Rund 80 Delegierte aus dem Kirchenkreis kamen am Wochenende zur Herbstsynode des Evangelischen Kirchenkreises an Lahn und Dill in den Bürgerstuben in Hüttenberg zusammen. Superintendent Dr. Hartmut Sitzler eröffnete die zweitägige Tagung mit seinem Bericht zur Lage des Kirchenkreises, unter dem Leitmotiv einer Kirche im Wandel, die aus ihrer inneren Kraft lebt.

Kirche im Wandel – bewusst unterwegs

„Wir stehen als Kirche in einer Zeit des Wandels“, sagte Hartmut Sitzler zu Beginn. Veränderungen seien nicht Verlust, sondern Ausdruck von Entwicklung. Positiv hob er hervor, dass vielerorts mit Klarheit und Realismus über Gemeindegrenzen hinaus gedacht werde: „Ich erlebe realistische und klar denkende Presbyterien.“

Positive Entwicklungen: Lektorenarbeit, Seelsorge, FEJ und Social Media

Besonders würdigte der Superintendent die Ausbildung von Lektor*innen, die es Ehrenamtlichen ermöglicht, Gottesdienste zu gestalten. Auch ein neuer Kurs zur Ausbildung von Ehrenamtlichen in der Seelsorge soll im Frühjahr 2026 beginnen.

Hervorgehoben wurde das Freiwillige Evangelische Jahr (FEJ): Vier junge Erwachsene leben in Münchholzhausen, engagieren sich in Gemeinden sowie sozialen Einrichtungen und bereiten gemeinsam eine Reise zu Partnerkirchen in Botswana und Namibia vor. „Das FEJ schenkt jungen Menschen Räume fürs Wachsen und uns neue Perspektiven“, so Sitzler.

Zudem nehme die Präsenz des Kirchenkreises in sozialen Medien zu, ein Beitrag zu Beziehung, Austausch und Zugänglichkeit.

Drei gute Gründe in der Kirche zu Hause zu sein

Superintendent Sitzler betonte, dass es heute mehr denn je darauf ankommt, deutlich zu machen, warum Kirche ein wertvoller Ort im Leben sein kann. „Mitgliedschaft ist heute keine Selbstverständlichkeit. Menschen entscheiden bewusst, wo sie dazugehören möchten.“ Umso wichtiger sei es, selbstbewusst zu zeigen, was Kirche ausmacht:

  1. Diakonische Verantwortung
    Kirche übernimmt Verantwortung für Menschen, die Unterstützung brauchen – im Sozialraum, in Seelsorge, in Einrichtungen. Diese Verantwortung gehört zur DNA der Kirche.
  2. Begleitung junger Menschen
    Kinder, Jugendliche und Familien erleben in der Kirche Räume, in denen sie ernst genommen werden, wachsen können, Fragen stellen dürfen. Kirche vermittelt Würde, Halt und innere Stärke unabhängig von Leistung und Erfolg.
  3. Glaube als Kraftquelle
    Der christliche Glaube schenkt Orientierung und Halt, besonders in Krisen, bei Verlust oder Schuld. Er öffnet Räume für Trost, Hoffnung und Versöhnung.

„Beziehung schlägt Argument“, betonte er. „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“

Ein Bild vom Baum – Erneuerung aus innerer Lebenskraft

Zum Abschluss nahm Sitzler das Bild einer Kastanie vor seinem Pfarrhaus auf. Sie wurde in diesem Jahr stark zurückgeschnitten und treibt doch kraftvoll weiter aus. „Wenn ein Baum von innen lebendig ist, dann stärkt ein Rückschnitt seine Entwicklung“, sagte er. „So erlebe ich auch unsere Kirche: Vielleicht kleiner an manchen Stellen, aber mit neuem Wachstum, neuen Ideen und einer Lebendigkeit, die aus der Tiefe kommt.“

Sein Wunsch: „Gebe Gott uns innere Klarheit für unsere Aufgaben.“

Pfarrstellen gut entwickelt

Der Kirchenkreis blickt auf positive Entwicklungen bei der Pfarrstellenbesetzung. Die Gemeinden Leun-Tiefenbach, Dutenhofen/Münchholzhausen und Lützellinden sowie Wettenberg konnten mit Pfarrerin Christin Jeworrek, Pfarrerin Andrea Ehrhardt und Pfarrer Dr. Soonmyung Kwon neu besetzt werden. Ebenso wurde die Stelle des Schulreferats mit Dr. Johannes Zeisset neu eingerichtet.

Altersbedingte Veränderungen in Trinitatis und Wetzlar werden im Rahmen der Pfarrstellenkonzeption verantwortungsvoll gestaltet. Im Fall von Pfarrer Jörg Süß (Wetzlar) wird diese Stelle nicht wiederbesetzt werden, mit der Gemeinde ist bereits eine Perspektive für die kommenden Jahre und die zu erwartenden Ruhestandseintritte entwickelt worden. Im Fall der Trinitatisgemeinde wird die Situation durch die pfarramtliche Verbindung mit Werdorf-Berghausen (Pfarrer Marcus Brenzinger) neu geordnet.

Konfirmandenarbeit vielfältig und lebendig

Die Berichte aus den Gemeinden hatten dieses Jahr den Schwerpunkt „Konfirmandenarbeit“ und zeigten ein breites Spektrum: Gemeindepädagogische Teams, offene Lernformen, Projekte wie Konfi-Cup, Aktionen für Brot für die Welt und Begegnungen bei der Tafel. Auch konfessionslose Familien suchen den Kontakt zur Kirche. Ein Zeichen anhaltender Relevanz.

Wahlen

Die Synode wählte:

  • Michael Clemens (Werdorf) zum Synodalältesten
  • Dr. Birgit Lauber (Kleebachtal) zur 4. stellvertretenden Synodalältesten
  • Patrick Stübiger (Aßlar) zum 5. stellvertretenden Synodalältesten

Finanzen, Verwaltung und Gebäude

Die kreiskirchliche Umlage für 2027 wurde auf 13,5 % des Netto-Kirchensteueraufkommens festgesetzt.
Die Leitung des Kirchenamts Dr. Claudia Kissling berichtete aus der Verwaltung, u. a. zu Kooperationen, Energiebeschaffung, IT-Umstellungen und Datenschutz.

Die Abteilung Organisation und Liegenschaften stellte die Gebäudestrukturanalyse vor, die Kirchengemeinden unterstützt, ihre Gebäude nachhaltig und bedarfsgerecht zu entwickeln.

Außerdem beantragte die Kreissynode bei der Landessynode, die Möglichkeiten alternativer Zugänge zum Pfarrdienst über den bereits erreichten Umfang hinaus zu erweitern. Dabei sei zum Beispiel an eine vereinfachte Anerkennung von Abschlüssen jenseits der etablierten deutschsprachigen Fakultäten gedacht. Außerdem solle eine zeitgemäße Anknüpfung an den früheren Dienst von Gemeindemissionaren ermöglicht werden.

Auch die kreiskirchliche Wahlkollekte wurde festgelegt. Gewählt wurde der Förderverein „Kirche mit Kindern“ in der EKiR e.V. sowie die Jugendbegegnungen zwischen Jugendlichen aus drei Ländern – Musical „Lost and Found“.

Gottesdienst zum Auftakt

Eröffnet wurde die Synode am Freitag, 07.11.2025, mit einem Gottesdienst in der Evangelischen Kirche Hochelheim anlässlich des 1.700-jährigen Jubiläums des Konzils von Nicäa. Verantwortet wurde der Gottesdienst vom Osteuropaausschuss des Kirchenkreises sowie Pfarrer Björn Heymer. Musikalisch gestaltet wurde er von Dorothea Hanstein (Gesang) und Kreiskantor Dietrich Bräutigam (Orgel).

 

JCK

 

FOTOS: Jan-Christopher Krämer

FOTO 1: Rund 80 Delegierte trafen sich zur Herbstsynode in Hüttenberg.

FOTO 2: Dr. Hartmut Sitzler mit dem neugewählten Synodalältesten Michael Clemens (Werdorf) und dem neuen 5. stellvertretenden Synodalältesten Patrick Stübiger (Aßlar). Nicht im Bild Dr. Birgit Lauber (Kleebachtal), die zur 4. stellvertretenden Synodalältesten gewählt wurde.

FOTO 3: Der Kreissynodalvorstand: (v. l.) Pfarrer Marcus Brenzinger, Michael Clemens, Dr. Gerhard Noeske, Assessor Christoph Schaaf, Superintendent Dr. Harmut Sitzler, Marion Giersbach-Schmidt sowie Martin Veit. 

FOTO 4: Ein Dankeschön für eine perfekt organisierte Synode an (v. l.) Christina Troß, Johanna Pfeiffer und Sonja Pradl von der Superintendentur des Kirchenamts .