Benefizgala für Namibia gibt Impulse für gemeinsamen Weg:

Pure Lebensfreude, gepaart mit tiefer Verwurzelung im christlichen Glauben: das wurde bei Liedern wie „Emanuele“ (Gott ist mit uns) und „Calvary“ (Golgatha)  zur Begrüßung der Menschen ganz unterschiedlicher kirchlicher und kommunaler Gruppen und Einrichtungen in Wetzlar und Umgebung deutlich. Die musikalische Vorstellung kam von zehn jungen Erwachsenen aus dem Süden Afrikas, acht aus Botswana und zwei aus Namibia, die derzeit für zwei Wochen in der Region an Lahn und Dill unterwegs sind. Dies im Rahmen der Partnerschaftsbegegnungen mit den Evangelischen Kirchenkreisen Braunfels und Wetzlar.

Wichtigster Anlass ihres Kommens ist das „Live my life“-Projekt, ein Musical, das sie gemeinsam mit jungen Menschen aus den Kirchenkreisen Wetzlar, Braunfels und Simmern-Trarbach unter Leitung von Gemeindepädagoge Thomas Fricke entwickelt und bereits im letzten Jahr in Afrika aufgeführt haben. So standen in der ersten Begegnungswoche bereits mehrere Proben für drei große Konzertveranstaltungen auf dem Programm. Während die Akteure „Live my life“ im Gemeindehaus Katzenfurt vor einem begeisterten Publikum mit Superintendent Roland Rust und Bürgermeister Jürgen Mock im Ganzen aufführten, präsentierten sie bei der traditionellen Benefizgala für Namibia im evangelischen „Haus der Begegnung“ zwischen Dorlar und Atzbach vor rund 200 Gästen einzelne Szenen und mehrere Lieder daraus.

In dem Stück geht es darum, wie Menschen unterschiedlicher Nationen und Kulturen voneinander lernen, Verständnis füreinander entwickeln und Gemeinsames auf den Weg bringen können. So tauschen drei Jugendliche aus Botswana, Namibia und Deutschland mit ihren Handys auch ihre Existenz, ihre Bilder, Kontakte und Musik und lassen damit den jeweils anderen an ihrem Leben teilhaben. Pretty Kebao (Botswana), Vaanda Karirao (Namibia) und Miriam Krentscher (Deutschland), unterstützt von einem vorwiegend aus Namibiern und Botswanern bestehendem Chor und einer Projektband, gelang es auf eindrückliche Weise, dies den Konzertgästen anschaulich darzustellen. Temperamentvolle Tanz- und Trommeleinlagen ergänzten die Darbietungen. „Music is the key to everyone“, lautete eines der schwungvollen Lieder, das die Menschen verbindende Bedeutung der Musik hervorhebt.

Durch das Programm der Benefizgala mit Bild- und Textvortrag über das Land sowie einem Interview mit den Namibiern Usiapo Tjiseseta und Vaanda Karirao führte die Vorsitzende des Partnerschaftsausschusses, Dr. Christiane Esser. Dabei wurde deutlich, dass für die Freunde aus Afrika die Partnerschaft mehr bedeutet als Projektfinanzierung: nämlich, das Leben als Christen miteinander zu teilen.

Zu hören waren bei der Gala auch der Kirchenchor unter Leitung von Hans-Martin Schlöndorf,  der Atzbacher Spielkreis, den Christoph Borries dirigierte sowie der von Christian Reinstädtler geleitete Posaunenchor der Kirchengemeinden Dorlar und Atzbach. Sie präsentierten geistliche Musik in deutsch und englisch, ein Mitklatschstück mit historischen Blasinstrumenten sowie traditionelle Choräle. Eine Andacht von Ortspfarrerin Manuela Bünger stand am Anfang der Gala.

Bereits nach einer Woche haben die jungen Erwachsenen aus Afrika hier vielfältige Erfahrungen gemacht. Eindrückliche Begegnungen mit Menschen und Einrichtungen gab es beispielsweise beim Wetzlarer Brückenlauf, an dem die Gruppe teilnahm,  einem Gespräch mit Wolfgang Muy von der Diakonie Lahn Dill, Besuchen von Konfirmandengruppen in Katzenfurt und Werdorf, Grundschulkindern und Schülern der Goetheschule in Wetzlar sowie beim Dialog mit den Partnerschaftsausschüssen der Kirchenkreise. Dass Armut auch in Deutschland ein Thema ist, erfuhren die Besucher aus Namibia und Botswana in der Christuskirche Niedergirmes, als sie dort beim Stadtteilfrühstück der Tafel zu Gast waren. Leiter der Tafelausgabe Christof Mayer informierte hier ausführlich über die Arbeit.

Olerile Kgololo, Leiter der Gruppe aus Botswana und als Sekretär der Gemeinde in seinem Dorf Lehututu tätig, findet besonders eindrücklich, dass die Arbeit mit Jugendlichen in Braunfels und Wetzlar in kreiskirchlichen Gremien organisiert ist: „Das möchte ich als Idee auch in meinem Land einbringen.“ Ebenso war die Jugendarbeit ein Schwerpunkt im Gespräch mit den Superintendenten Roland Rust und Jörg Süß, Pfarrerin für Ökumene Alexandra Hans und den Partnerschaftsbeauftragten Dr. Christiane Esser (Namibia) sowie Projektinitiator Thomas Fricke. Dabei ging es um die je unterschiedlichen Bedingungen und Perspektiven, beispielsweise in der Altersstruktur. „Wir bieten spezielle Gottesdienste für Jugendliche an“, berichtete Usiapo Tjiseseta, Jugendmitarbeiter in der Macedonia-Gemeinde in Windhoek und Leiter der Namibia-Delegation. Und auch in Botswana ist es kein Problem, junge Menschen für die kirchliche Arbeit zu interessieren. Während sie in der heimischen Region trotz vielfältiger kirchlicher Angebote wie KonfiCup, Konfitag und Freizeiten oft nur punktuell ansprechbar seien, könnte sicher auch die Musik ein Schlüssel sein, um Jugendliche für Kirche zu gewinnen, war eine Idee im Gespräch, das damit den Bogen zu einer richtungweisenden Aussage des Musicals schlug. „Musik ist eine Botschaft des Himmels“, so brachte Pretty Kebao ihre Überzeugung zum Ausdruck.

Wer die jungen Botswaner und Namibier noch nicht gehört und erlebt hat, der hat dazu beim dritten und letzten Konzert am Dienstag, 5. September, um 19 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Hohensolms (Höhenweg 5) Gelegenheit sowie beim Feierabendgottesdienst am Mittwoch, 6. September, um 19.30 Uhr in der Katzenfurter Kirche. Dort werden Tjiseseta und Kgololo die Predigt halten.

Die Delegationen statten weiterhin dem Hohenahrer Bürgermeister Armin Frink einen Besuch ab und werden einen Tag in Köln und Bonn verbringen.

In der dritten Besuchswoche reisen die jungen Afrikaner gemeinsam mit den Braunfelsern und Wetzlarern in den Kirchenkreis Simmern-Trarbach, auch hier mit Konzertaufführung (Sonntag, 10. September, 19 Uhr, Evangelische Kirche Rheinböllen) und weiterem Programm.

bkl[vc_gallery interval=”5″ images=”3668,3669,3670,3671,3672″ img_size=”full”]Bild 1: Drei Handys spielen eine wichtige Rolle in dem Musical „Live my life“, aus dem junge Erwachsene aus Namibia, Botswana und den Kirchenkreisen Braunfels und Wetzlar Teile bei der Namibia-Benefizgala im Gemeindehaus zwischen Dorlar und Atzbach präsentierten.

Bild 2: Usiapo Tjiseseta (l.) und Vaanda Karirao aus Namibia erzählten Christiane Esser bei der Benefizgala, was Partnerschaft für sie bedeutet.

Bild 3: “Music is the key to everyone” betonte ein Lied des Musicals die Menschen verbindende Kraft der Musik.

Bild 4: Viel Leben, Gesang und einen ergiebigen Erfahrungsaustausch mit den Superintendenten brachten die Partnerschaftsdelegationen aus Botswana und Namibia, die derzeit in der Region an Lahn und Dill unterwegs sind, ins Evangelische Rentamt in Wetzlar.

Bild 5: Auch am Wetzlarer Brückenlauf haben sie teilgenommen: Junge Erwachsene aus Namibia, Botswana und den Kirchenkreisen Wetzlar und Braunfels.