Igal Avidan stellt sein neues Buch vor:

Sein in diesem Jahr erschienenes Buch „… und es wurde Licht!“ hat der israelische Journalist Igal Avidan im Gemeindesaal der Hospitalkirche mit einem anschaulichen Bildvortrag vorgestellt. Hinter dem Titel, der auf den Beginn der Schöpfungsgeschichte verweist, verbergen sich Hoffnungsgeschichten für Israel, die der in Berlin lebende Autor sehr lebendig erzählte. Die Geschichten eröffnen durch ihre Eindrücklichkeit Visionen, wie Juden und Araber in einem tief gespaltenen Land friedlich miteinander leben können.

Ausgehend von den Unruhen im Mai 2021, wo es als Folge der Ausschreitungen um die al-Aqsa-Moschee auf dem Tempelberg in der Jerusalemer Altstadt zu Attacken auf Juden kam, hatte Avidan 50 jüdische und arabische Israelis gefragt, wie sie diese Ausbrüche erlebt haben und wie sie die Zukunft sehen. Dazu war er in die fünf „gemischten“ Städte Akko, Haifa, Jaffa, Lod und Ramle sowie nach Jerusalem gereist und hatte zudem den Kibbuz Lochamei haGetaot mit dem von ehemaligen Widerstandskämpfern und Partisanen gegründeten „Haus der Ghettokämpfer“ besucht.

Die Zuhörer erfuhren von einem Kindergarten in Haifa, in dem die Kinder mit beiden Kulturen und Sprachen aufwachsen, von einem Arabisch-Hebräischen Theater in Jaffa und von einer Mauer in Ramle, in die auf Betreiben einer beduinischen Schulleiterin ein Tor eingebaut wurde, sodass sich arabische und jüdische Schüler treffen können. Sie hörten von einem jungen Gefängnisinsassen, ehemals Mitglied einer Terrororganisation für die Befreiung Palästinas, der einen offenen Brief an den iranischen Präsidenten Ahmadinedschad schrieb, mit der Leugnung des Holocaustes aufzuhören. Und der überzeugt ist, dass das Wichtigste, was ein künftiger Staat Palästina von Israel übernehmen sollte, die Demokratie ist.

Bewegend war auch die Geschichte von Uri Jeremias, genannt „Uri Buri“, der als Israels berühmtester Fischkoch gilt. Im Mai 2021 hatten arabische Randalierer sein Restaurant in Akko niedergebrannt und sein Hotel schwer beschädigt. „Uri ist notorischer Optimist und glaubt auch nach den Anschlägen weiter an eine friedliche Zukunft in der jüdisch-arabischen Stadt Akko“, schreibt Avidan über den ersten jüdischen Israeli in der Altstadt. Bereits im August desselben Jahres habe der Koch ein provisorisches Restaurant eröffnet und sei acht Monate nach dem Anschlag an den alten Standort zurückgekehrt. Als zur Eröffnung mit Bürgermeister und US-Botschafter der einheimische Chor der drei Religionen sang, sei dies ein Signal gewesen: „Wir kehren zurück, um zusammen etwas Gutes zu machen.“

Auch von Bashir und Dalia erfuhren die Anwesenden. Die beiden machten aus einem Haus, das zunächst Bashirs Familie gehörte und dann Dalias, eine Begegnungsstätte, das „Open House“ in Ramle. Bashir musste mit seiner Familie 1948 nach Ramallah flüchten, Dalias Familie wohnte danach in dem Haus. Die junge Frau hieß Bashir willkommen, als er nach Ramle kam und sie fragte, ob er das Haus seiner Kindheit betreten dürfe. Es folgte eine Einladung nach Ramallah und eine Freundschaft, die auch mit einigen Herausforderungen zurechtkommen musste. Das gemeinsame Haus jedoch sollte zum friedlichen Zusammenleben beitragen, auch im Land.

Im anschließenden Gespräch beantwortete Avidan, der von 17 Buchlesungen allein in diesem Monat berichtete, die Fragen der Anwesenden. So hält er einen Regierungswechsel in Israel für nötig. Das Vertrauen in Netanjahu sei stark gesunken, wie auch das Vertrauen der Menschen in Gaza in die Hamas. „Es gibt Menschen, die zueinander halten, trotz Krieg und Gewalt“, schloss Igal Avidan mit einer hoffnungsvollen Perspektive.

Den Abend moderierte Pfarrer Wolfgang Grieb (Hermannstein), der die Anwesenden im Namen der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Gießen-Wetzlar und des Evangelischen Kirchenkreises an Lahn und Dill begrüßte. Er rief zu Spenden am Ausgang auf: „Wir wollen damit die Opfer auf beiden Seiten unterstützen.“

 

Igal Avidan, 1962 in Tel Aviv geboren, studierte in Israel Englische Literatur und Informatik, bevor in Berlin ein Studium in Politikwissenschaft hinzukam. Als Nahostexperte arbeitet er seit 1990 als freier Journalist aus Berlin und Deutschlandkorrespondent für israelische und deutsche Zeitungen und Hörfunksender. Igal Avidan hält für mehrere deutsche Organisationen und Stiftungen Vorträge über Israel und den Friedensprozess im Nahen Osten. Sein aktuelles Buch „… und es wurde Licht!“ ist 2023 im Berenberg Verlag Berlin erschienen, hat 256 Seiten und ist zum Preis von 18 Euro erhältlich und auch als E-Book verfügbar.

bkl

 „… und es wurde Licht!“ ist der Titel des Buches, das der israelische Journalist Igal Avidan im Gemeindehaus der Wetzlarer Hospitalkirche vorstellte. Das Bild zum Titel hat er selbst fotografiert.