Frieden und Versöhnung, die Jugendarbeit und die Seelsorge gehörten zu den Inhalten und Aufgaben, die das Leben von Horst Wilczek-Sommer entscheidend geprägt haben. Am 30. Januar ist der bis in seine letzten Lebensjahre in Gemeinden und Kirchenkreis engagierte Pfarrer im Ruhestand mit 83 Jahren an den Folgen von COVID-19 gestorben.
Wilczek-Sommer, der zuletzt in Wetzlar wohnte, war Pfarrer im ehemaligen Königsberger-Diakonissen-Mutterhaus auf dem Altenberg und wirkte dort von 1996 bis zu seinem Ruhestand 2002 als Altenheimseelsorger. Diese Jahre standen am Ende einer Laufbahn mit vielfältigen beruflichen Stationen als Handwerker, Diakon, Gemeindemissionar und Pfarrer.
1937 in Essen geboren, war Horst Wilczek-Sommer zunächst als Handformer in einer Stahlgießerei in Mülheim an der Ruhr tätig. Bis 1965 absolvierte er eine Ausbildung zum Diakon in Duisburg, wurde CVJM-Sekretär in Krefeld und ab 1968 Jugend- und Gemeindediakon in Wetzlar-Dalheim.
Fünf Jahre später wechselte der Seelsorger nach Nauborn und Laufdorf und legte 1975 die Prüfung zum Gemeindemissionar mit der Amtsbezeichnung „Pastor“ ab. Im gleichen Jahr ordinierte ihn der ehemalige Braunfelser Superintendent Ernst Küppers. 21 Jahre lang wirkte Wilczek-Sommer im Anschluss als Gemeindemissionar in Nauborn und Laufdorf. Die Anstellungsfähigkeit als Pfarrer der rheinischen Kirche wurde ihm 1992 zuerkannt. Vier Jahre später übernahm der Seelsorger die zweite Pfarrstelle im Königsberger-Diakonissen-Mutterhaus.
Schwere Kindheitserinnerungen aus dem 2. Weltkrieg bewogen Horst Wilczek-Sommer dazu, 1957 als einer der Ersten den Kriegsdienst zu verweigern und sich später entsprechend im Kirchenkreis zu engagieren. So war er Synodalbeauftragter für Kriegsdienstverweigerung, Gründungsmitglied des Arbeitskreises Frieden im Kirchenkreis Braunfels sowie Synodalbeauftragter für das Christlich-Jüdische Gespräch. Er beteiligte sich an Mahnwachen gegen die Apartheid und setzte sich für die Abschaffung von Atomwaffen und die Versöhnung mit den Völkern im heutigen Russland ein. Theologisch geprägt haben ihn Mahatma Gandhi, Martin Luther King und Dietrich Bonhoeffer.
Horst Wilczek-Sommer hat auch mit über 80 Jahren noch viele Gottesdienst- und Kasualvertretungen in Kirchengemeinden übernommen sowie Andachten und Seelsorgebesuche bei der Königsberger Diakonie. Bis zuletzt hat er sich um seine Familie gesorgt und sehr interessiert die politischen Entwicklungen verfolgt. Den Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus drei Tage vor seinem Tod nahm er noch bewusst wahr und sagte, dass die damit verbunden Ereignisse nicht vergessen werden dürften.
Um Horst Wilczek-Sommer trauern seine vier Söhne, Heidi Sommer und seine gesamte große Familie. Der Trauergottesdienst findet im kleinen Kreis statt.
bkl / Foto: Familie Wilczek-Sommer