Ausstellung zu 25 Jahre Partnerschaft in der Unteren Stadtkirche eröffnet:

„Im Namen des Kreissynodalvorstandes danke ich Ihnen, dass Sie uns die Ikonen zeigen und uns hinein nehmen in das Geheimnis, das dahinter liegt und sich unseren Blicken entzieht. Vielen Dank, dass Sie uns teilhaben lassen an Ihrer Jahrhunderte alten Tradition und Ihrem Glauben.“ So hatte der Wetzlarer Superintendent Jörg Süß den russisch-orthodoxen Ikonenmaler Michail Nikolskij aus Tambow und seine Frau Tatiana Nikolskaia zur Eröffnung einer Ikonenausstellung in der Unteren Stadtkirche in Wetzlar begrüßt.

Dazu eingeladen hatte anlässlich des 25-jährigen Partnerschaftsjubiläums mit der Metropolie (Kirchenkreis) Tambow der Osteuropa-Ausschuss im Evangelischen Kirchenkreis Wetzlar. Der Vorsitzende, Pfarrer i.R. Ernst-Udo Küppers, der durch den Abend führte, berichtete, wie er und seine Frau Ursula Küppers, stellvertretende Ausschussvorsitzende, Nikolskij 1992 in Tambow kennengelernt hatten und wie sich die Partnerschaftsbegegnungen insgesamt bis heute positiv entwickelt hatten.

Michail Nikolskij, Professor für Kunst und Design an der Dershawin Universität Tambow, der bereits 2009 im Haus der Kirche und Diakonie Ikonen ausgestellt hatte,absolvierte in den 90er Jahren die Klasse für Ikonenmalerei am Himmelfahrt-Frauen-Kloster Tambow. Der 44-Jährige ist zudem Direktor der Polenow-Malschule für Angewandte Kunst und unterrichtet Ikonenmalerei am Tambower Geistlichen Seminar. Gemeinsam mit Studenten hat er viele Kirchen ausgemalt. 2015 gründete Nikolskij die Künstlervereinigung „Zum Licht“, die mit hellen Farben und dem bevorzugten Malachitgrün eine neue Tradition etabliert.

Zehn Ikonen mit unterschiedlichen Christus-Darstellungen auf der Grundlage biblischer Texte hat der Künstler im Laufe eines halben Jahres bis zum Sommer 2017 für die Ausstellung in der Unteren Stadtkirche angefertigt. Sie trägt den Titel „Gottes Angesicht suchen“ und stellt die Menschwerdung Gottes in Christus in den Mittelpunkt. „Die Ikonen spiegeln verschiedene Angesichter Gottes“, erläuterte Nikolskij. So ist der Gottessohn unter anderem als „Pantokrator“ („der Allmächtige“) zu sehen, als „Lamm Gottes“, als Gekreuzigter, mit der Gottesmutter oder als Erlöser.

Für die Anfertigung seiner Kunstwerke hat Nikolskij eine alte Technik der Ikonenmalerei genutzt und mit Eitempera die traditionellen Farben Weiß, Ocker, Malachitgrün und Rot verwendet. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch das Blattgold.

Wetzlar sei die erste Station seines Ikonenprojektes, machte der Künstler deutlich. Die Ausstellung wird noch in mehreren russischen Städten, darunter auch Moskau, präsentiert werden. In der Unteren Stadtkirche werden zudem 20 weitere Ikonen gezeigt, die entweder Nikolskij selbst, einer seiner Lehrer oder ein anderer Ikonenmaler aus Tambow angefertigt haben. Diese Ikonen haben Mitglieder des Osteuropa-Ausschusses zur Verfügung gestellt.

Partnerschaftsdezernent Karlheinz Kräuter freute sich über „ein Stück russischer Kultur“, das Nikolskij nach Wetzlar gebracht habe und sicherte die weitere Unterstützung der Stadt in der Partnerschaftsarbeit zu. „Frieden stiften ist vergleichbar mit Ikonen malen“, sagte Pastor Ernst von der Recke vom Arbeitskreis Frieden im Kirchenkreis Braunfels, „beides muss gelernt werden.“

Mit einer eigens angefertigten Christus-Ikone sowie mit Urkunden der Stadt, der Region und der Kunst-Malschule Tambow bedankte Michail Nikolskij sich bei Superintendent Süß für die gute Zusammenarbeit mit dem Kirchenkreis Wetzlar. Urkunden der Dershawin-Universität und Medaillen der Malschule verlieh Tatiana Nikolskaia an Ehepaar Küppers und die Mitglieder des Osteuropa-Ausschusses.

„Im Reformationsjahr ist es uns wichtig, zu zeigen, dass wir trotz aller Unterschiedlichkeiten auch in unseren Kirchen, wieder auf Jesus Christus als den Grund des christlichen Glaubens zurückkommen“, sagte Ursula Küppers am Rand der Veranstaltung: „Und da ist die Sichtweise der orthodoxen Kirche eine wichtige Ergänzung.“

Öffnungszeiten und weitere Aktionen zum Partnerschaftsjubiläum

Geöffnet ist die Schau in der Unteren Stadtkirche noch bis zum 18. November: werktags von 15.30 bis 18 Uhr, am Samstag, 11. November, von 11 bis 13 Uhr, am Sonntag, 12. November, 12 bis 14 Uhr und am Samstag, 18. November, von 11 bis 15 Uhr.

Bei der „Langen Nacht der Kirchen“ am 17. November, 21 Uhr, gibt  der Künstler einen Einblick in seine Werkstatt und bietet am 18. November von 11 bis 15 Uhr einen Workshop zur Gestaltung von Ikonen an. Jeweils 15 Minuten vor Schluss der Öffnungszeiten laden Osteuropa-Ausschuss und Arbeitskreis Frieden zum Gebet ein, in dessen Mittelpunkt eine Ikone steht.

bkl

[vc_gallery interval=”5″ images=”4021,4022,4023,4024,4025″ img_size=”full”]Bild 1: Zehn im vergangenen Jahr eigens angefertigte Ikonen stellt der Künstler Michail Nikolskij aus Tambow derzeit in der Unteren Stadtkirche aus. Hier steht er zwischen seinen Bildern „Gottesmutter“ (links) und „Christus Pantorkrator“ (rechts).

Bild 2: Pfarrer i.R. Ernst-Udo Küppers, Vorsitzender des Osteuropa-Ausschusses, zeichnete in seinem Vortrag die Geschichte der 25-jährigen Partnerschaftsbegegnung zwischen dem Kirchenkreis Wetzlar und der Metropolie Tambow nach (rechts Michail Nikolskij und seine Frau Tatiana Nikolskaia).

Bild 3: Über eine selbst gemalte Ikone als Dank für die gute Zusammenarbeit freute sich Superintendent Jörg Süß (rechts). Er nahm sie von Michail Nikolskij für den Kirchenkreis Wetzlar entgegen.

Bild 4: Zahlreiche Mitglieder des Osteuropa-Ausschusses und der kreiskirchlichen Partnerschaftsarbeit waren anlässlich der Vernissage der Ikonenausstellung zum 25-jährigen Jubiläum in die Untere Stadtkirche Wetzlar gekommen.

Bild 5: Im Anschluss an die Ausstellungseröffnung gab es einen Empfang.