Bei ihrem Gang über das 182 Hektar große NABU-Schutzgebiet legten die Kreuzweg-Teilnehmer rund fünf Kilometer zurück.
Der einsetzende Regen hat sieben tapfere Männer nicht davon abgehalten, 19 Kilometer bei der dritten ökumenischen Männerwanderung von Gründonnerstag auf Karfreitag zurückzulegen. Wanderleiter Wolfgang Böhl begrüßte die Teilnehmer in der Magdalenenkirche, wo er die Männer mit einer warmen Gemüsesuppe stärkte. Böhl, der bis 2013 insgesamt 23 Jahre als Leiter einer Grundschule in Mühltal bei Darmstadt tätig war, hat in Südhessen mehrfach an Männerwanderungen teilgenommen. Die Idee brachte er mit nach Mittelhessen, wo er 2019 die erste ökumenische Wanderung organisierte. Während der Corona-Pandemie musste der Spaziergang durch die Natur mit Gedenkstationen zwei Mal ausfallen.
In der Magdalenenkirche war die erste von insgesamt sechs Stationen, an denen die Männer sich an den Leidensweg Christi erinnerten. Ausgestattet mit Kerzen, weißen Steinen und Liedblättern haben sich die Teilnehmer kurz vor Mitternacht auf den Weg gemacht. Böhl las jeweils einen Abschnitt aus der Bibel sowie einen besinnlichen Text, der die Gegenwart aufgriff. An jeder Station haben die Männer mit den weißen Steinen ein Kreuz auf dem Boden gestaltet. Die mitgeführten Kerzen haben dem Regenwetter nicht stand gehalten. „Unsere Kerzen konnten nur in der Wartehalle in Reiskirchen brennen. Manche Wegestücke standen unter Wasser oder waren rutschig“, fasst Böhl die Erfahrungen zusammen. Dennoch haben die Männer die gesamte Strecke bewältigt. Von der Magdalenenkirche im Wetzlarer Westend ging es über den Weinberg in Magdalenenhausen zur Theutbirg-Basilika bei Nauborn bis nach Reiskirchen. Zurück ging es über den Kochhanselbrunnen bei Nauborn und den Kalsmunt wieder in die Magdalenenkirche.
„Kurz vor sechs Uhr morgens waren wir wieder wohlbehalten in der Magdalenenkirche und frühstückten dort ausgiebig“, erzählte Böhl. „Unser Abschiedsgruß war: ‚Dann bis nächstes Jahr’“.
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Bild 1: Mit einem Holzkreuz schreiten die 30 Teilnehmer beim ökumenischen Kreuzweg durch den Wetzlarer Weinberg.
Bild 2: Ernst von der Recke trägt ein großes Holzkreuz vor den Teilnehmern her durch den Weinberg.
Bild 3: Mit einem großen Holzkreuz voran gehen die Teilnehmer den ökumenischen Kreuzweg durch den Wetzlarer Weinberg.
Bild 4: Ökumenisches Männerwandern. Erste Station in der Magdalenenkirche.
Bild 5: Sieben Teilnehmer haben beim ökumenischen Männerwandern an sechs Stationen dem Leidensweg von Jesus Christus nachgespürt.
Bild 6: An jeder Station haben die Teilnehmer mit weißen Steinen ein Kreuz auf dem Boden gestaltet.