Mittelhessen beteiligen sich an friedlichen Protesten gegen Atomwaffen:

Rund tausend Menschen haben bei einem Aktionstag am Fliegerhorst Büchel in der Eifel, zu dem Reden, ein Kulturprogramm und ein ökumenischer Gottesdienst gehörten, ein Atomwaffenverbot und mehr zivile Konfliktlösungen gefordert. Unter ihnen waren auch friedenspolitisch engagierte katholische und evangelische Christen aus der Region an Lahn und Dill.

Mit Christen aus mehreren evangelischen Landeskirchen und der katholischen Friedensbewegung Pax Christi in Kooperation mit ICAN (Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen) und IPPNW (Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges) hatte der Arbeitskreis Frieden im Evangelischen Kirchenkreis an Lahn und Dill zum zweiten Mal zu diesem Aktionstag eingeladen. Acht Interessierte reisten mit einem Bus von Pax Christi Rhein-Main an.

Bereits zwei Tage vor Beginn hatten zudem Gabriele Hünninger und Pfarrer Stephan Hünninger vom Laurentiuskonvent Laufdorf an einem Workshop zur Vorbereitung des Tages teilgenommen. So habe ein „Bombenballett“ die Atomsprengköpfe in originaler Größe sichtbar gemacht, erzählte Stephan Hünninger: „Sie kreisten mithilfe von zahlreichen Akteuren des Workshops während des Aktionstages um die Anwesenden und wurden am Ende unter Applaus in einer großen gelben Tonne recycelt.“ Mit einer anderen Gruppe habe eine japanische Schauspielerin eine bewegende Sprechmotette zu Hiroshima einstudiert, berichtet der friedenskirchlich engagierte Pfarrer. Und am Folgetag hätten zahlreiche Workshop-Leute in einer gewaltfreien Aktion die drei Einfahrten zum Fliegerhorst blockiert. Dabei konnten mit Liedern, Tänzen und einem Netz aus farbigen Wollfäden fantasievolle Akzente gesetzt werden. „Die Teilnehmenden waren getragen von der Überzeugung, im Sinne des internationalen Völkerrechts gegen die von der UN geächteten Massenvernichtungswaffen einzutreten“, so Hünninger.

Mehr Rüstung bringe nicht mehr Frieden, sondern mache Krieg wahrscheinlicher, mahnte Margot Käßmann.  Die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und ehemalige hannoversche Landesbischöfin sagte in ihrer Predigt im ökumenischen Gottesdienst zum Aktionstag: „Im Zeitalter von Massenvernichtungswaffen kann niemand mehr Krieg als ein Werkzeug Gottes sehen“. Im Blick auf die internationale Verantwortung gehe es statt um mehr militärische Verantwortung um mehr Friedensverantwortung Deutschlands. In Büchel sollen in unterirdischen Bunkern noch etwa 20 US-Atombomben lagern.

In einem Grußwort, das beim Aktionstag verlesen wurde, unterstützte auch der amtierende EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm die UN-Initiative zur weltweiten Ächtung der Atomwaffen. Bei der EKD-Synode in diesem Jahr wird das Thema Frieden im Mittelpunkt stehen. Die Evangelische Kirche im Rheinland hat anlässlich des Endes des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren in 2018 ein Friedenswort beschlossen, das zur Diskussion in Kirchengemeinden, Kirchenkreisen und Landeskirche anregen soll. Entsprechende Rückmeldungen „auf dem Weg zum gerechten Frieden“ werden der Landessynode 2021 vorgelegt und dort beraten.

Im Evangelischen Kirchenkreis an Lahn und Dill bieten der Arbeitskreis Frieden und die Kirchengemeinde Braunfels am Samstag, 19. Oktober, von 10 bis 17.30 Uhr einen Studientag unter dem Titel „Pass auf, Abigail – gewaltfrei handeln in Gefahr!“ an. Referent ist Heinz Bächer, Trainer bei „gewaltfrei handeln e.V.“ aus Jena, Treffpunkt ist das Evangelische Gemeindezentrum Braunfels (Gartenstr. 25). Anmeldungen sind unter 06442 – 5771 oder unter braunfels@ekir.de möglich.

bkl / Fotos: ICAN

Bild 1: Das „Bombenballett“ zeigte Atomsprengköpfe in originaler Größe.

Bild 2: An der Sprechmotette zum Atombombenabwurf auf Hiroshima beteiligte sich auch Pfarrer Stephan Hünninger (l.) vom Arbeitskreis Frieden im Kirchenkreis an Lahn und Dill.

Bild 3: Gewaltfreie Aktion mit Blockade der Einfahrten zum Fliegerhorst Büchel: Ein Netz aus farbigen Wollfäden demonstriert auf kreative Weise den Widerstand.