Superintendent Sitzler: „Wir haben deine zurückhaltende ruhige Art geschätzt“
Mit einem Gottesdienst im Konferenzzentrum des Klinikums Wetzlar ist Pfarrer Hans-Dieter Dörr (66) in den Ruhestand verabschiedet worden. Rund 22 Jahre Gemeindedienst und anschließend elf Jahre als Klinikseelsorge finden damit einen Abschluss. Superintendent Dr. Hartmut Sitzler entpflichtete den Seelsorger von seinen Aufgaben. „Dieser Abschied geht nicht ohne ausdrücklichen Dank“, sagte Sitzler vor rund 60 Besuchern, die sich von Dörr verabschiedeten. Dabei erinnerte der Superintendent an die Gemeindearbeit von Dörr in Dutenhofen, sein Engagement im Kirchenkreis und zuletzt im Krankenhaus. „Du hast uns allen damit sehr gut getan“, fasste Sitzler das Wirken des Pfarrers zusammen. „Du bist für viele Menschen wertvoll geworden, weil du dich nicht aufgedrängt hast“. Vor allem seine zurückhaltende, ruhige Art sei geschätzt worden. Dörr hatte vor einem Jahr auch die evangelische Seelsorge in der Neurologischen Klinik (BdH-Klinik) Braunfels übernommen. Landrat Wolfgang Schuster (SPD), zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Lahn-Dill-Kliniken, lobte Dörr und den katholischen Krankenhausseelsorger Peter Hermann, der bereits im März in den Ruhestand getreten ist: „Dörr und Hermann waren lange Jahre das Gesicht der Klinikseelsorge“, sagte Schuster.
Die Ärzte könnten gut arbeiten, aber sie könnten die Seele nicht reparieren. Oft sei die Zeit zu kurz für Gespräche. Er sei den Kirchen dankbar, dass sie Seelsorger in die Kliniken schicke, die Seelen trösten und aufbauen.
Klinik-Geschäftsführer Tobias Gottschalk dankte Dörr auch im Namen des Personals. „Sind sehr wertvoll nicht nur für die Patienten gewesen, sondern auch für unsere Mitarbeiter gewesen“. Die stellvertretende Ärztliche Direktorin der BdH-Klinik Braunfels, Ingrid Sünkeler, sprach Dörr ihren Dank aus: „Wir sind dankbar, dass Sie so waren, wie Sie sind – immer leise, so dezent und doch immer präsent“. Die Neurologin erinnerte auch daran, dass Dörr im Ethikkomitee mitgearbeitet habe. „Ich weiß, dass Sie die Türen geöffnet haben, Licht in die Herzen der Patienten und Mitarbeiter gebracht haben, für die schwer Hirngeschädigten“.
Am Gottesdienst wirkten auch der katholische Krankenhausseelsorger Christian Enke und sein Vorgänger Peter Hermann mit. Grußworte sprachen auch die katholische Klinikseelsorgerin Dorothea Verdcheval aus Braunfels, Martin Schorn für die evangelische Kirchengemeinde Dutenhofen und Heidi Stiewink für den kreiskirchlichen Dienst in der Wiedereintrittstelle. Musikalisch umrahmt wurde die Feier vom Bläserkreis Dutenhofen unter der Leitung von Christof Kraft.
In seiner Predigt schilderte Dörr den Alltag in der Klinik aus Sicht einer Patientenzimmertür. „Die Patienten sind drinnen, aber im Grunde genommen draußen. Sind aus ihrem System gefallen, aus ihrer bisherigen Welt gefallen. Heraus aus dem, was ihnen Sicherheit gegeben hat“, formulierte Dörr. Mancher habe dem Klinikseelsorger den Lebensrucksack geöffnet, gebetet und Segen empfangen. Es habe Abschiede bei Sterbenden gegeben, aber auch Gespräche mit dem Pflegepersonal sowie den Ärzten. Schließlich nannte Dörr Jesus als Tür zu Gott. Landete bei Psalm 23 „Ich bin der gute Hirte“. Jesus sei die Tür zum Leben, rief er den Besuchern des Abschiedsgottesdienstes zu. „Ich bin davon überzeugt, dass Jesus Christus mit dabei ist“, erklärte er seine Gelassenheit bei den Gesprächen am Krankenbett. „Jesus ist eine Tür, die offen ist. Jeder ist mit offenen Armen willkommen“.
Damit Dörr die Zeit des Ruhestandes nun ausfüllen könne, überreichte ihm Landrat Schuster das Buch: „111 Orte in Mittelhessen, die man gesehen haben muss“.
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