„Erstmals eine Moschee von innen gesehen“:

Mehrere hundert Wetzlarer haben am Tag der offenen Gotteshäuser vier unterschiedliche Gemeinden besucht. „Viele Teilnehmer haben vorher noch nie eine Kirche oder eine Moschee von innen gesehen“, stellte Quartiersmanagerin Chantal Maier nach zweieinhalb Stunden Gang durch Niedergirmes fest. Maier hatte mit Rabia Özkan von der türkisch-islamischen Union Ditib die Idee entwickelt, am 3. Oktober einen Tag der offenen Gotteshäuser anzubieten.

Bislang ist der erste Sonntag im Oktober traditionell der Erntedanksonntag in den Kirchen und bei den Muslimen ist der 3. Oktober der Tag der offenen Moschee.

Maier lud zu einer gemeinsamen Führung durch vier Gotteshäuser ein.

Daran nahmen 40 Christen und Muslime teil. „Die Zahl der Besucher hat uns gezeigt, dass Interesse am gegenseitigen Kennenlernen besteht“, resümierte Maier. „Die Veranstaltung hat sich gelohnt“.

An der Führung nahmen auch der Vorsitzende des Ausländerbeirates, Kadir Terzi, sowie die Vorsitzende des „Wetzlarer Interkulturellen Rates (WIR)“, Ingrid Knell, teil. Sie zeigte sich erfreut, dass es möglich geworden ist, sich gegenseitig zu besuchen und kennenzulernen. SeitJahren engagiere sich WIR für ein besseres Miteinander.

Start für den Rundgang durch die Kirchen und die Moschee war die katholische Kirche St.Walburgis. Dort erläuterte Gemeindereferentin Theresia Hermann, dass die Kirche in der einstigen Arbeitergemeinde zunächst sehr schlicht gehalten war. Ein Hochaltar wurde entfernt und durch einen Altar im Gottesdienstraum auf Höhe der Besucher eingebaut. Er solle zeigen „Gott ist mitten unter uns“. Hermann erläuterte Symbole an der Wand: „Das Kreuz ist für uns nicht ein Symbol des Todes sondern der Auferstehung“.

Nach einem Rundgang machte sich die Gruppe zu Fuß auf in die Ditib-Moschee. Dort erläuterten Rabia Özkan und der Imam Kedir Demir die Besonderheiten einer Moschee. „Jeden Freitag sind die Männer verpflichtet in der Moschee zu beten“, sagte Özkan. Ein Muslim müsse fünf Mal am Tag Gott anrufen. Der Teppich, der im Gottesdienstraum ausgelegt ist, zeige die Richtung nach Mekka an.

Schon bald ging es weiter in die Anskar-Kirche, wo die Besuchergruppe von Pastorin Sabine Bockel begrüßt wurde. Sie erläuterte, dass die Anskarkirche, benannt nach dem Apostel des Nordens, als Freikirche zum evangelischen Glauben gehöre. Ihre Mitglieder seien davon überzeugt, dass Gott heute noch Wunder tue und Christen ihren Glauben weitergeben sollten. „Wir haben keine Orgel sondern zeitgemäße Instrumente wie Gitarren und Schlagzeug“, erläuterte Holger Pagels.

Schließlich ging es in die evangelische Christuskirche, die nach dem Zweiten Weltkrieg fast 6000 Gemeindemitglieder hatte. Die zerstörte Kirche wurde wieder aufgebaut. Weil die Zahl der Gemeindemitglieder auf heute 1800 abgenommen habe, wurde 1969 eine Zwischendecke in die Kirchen eingebaut. Nun wird im oberen Bereich sonntags Gottesdienst gefeiert. Im Erdgeschoss sind Sozialräume entstanden. Die Gemeinde arbeitet eng mit der Tafel Wetzlar zusammen, ist also stark in der Sozialarbeit engagiert.

Immer wieder hatten die Besucher Fragen nach den Besonderheiten gestellt. Die Mili Görüs-Moschee und die Ahmadiyya Muslim Jamaat luden dieses Mal nicht ein, weil ihre Veranstaltungsräume zu klein sind und  Begegnungen unter Corona-Bedingungen nicht möglich sind.

red

Führungen gab es in Niedergirmes am “Tag der offenen Gotteshäuser durch die Christuskirche, die Ditib-Moschee, die Anskar-Kirche und St. Walburgis.