Hearing zu Rechtspopulismus in Wetzlar

„Faktencheck: Rechtspopulismus“ hieß es am Mittwoch in der Wetzlarer Kulturstation. Dabei ging es schwerpunktmäßig um die Auseinandersetzung mit der AfD und ihrem Parteiprogramm. Zum Leitthema „Herz statt Hetze“ und unter Moderation von Klaus Pradella (Hessischer Rundfunk) waren Vertreter der Kirchen, der Flüchtlingshilfe Mittelhessen, der IG Metall Mittelhessen, von Attac, AWO und NABU Lahn-Dill sowie Ernst Richter („Wetzlar Bunt statt Braun“) und die Landtagsabgeordnete Mürvet Öztürk zusammengekommen.

Für das öffentliche Hearing zu Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Nationalismus, Marktradikalismus sowie Demokratie- und Wissenschaftsfeindlichkeit hatten die Veranstalter mit den Worten geworben: „Allein mit dem Mut, dem Hass zu widersprechen und der Lust, die Pluralität auszuhalten und zu verhandeln, lässt sich Demokratie verwirklichen. Nur so können wir Rechtspopulisten begegnen.“ Entsprechend nahm Simone Pfitzner, Verantwortliche für die Frauenarbeit der Evangelischen Kirchenkreise Braunfels und Wetzlar, gemeinsam mit der Frauenbeauftragten des Lahn-Dill-Kreises, Petra Schneider, aus der Perspektive von Frauen Stellung zum Thema. Auf die Frage, wo die AfD eine frauenfeindliche Position einnehme, reagierte Pfitzner mit der Rückfrage: “Wer kann von einer Witwenrente leben, die lediglich 60 Prozent der Rente des Mannes beträgt?“ Nach Meinung der AfD gehöre die Frau ja ins Haus und zu den Kindern. Finanziell sei jedoch die Gleichstellung von Männern und Frauen noch lange nicht vollzogen. Angesichts von AfD-Frauen in hohen politischen Positionen machte sie deutlich, dass hier Reden und Handeln weit auseinanderklaffen: „Wie gespalten muss ich sein, wenn ich etwas ganz anderes fordere als ich lebe?“ Als Beispiel führte Pfitzner an, dass diese Frauen nicht in traditionellen Familien leben, wie es ihrer Forderung entspräche. Und das Genderthema ist ihr wichtig: „’Gender’ bedeutet ‚Gerechtigkeit’, beziehungsweise das „Gen der Gerechtigkeit’“. Gender bedeute nicht, das (sexuelle) Geschlecht frei wählen zu können, trat die kreiskirchliche Frauenbeauftragte einer weit verbreiteten Vorstellung entgegen, müsse aber in dem Sinne verstanden werden, dass die soziale Rolle frei wählbar sei.

Eine kirchliche Positionierung gegen Populismus gab es auch von Dr. Uwe Seibert von der Fachstelle Gesellschaftliche Verantwortung des Dekanates an der Dill: „Die Bibel spricht nicht von Ausgrenzung, sondern von Achtung und Menschenwürde“,  trat er der Meinung der AfD entgegen. Familiäre Strukturen hätten sich in den letzten Jahrzehnten verändert.

Der Abend schloss mit dem Kurzfilm der evangelischen und katholischen Kirche in Krefeld-Viersen „Ich will, dass du’s tust … geh’ wählen!“

Begrüßt hatte die rund 30 Anwesenden Reiner Kuntzsch vom globalisierungskritischen Netzwerk Attac.

Die Veranstaltung wird wiederholt am Mittwoch, 28. Juni, von 19 bis 21 Uhr im AWO-Mehrgenerationenhaus in Herborn (Walkmühlenweg 5).

bkl[vc_gallery type=”flexslider_slide” interval=”10″ images=”3148,3149,3150″ img_size=”full”]Bild 1: Simone Pfitzner, die kreiskirchliche Beauftragte für Frauenarbeit, trat beim „Hearing“ gegen Rechtspopulismus für die Gleichbehandlung von Männern und Frauen ein.

Bild 2: Dr. Uwe Seibert von der Fachstelle für Gesellschaftliche Verantwortung (l.) betonte, dass in der Bibel Achtung und Menschenwürde eine entscheidende Rolle spielen.

 Bild 3:  „Herz statt Hetze“ hieß es in der Wetzlarer Kulturstation beim Hearing zum Thema „Rechtspopulismus“.