Kirchenkreis diskutiert über Zukunftsbilder für die Kirche im Dorf:

Eine Veranstaltung zur Zukunft der Kirche ohne Schwerpunkt auf Gemeindevereinigungen, Mitgliederschwund oder Sparmaßnahmen – gibt es so etwas heutzutage noch? Im evangelischen Gemeindehaus in Krofdorf haben sich Mitglieder aus dem Evangelischen Kirchenkreis an Lahn und Dill und darüber hinaus dieser Aufgabe gestellt. „Welche Vorstellungen haben wir von der Kirche, an der wir bauen wollen, welche Bilder der Zukunft für die Kirche im Dorf?“ lautete so das Thema eines zweitägigen Workshops mit der Entwicklung positiver Zukunftsbilder. Unter anderen nahm das Presbyterium (Kirchenvorstand) der Kirchengemeinde Braunfels mit Pfarrer Sven Seuthe vollzählig an der Veranstaltung teil. Zur Tagung hatten das Bildungsreferat im Evangelischen Kirchenkreis an Lahn und Dill und die Evangelische Akademie im Rheinland eingeladen.

Mit kurzen Statements zu Beginn stellten die Referenten Superintendent Dr. Hartmut Sitzler, Dr. Eva-Maria Gummelt, Studienleiterin für den Bereich „Ländliche Räume“ an der Evangelischen Akademie im Rheinland und die kreiskirchlichen Bildungsreferenten Marlene Schleicher und Jochen Gessner ihr je eigenes Zukunftsbild für Kirche auf dem Land vor. Die Kirche vom Zentrum, von Jesus Christus und nicht von ihren Grenzen her zu denken, dazu rief Superintendent Sitzler anhand eines Bildes von einer Wasseroberfläche mit konzentrischen Kreisen auf. Dr. Gummelt benannte die Gabenvielfalt der Kirchenmitglieder mit dem Bild einer Mauer mit zahlreichen Steinen. Chance der Kirche sei es, den ganzen Ort zu erfüllen, statt ein Ort unter vielen zu sein, machte Jochen Gessner an seiner Zeichnung eines Dorfplanes deutlich. Marlene Schleicher stellte mit dem Bild einer Pastorin, die einen digitalen Gottesdienst hält, die Chancen der digitalen Kirche vor.

Die Teilnehmenden brachten ihre Ideen und Wunschthemen selbst ein und bearbeiteten diese in Kleingruppen. Dabei stand weder die Kirche als Institution noch als Gebäude im Mittelpunkt. Wichtiger war den Teilnehmenden, die Menschen und den Glauben ins Zentrum ihrer Überlegungen zu stellen. Zuzuhören und wahrzunehmen, was die Menschen brauchen, ihnen den Rücken zu stärken und ihnen zu vermitteln, dass sie willkommen sind, wurde als Ziel benannt. Und dabei vom eigenen Glauben zu sprechen, der dankbar für das von Gott geschenkte Leben werden lässt, der Geborgenheit schenkt und die Gewissheit „Ich bin bedingungslos von Gott geliebt“. Kirche als einen Ort der Gemeinschaft, der Sicherheit und als ein Zuhause anzubieten, war das Anliegen der Gruppenmitglieder. „Kirche lebt von der Beteiligung ihrer Mitglieder“, hieß es zudem. So müssten die Gaben Einzelner entdeckt und sie in die kirchliche Arbeit eingebunden werden.

Dabei wurden auch lokale und überregionale Netzwerke, analog wie digital, in den Blick genommen. Laut der Teilnehmenden liegt noch viel Potential in der Kooperation mit Kommunen und Vereinen. Genauso wie in der digitalen Vernetzung, die zielgruppenorientiert genutzt werden kann, wie beispielsweise für Trauergruppen. Corona habe hier viel angestoßen. In der Kirchengemeinde Niederbiel beispielsweise gab es in dieser Zeit nicht nur für Gottesdienste, sondern auch für die unterschiedlichen Gemeindekreise ein digitales Angebot.

Zum Ende der Tagung stand die Frage nach den Umsetzungsmöglichkeiten der besprochenen Themen und Ideen im Mittelpunkt. Die Teilnehmenden bekamen Gelegenheit, ihr neu entwickeltes Zukunftsbild für „Kirche auf dem Land“ anhand von Bildkarten in Worte zu fassen. So wurde ein geschnürter Wanderschuh zum Symbol für den Aufbruch auf einem längeren Weg, eine Pusteblume zum Zeichen für den „frischen Wind“, der auf diesem Weg gebraucht wird oder Wolken, durch die das Licht bricht, zum Sinnbild für das hoffnungsvolle Osterlicht als Basis der Kirche. Wie wichtig es ist, auf die Menschen zuzugehen und persönliche Beziehungen zu ihnen aufzubauen, wurde am Schluss noch einmal deutlich.

In seiner Andacht zu Beginn der Tagung hatte der stellvertretende Superintendent Christoph Schaaf das Gesangbuchlied „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ und den Bibelvers „Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch“ aus dem 1. Petrusbrief, Kapitel 5, Vers 7, aufeinander bezogen. Der Pfarrer der Kirchengemeinde Wettenberg ermutigte dazu, Gott auch in schwierigen Zeiten und Situationen zu vertrauen.

 

bkl

 

Bild 1: Engagierte Diskussionen gab es beim Thema „Die Zukunft der Kirche auf dem Dorf“ im evangelischen Gemeindehaus in Krofdorf.

Bild 2: Superintendent Sitzler hat ein Bild einer Wasseroberfläche mit konzentrischen Kreisen für sein Zukunftsbild von Kirche gewählt.

Bild 3: Dr. Gummelt macht mit dem Bild einer Mauer die Vielfalt der Gaben der Kirchenmitglieder deutlich.

Bild 4: Marlene Schleicher hatte die digitale Kirche im Blick.

Bild 5: Jochen Gessner hatte eine Kirche, die das ganze Dorf erfüllt, gestaltet.

Bild 6: Der Mensch als wichtiger Bezugspunkt stand im Mittelpunkt dieser Arbeitsgruppe.

Bild 7: Wie der Glaube Menschen in ihrem Leben unterstützen kann, gehörte zu den Überlegungen dieser Kleingruppe.

Bild 8: Die Andacht zu Beginn des Workshops hielt Assessor Christoph Schaaf.