Nauborn und Laufdorf verbinden viele Jahrhunderte selbstverständlicher Zusammengehörigkeit:
„Gut, dass wir einander haben!“, sangen die rund 100 Gottesdienstbesucher, die sich in der Evangelischen Kirche Nauborn versammelt hatten. Und das freut nicht nur Gemeindepfarrerin Hildegard Twittenhoff. Mit einem Festgottesdienst und anschließendem Empfang im Gemeindehaus hat die Evangelische Kirchengemeinde Nauborn-Laufdorf ihre Neugründung zum Jahresbeginn 2020 gefeiert. Rund 2500 Gemeindeglieder gehören zur neuen Kirchengemeinde (knapp 900 aus Laufdorf und etwas mehr als 1600 aus Nauborn). Damit haben sich zwei bisher selbständige Kirchengemeinden zusammengeschlossen, die eine bereits jahrhundertelange Verbindung pflegen.
So gab es schon seit 1290 jeweils einen Pfarrer für die beiden Dörfer Nauborn und Laufdorf, jedoch mehrere Kirchen: Die Theutbirg-Basilika ist 778 erstmals erwähnt, es gab eine weitere Kirche auf dem Engelsberg und die jetzige Nauborner Kirche. Für Laufdorf ist 1312 sogar der erste Glöckner erwähnt. Im Zuge der Reformation wurden die Kirchengemeinden protestantisch und schlossen sich 1582 dem reformierten Bekenntnis an, was sich auch heute noch am Gebrauch des Heidelberger Katechismus und beispielsweise einer schlichten Gestaltung der Liturgie und des Kircheninnenraums bemerkbar macht. Seit 1838 tagten die beiden Presbyterien getrennt voneinander, unabhängig von der pfarramtlichen Verbindung. Eine weitere Änderung kam 1975, als mit Horst Wilczek ein Gemeindemissionar seinen Dienst aufnahm und es in den beiden Dörfern fortan zwei Geistliche und zwei Dienstwohnungen gab. „Die Presbyterien tagen jetzt wieder gemeinsam, die Grundstücke und Gebäude gehören allen gemeinsam“, sagte Pfarrerin Hildegard Twittenhoff. „Nach wenigen Jahrzehnten des Auseinanderdriftens haben wir zurückgegriffen auf die vielen Jahrhunderte der selbstverständlichen Zusammengehörigkeit.“
In die Zukunft führte ein von ihr verfasstes Anspiel, das sie gemeinsam mit Ulrike Dämon, Friedhelm Block, Martin Veit und Britta Westen vortrug. Eine Kirche, die dem ständigen Leistungsdruck ein Gegengewicht setzt, die sich in der Gesellschaft einmischt, weil sie alle Menschen, auch Obdachlose, Flüchtlinge und hartherzige Nachbarn als Gottes Ebenbilder sieht und die vertrauten Geschichten weitererzählt, wurde hier zu einem lebenswerten und zukunftsfähigen Gemeindemodell.
Darum geht es auch beim neuen Siegel der Kirchengemeinde, das nun alle Urkunden und Beglaubigungen tragen. Es enthält eine Taube als Symbol für den Heiligen Geist und die Bibelstelle aus der Apostelgeschichte, Kapitel 1, Vers 8. „Wir sehen heute mit Staunen, wie den Jüngern Jesu damals durch die Kraft des Geistes Flügel gewachsen sind, sodass das Wort Gottes zu uns gekommen ist. Darum soll dieser Satz uns und den Generationen nach uns Kraftquelle sein“, sagte Pfarrerin Twittenhoff.
Eingeführt wurde im Gottesdienst auch der Bevollmächtigtenausschuss der neuen Kirchengemeinde, bestehend aus 17 Mitgliedern der bisherigen Presbyterien Nauborn und Laufdorf. Sie bilden bis zur Einführung des neuen Presbyteriums Ende März das Leitungsgremium der neuen Kirchengemeinde.
Musikalisch begleiteten der Chor „N.oice“, fünf ausdrucksstarke junge Sängerinnen, die Kurt Stiem dirigierte sowie Markus Claudy an der Orgel den Gottesdienst.
„Dass Sie sich von Gottes Geist beflügeln lassen, damit ein lebendiger Glaube in der Gemeinde wachsen kann“, wünschte Jörg Süß, stellvertretender leitender Pfarrer des Evangelischen Kirchenkreises an Lahn und Dill, der neuen Gemeinde. Eine Kerze mit Bild und Bibeltext des neuen Kirchensiegels überreichte Pfarrerin Kirsten Vollmer für die Nachbarkirchengemeinden Bonbaden, Neukirchen und Schwalbach und lobte dabei den seit 15 Jahren gelungenen regelmäßigen Kanzeltausch. Für die Gemeinde Schöffengrund grüßte der 1. Beigeordnete Ulrich Patzwaldt.
Am Festgottesdienst teilgenommen hatten auch Günter Schmidt für den Magistrat der Stadt Wetzlar, Ortsvorsteher Peter Pausch, Gemeindeleiter der Evangelischen Freien Gemeinde Laufdorf Dr. Martin Wünch sowie weitere Vertreter der benachbarten Kirchengemeinden.
bkl
Bild 1: Über die Neugründung der Evangelischen Kirchengemeinde Nauborn-Laufdorf freuen sich (v.l.): Rudolf Blunk (ehemaliger stellvertretender Vorsitzender Presbyterium Nauborn) Pfarrerin Hildegard Twittenhoff, Ulrike Dämon (ehemalige stellvertretende Vorsitzende Presbyterium Laufdorf) und Pfarrer Jörg Süß (Kirchenkreis).Bild 2: Im Festgottesdienst führte Pfarrerin Hildegard Twittenhoff auch den Bevollmächtigtenausschuss ein, der die Kirchengemeinde bis zur Einführung des neuen Presbyteriums Ende März leitet. Am Gottesdienst nahm auch Pfarrer Jörg Süß, der stellvertretende leitende Geistliche des Kirchenkreises an Lahn und Dill, teil.
Bild 3: Eine Kerze mit Bild und Text des neuen Kirchensiegels hatte Pfarrer Dr. Reinhard Vollmer gestaltet und Pfarrerin Kirsten Vollmer an Pfarrerin Hildegard Twittenhoff überreicht.
Bild 4: Der Chor „N.oice“ sang unter Leitung von Kurt Stiem auf der Empore.
Bild 5: Pfarrer Jörg Süß hielt ein Grußwort für den Kirchenkreis an Lahn und Dill.